Mittwoch, 24. April 2024

Rapid – Sturm Graz 1:3 (1:3)

Bundesliga, Oberes Play-off, 6. Runde, 24.4.2024
Weststadion, 20.300
5°C

Am Freitag hatten wir Pech, diesmal war es Unvermögen. Es war offensichtlich, dass mit dem Rumpfkader aufgrund der Ausfälle nicht mehr möglich ist. Fehler wurden mit Gegentoren bestraft. In der zweiten Hälfte sah Rapid besser aus, als Sturm den Sieg verwaltete. Zu mehr reichte es aber nicht. Schmerzhaft.
Es wird hart, den vierten Platz zu halten und nicht auf den Hoffnungsrundenplatz 5 oder den europacuplosen Platz 6 abzurutschen. Die Hoffnung der Saison liegt auf dem Cupfinale.
Cvetković kam nach der Pause zum Kampfmannschaftscomeback nach seiner langen, aber für die Schwere der Verletzung kurzen Verletzungspause. Beim Aufwärmen wurde ihm bereits applaudiert.
Mit Balkenmuster-Fahnen, UR-Schriftzug mit Doppelhaltern und schließlich einer Beleuchtung durch eine Reihe roter Fackeln oben leiteten die Ultras Rapid das Spiel ein. Mit einem Spruchband kritisierten sie, dass der SK Rapid der Bundesliga zum 50-jährigen Jubiläum gratuliert hatte. „ACAB“ und „Gegen Polizei und gegen Stadionverbot“ war schon zu Beginn zu hören. Zur Minute 13:12 hingen Lords und Lions ein großes „All Cops are Bastards“ in Polizei-Farben über ihre Fetzen und schwenkten die „Scheiß Polizei“-Fahne. Beim Spiel am vergangenen Freitag hatte die Polizei ihre Anreise zum Match verhindert. Tornados gratulierten in Minute 35 Ferencváros zum erneuten, mittlerweile 35., ungarischen Meistertitel.
„Wir werden Meister“ und „SK Sturm wird neuer Meister“ war aus dem Gästeblock schon vor Spielbeginn zu hören. Die Nachricht von der Niederlage des Dosenkonzern-Marketings bei der Austria Klagenfurt dürfte sich auf diversen Kommunikationswegen verbreitet haben. Am Ende feierten sie die Tabellenführung.
Begegnung Numero 2 nach dem Spiel vergangene Woche auswärts. Nächste Woche steht dann Begegnung Numero 3 innerhalb von drei Wochen an, das heiß erwartete Cupfinale. Seit den 1970er Jahren weist ein unter dem Wiener Bürgermeister Leopold Gratz auf Wunsch des Kärntner Landeshauptmanns Leopold Wagner errichtetes Schild auf der Südautobahn von Wien „Nach Kärnten“. Für Rapid geht es am Mittwoch nach Kärnten. Zu diesem Behufe wurde das Schild nach Hütteldorf gebracht und zum Spruchband „Alle in grün-weiß“ dann „Alle nach Kärnten!“ gerufen.
Es gilt, dennoch unverdrossen zu bleiben. So wie es auch nach diesem Spiel aus dem Block West ertönte: „Der SK Rapid ist unsre Droge und wir holen den Pokal!“

Sonntag, 21. April 2024

Giugliano – Casertana 1:1 (0:1)

Italien, Serie C, girone C, 37a giornata, 21.4.2024
Stadio Alberto De Cristofaro, 1.700

Viel zu sehen und zu hören in einem Topspiel der Serie C. Die Casertana liegt im Spitzenfeld von Platz 2 bis 5. Giugliano hatte bereits zuvor zum ersten Mal in der Geschichte einen Platz im Play-off der Serie C fixiert. Giugliano begann das Derby im Norden Kampaniens stark, doch aus einem Konter gingen die Gäste mit ihrer ersten Chance in Führung. Danach neutralisierten sich die Mannschaften, wie man so schön sagt. Eine halbe Stunde vor Schluss traf aber Giugliano zum umjubelten und auch verdienten Ausgleich.
Vor Spielbeginn wurde wie im ganzen Land eine Schweigeminute in Gedenken an Mattia Giani gehalten. Der Fußballer von Castelfiorentino verstarb letzten Sonntag auf dem Spielfeld.
„Sostegno incondizionato“ („bedingungslose Unterstützung“) war die Devise der in gelb-weiß-blau gehaltenen Choreographie im Heimsektor auf der Haupttribüne zu Spielbeginn. Als Curva Liternum treten die Ultras von Giugliano auf, benannt nach der antiken römischen Stadt Liternum, die einst in der Nähe der heutigen Stadt Giugliano in Campania bestand. Es gibt die Brigataboys 1984, 1999 entstanden aus dem Zusammenschluss der 1984 gegründeten Brigate gialloblu mit den Boys sowie Kumani (1997), Briganti (2009) und A difesa della città (2017). Zuletzt hatte es Unstimmigkeiten gegeben, weswegen man fast ein Jahr lang getrennt stand. Mit den Brigataboys auf der Haupttribüne und dem Rest der Gruppen auf der Gegentribüne. Aktuell steht man seit wenigen Wochen wieder beisammen und wählte dafür zumindest bis Saisonende den Haupttribünensektor. „Was Mentalität und Gesänge betrifft hört man von der ,Curva Liternum‘ seit langem nur das beste, viel mehr erfährt man aber nicht, denn sie gelten als sehr verschlossen was ihre mediale Präsenz betrifft.“ schreibt Josef Gruber in seinem Referenzwerk Lo stile di vita über sie. Mit der schönen Choreographie zu Spielbeginn setzten sich gleich einmal ein Ausrufezeichen. Die dazu angestimmten Gesängen waren aller erster Güte.
Das kann und muss man auch über den 450-köpfigen Auswärtsblock der Casertana sagen. Hier ertönten teils sehr lang gehaltene Lieder, in auch beachtlicher Lautstärke und mit Leidenschaft. Ein Spruchband verlautete „Libertà per gli ultras“ („Freiheit für die Ultras“), was auch skandiert wurde. Von Gegenüber kam von Giugliano dazu gerufen „Siamo ultras, non criminali“ („Wir sind Ultras, keine Kriminellen“). Ein zweitens Spruchband der Casertana „Il tuo sorriso continuerà a resplendere ... Ciao Simona!“ („Dein Lächeln wird weiterhin strahlen... Ciao Simona!“) könnte sich auf eine kürzlich beim Überqueren einer Straße von einem Autofahrer getöteten jungen Frau aus Caserta beziehen.
Das war von beiden Kurven Italianità und Mentalità Ultras im Übermaß, die versprüht wurde.
I-Tüpfelchen war eine plötzlich auf einem Wohnhaus-Balkon im Hintergrund gezündete und gehaltene Fackel.
Giugliano Calcio wurde 1928 gegründet, unter damaliger faschistischer Diktatur mit dem Namen US Fascista Giuglianese. 1929 wurde daraus, nach dem Namen einer faschistischen Organisation, die Dopolavoro Aurelio Padovani Giugliano und 1934 wiederum Fascio Sportivo Giugliano und 1939 G.I.L. Giugliano. 1940 bis 1944 gab es im Zweiten Weltkrieg keine Vereinsaktivität. Schon bald nach der Befreiung 1944 nahm man sie unter dem Namen Virtus Giugliano wieder auf. 1949 änderte man den Namen in AC Giugliano, 1951 in S.S. Giugliano und 1955 in US Giugliano. Nachdem man die Saison in der Promozione Campania-Molise 1956/57 am 16. Tabellenplatz abgeschlossen hatte, stellte der Verein den Spielbetrieb ein. Nach einer Saison Pause begann man 1958/59 neu als Freccia Azzurra Giugliano. 1962 wurde daraus wieder die US Giugliano, 1974 die SSC Giugliano, 1993 die AC Giugliano, 1998 wieder SSC Giugliano bis zum Vereinsende nach Ende der Saison in der Eccellenza Campania 2009/10. Eine Neugründung begann 2010/11 in der Prima Categoria als Associazione Sportiva Calcio Atletico Giugliano, änderte den Namen 2011 in ASD Giugliano 1928 und fusionierte 2013 mit der ASD Città di Pompei, womit man aus der Promozione in die Eccellenza kam, zur ASD Giugliano 1928 Calcio. nach Ablauf der Saison 2013/14 wurde die Vereinsaktivität allerdings beendet. Erst 2017 wurde nach drei Jahren Pause durch Erwerb der Spielberechtigung des in der Eccellenza spielenden Vereins ASD Bacoli Sibilla wieder in den Spielbetrieb eingestiegen. 2018 entstand aus der Fusion von ASD Bacoli Sibilla und ASD FC Giugliano Academy die ASD FC Giugliano 1928, die 2018/19 als Eccellenza-Meister in die Serie D aufstieg, wo man 2019/20 und 2020/21 spielte. Nach dem Abstieg in die Eccellenza 2021 wurde die Spielberechtigung dort verkauft und stattdessen von einem anderen Verein eine solche in der Serie D erworben, wo man nunmehr als Giugliano Calcio 1928 antrat bzw. trotz Abstieg de facto weiterspielte. Als Meister des Girone G der Serie D 2021/22 schaffte Giugliano den Aufstieg in die Serie C, in der man seit 2022/23 spielt. Die beiden Saisonen in der Serie C sind bislang der größte Vereinserfolg.
Das Stadio Alberto De Cristofaro wurde im Jahr 2000 als Neubau eröffnet. Es ersetzte das gleichnamige alte Stadion im Stadtzentrum, das danach abgerissen wurde. Es gibt zwei Längsseitentribüne, wovon die Haupttribüne überdacht ist. 6.030 Plätze bietet das Stadion derzeit. 2013 wurde das Stadion geschlossen und verkam zum Lost Ground, bis 2018 Renovierungsarbeiten begannen und es 2020 wiedereröffnet wurde. Giugliano hatte zwischenzeitlich seine Auswärtsspiele auswärts in Mugnano bestreiten müssen. Auffällig sind der hermetisch mit Netzen abgeschirmte Auswärtssektor und die uralten, verfallenen und teils zugewachsenen Stahltribünen auf einer Hintertorseite.
In Giugliano in Campania habe ich zuvor die Ruinen von Liternum besichtigt.