Mittwoch, 31. August 2022

Sturm Graz – Austria Salzburg 3:1 (2:0)

ÖFB-Cup, 2. Runde, 31.8.2022
Stadion Liebenau, 7.118

Sportlich war das ein Spiel auf schiefer Ebene. Elf Minuten dauerte es für den Bundesligisten Sturm Graz bis zum ersten Tor gegen den Regionalligisten Austria Salzburg. Sturm dominierte die Partie und hatte seine Chancen, ein Eigentor brachte das 2:0. Mit höchster Effizienz angesichts kaum bis nicht vorhandener Chancen konnte Salzburg in Minute 72 treffen und den Spielstand spannender gestalten. Das Spiel wurde aber nicht spannender und Sturm hatte wenige Minuten später nach einem Elfmeter wieder den Zweitorevorsprung, der zum Sieg und Aufstieg in die nächste Runde reichte.
Auf den Rängen war das ein Fußballfest gleichwertiger Kurven auf sehr gutem Niveau. Mit einem Rauch-Intro in den Farben schwarz-weiß und grün-weiß startete die Grazer Nordkurve. Niederschlag hielt die Rauchwolke etwas im Stadion, verzögerte den Anpfiff und ermöglichte so wohl manchem trotz früher Beginnzeit um 18 Uhr den Ankick zu sehen. „Wir singen für dich Sturm Graz, an jedem Ort der Welt. Wir geben für dich Vuigas ...“ erschallte dazu. Es folgte ein guter Support, der am Schluss im „Finale! Finale! Wir wollen ins Cupfinale!“ endete. Karlsruhe SC und Werder Bremen waren als Freundschaftsbesuch zu sehen. So wie über die ganze Länge der Nordkurve anfangs Rauch aufgestiegen war, spritzte die Pyro in der zweiten Halbzeit. Sprechchöre gab es zum Abgang der Mannschaft für den Geschäftsführer Schicker und auch eine Welle nur mit ihm.
Den Auswärtssektor füllten 1.002 Leute mit einheitlichen violetten Leiberln. Nachdem sich der Rauch verzogen hatte, zeigte man hier zu Spielbeginn eine Choreographie mit Wappen und Grundungsdatum des Vereins. „Wir singen volles Rohr, alle Mann im Chor ...“ war dazu zu Beginn zu hören. Man sah hier die ganze Zeit über höchste Motivation. In den Jahren des Tingels auf den Dorfplätzen sind solche Gegelegenheiten Highlights für die Curva Viola. „Still alive – still frenetic“ war der Spruch zur Pyroshow nach Wiederbeginn. Auch davor und danach war der Pyroverbrauch in Kilogramm zu messen. Am Schluss machten Dale Cavese und „Salzburg ist komplett weiß-violett“ etwas her. Barletta, Udinese, Saarbrücken und Aarau hingen am Zaun und wurden auch vom Sektor besungen. Spruchbänder thematisierten einerseits die Stadionfrage in Salzburg und Graz „Stadionpläne umsetzen statt verhindern“ und andererseits die Freude, auf großer Bühne zu stehen, wo man eigentlich ja definitiv hingehört. Mit Salzburger Lokalkolorit mit Salzburger-Festspiele-Anspielung zur Figur Buhlschaft im Theaterstück Jedermann: „Ohne Buhlschaft über jeden Zweifel erhaben, / selbst nach Jahren im Unterhaus / trägt jedermann nur die violetten Farben!“ (Sturm hatte zuletzt gegen Red Bull ein Spruchband mit Buhlschaft=GAK-Anspielung gezeigt: „Grazer Festspiele: Nach den Bullen, das weiß jedermann, ist die Austria samt Buhlschaft dran!“) Solidarität zeigte man mit „Monza : Udinese / Libertà per gli ultras“ mit verhafteten Ultras (jeweils drei auf beiden Seiten) nach einer Schlägerei nach dem Spiel zwischen Monza und Udinese am Freitag.
Vor acht Jahren hatte es im Jahr 2014 eine ÖFB-Cup-Begegnung der beiden Vereine, ebenfalls in der zweiten Runde, im damaligen Salzburger Ausweichstadion, dem Voralpenstadion Vöcklabruck, gegeben. Die gröberen Ausschreitungen von damals brachten auch Pfeffer in diesen Tag mit.
Wie auch beim Cupspiel zwischen Rapid und Austria Salzburg 2015 zu beobachten gewesen war, interessierte das Match die Fankurveninteressierten mehr als das Alltagsstadionpublikum. Über 9.000 Karten waren im Vorverkauf als verkauft vermeldet worden. Dabei sind aber die Meisterschafts-Abobesitzerinnen und -besitzer eingerechnet, die hier freien Eintritt zu Cupspielen haben. Auch die 7.118 anwesenden Leute schufen eine gute Kulisse.
Von solch stimmungsvollen Spielen lebt der Fußball.