Samstag, 19. Juni 2021

Vienna History Club

Hohe Warte, 19.6.2021

Am 19. Juni 1921 wurde das Stadion Hohe Warte eröffnet. Genau hundert Jahre später eröffnete der 1894 gegründete älteste Fußballverein der Stadt und des Landes First Vienna Football Club hier sein eigenes Museum, den Vienna History Club. Es ist erst das dritte Fußballvereinsmuseum in Österreich (nach FAK und Rapideum). An die Museumseröffnung schlossen sich eine Doppelveranstaltung mit Meisterschaftsspielen der Männer-Kampfmannschaft und der Frauen-Kampfmannschaft mit Meisterfeier sowie die Zelebrierung der 100-Jahre-Hohe-Warte-Feier durch die Vienna-Fanszene zum Abschluss an.


Bei der Eröffnungsveranstaltung erzählte der ehemalige Vienna-Spieler und Vienna-Trainer Alfred Tatar Erinnerungen an die Hohe Warte.


Kurator des Vienna History Club ist Vereinshistoriker Alexander Juraske, der u.a. die Vereinsgeschichte „Blau-Gelb ist mein Herz“ verfasst hat. Er hat das Museum gemeinsam mit Michael Czeschka, Fanszenen-Veteran und einer der größten Privatsammler von Vienna-Memorabilia, gestaltet.


2021 ist nicht nur 100-jähriges Jubiläumsjahr des Stadions auf der Hohen Warte sondern auch 80-jähriges Jubiläumsjahr des ersten Meistertitels 1931 und des größten internationalen Erfolgs der Vienna, dem Sieg im Mitropa-Cup. Es war der prestigeträchtigste europäische Klub-Bewerb jener Zeit. Die Replik des Mitropa-Cups von 1931 wurde in monatelanger Arbeit nachgebildet und zur Museumseröffnung präsentiert. Vorlage der Nachbildung per 3D-Druck war eine kleine Goldausgabe des Pokals, die von der Vienna an den bekannten Wiener Sportarzt Michl Schwarz gegeben worden war und von dessen Familie zur Verfügung gestellt wurde. Die Original-Trophäe ist verschollen, wahrscheinlich wurde sie im Zweiten Weltkrieg zerstört.


Das Museum wurde im umgebauten VIP-Raum unter der Tribüne eingerichtet. Auf 150 m² und 30 Laufmetern Schautafeln wird die Vienna-Geschichte präsentiert. Im Stil eines englischen Country-Clubs wurde der Vienna History Club gestaltet. Britische Einflüsse haben bei der Vienna Tradition. Wie überall auf der Welt waren auch in Wien Engländer bei der Einführung des Fußballsports führend beteiligt gewesen. Unter den Gründungsmitgliedern des First Vienna Football Club waren 1894 mit William Beale und James Black zwei Briten, wobei Beale auch für das charakteristische Wappen mit der Triskele verantwortlich war. Inspiriert vom Wappen von Beales Heimat Isle of Man.


Die Geschichte der Vienna wird anhand von fünfzig Ereignissen und Persönlichkeiten dargestellt.


Das Hohe-Warte-Stadion wurde am 19. Juni 1921 mit einem 2:1-Meisterschaftssieg der Vienna über die Hakoah vor 12.000 Zuschauerinnen und Zuschauern eröffnet. Architekt des Stadionbaus war Eduard Schönecker, der Bruder des legendären Mr. Rapid Rapid-Sektionsleiter Dionys Schönecker. Eduard Schönecker hatte zuvor auch bereits den Bau des 1912 eröffneten Rapidplatzes Pfarrwiese geplant.


Bei der Niederschlagung des Aufstands der österreichischen Arbeiterinnen und Arbeiter gegen die Zerschlagung der Demokratie durch den Austrofaschismus beschoss das österreichische Bundesheer im Februar 1934 vom Stadion Hohe Warte aus mit Artillerie die Einwohnerinnen und Einwohner des unterhalb liegenden Gemeindenbaus Karl-Marx-Hof. Dabei wurde auch die Wohnung des Wunderteam-Teamchefs Hugo Meisl schwer beschädigt.


Die Nazi-Machtübernahme brachte auch der Vienna einen tiefen Einschnitt. Über Verfolgung und Ermordung jüdischer Vienna-Mitglieder ist im Heft Vertrieben und ermordet viel zu lesen. Auch die Ausstellung thematisiert dies. Sportlich war die Vienna in jener Zeit mit dem Gewinn von drei ihrer sechs Meistertitel, einer Finalteilnahme im Endspiel um die deutsche Meisterschaft und einem deutschen Pokalsieg erfolgreich.


Blick in die Ausstellung


Die Ausstellung reicht bis in den Juni 2021 und dem Aufstieg der Vienna-Frauen.


Statistik


Im Vienna History Club.


Die Mitropacup-Trophäe in Replik und originale Erinnerungsstücke an den Mitropacup sind in einer Vitrine zu sehen.


Stadiongeschichte. Die unter Ausnützung der natürlichen Gegebenheiten am Gelände eines ehemaligen Ziegelwerks in den Hang gebaute Anlage war das größte Fußballstadion Kontinentaleuropas. Neben Fußballspielen und anderen Sportarten wie Boxen, Laufen, Speedway, Landhockey, American Football und Rugby gab es im Stadion im Laufe seiner Geschichte diverse Veranstaltungen aller Art, u.a. Freilichtaufführungen von Opern- und Operettenensembles oder Popkonzerte, Varieté-Vorstellungen und Modeschauen.


Fangeschichte. Ein interessanter Teil der Ausstellung präsentiert die Geschichte der Fanszene. Von der Vereinigung der Vienna-Freunde 1953 bis 1960 über die Fanszenen-Entwicklung Mitte der 1980er Jahre, aus der die Döblinger Kojoten entstanden, bis zu den neuen Ansätzen gegen Ende der 2000er Jahre mit den Vienna Wanderers sowie dem Fandachverband 2014 und dem Fanbeirat 2016.


Von 1921 bis 1936 spielte das österreichische Nationalteam auf der Hohen Warte seine Länderspiele. Am 15. April 1923 gab es dabei beim Länderspiel von Österreich gegen Italien mit 85.000 Zuschauerinnen und Zuschauern den unerreichbaren Rekordbesuch.


Sehr schöne Ausstellungsstücke.


Klassische Öffnungszeiten gibt es zunächst nicht. Auf Anfrage kann Zugang gewährt werden. Ab 27. Juni gibt es zwei Führungstermine.

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