Donnerstag, 27. November 2008

When Saturday Comes, 262


Rezension


When Saturday Comes
The Half Decent Football Magazine
Issue 262, December 2008
46 S.






WSC berichtet u.a. über finanzielle Probleme der Vereine in Irland und Platinis Bestrebungen gegen verschuldete Strukturen. Roger Titford bietet dazu eine Diskussion der Auswirkungen der internationalen Finanzkrise auf Fußballfans. "Football is doubtless a consolation and an escape in difficult times", was gegen nachlassendes Interesse spreche. Andererseits bringt er die Zahlen, daß bei der Weltwirtschaftskrise nach 1929 die Stadionbesuchszahlen der ersten englischen Liga um 10 Prozent zurückgegangen sind (1930/31 verglichen mit 1928/29), mit Manchester United als dem Verein mit dem geringsten Schnitt von 11.685, sowie in der 3. Liga um 19 Prozent. In der Rezession Anfang der 1980er Jahre sind die Erstliga-Zahlen um 14 Prozent gefallen (1981/82 gegenüber 1979/80) und die Zahlen in der 3. und 4. Liga gleich um 24 Prozent - wobei Titford darauf verweist, daß hierbei das virulente Hooligan-Problem einzurechnen ist. Auch wenn der Fußball heute anders aufgestellt ist, als Schlußfolgerung aus der Geschichte ist wohl zu ziehen, daß v.a. die unteren Ligen betroffen sind.

Nett ist auch ein Artikel über die traumatische Beziehung von Fußball-Österreich zu den Färöer Inseln, 1990 und 2008. Gut recherchierter, fehlerloser Artikel von Paul Joyce. Interessant die Geschichte des nordkoreanischen Fußballers Choe Myong-Ho in Rußland, der von einem als "Übersetzer" titulierten mutmaßlichen Geheimagenten begleitet und an der Integration behindert wird.

Montag, 24. November 2008

Sturm Graz - Rapid 2:2 (1:0)

Bundesliga, 19. Runde, 23.11.2008
Graz, Stadion Liebenau, 15.327

Es sollte nur die Rapidviertelstunde zählen. Bis dorthin unterlegen, furchtbar, 2:0 hinten und dann plötzlich doch noch zwei Tore (Jimmy!) und ein Unentschieden, das sich fast wie ein Sieg angefühlt hat. Rapid!

























Samstag, 22. November 2008

Fußball wie noch nie - George Best


Rezension

Fußball wie noch nie - George Best
BRD 1970
Regie: Hellmuth Costard
u.a. mit: George Best
DVD: 11 Freunde Edition Nr.7






Der deutsche Experimentalfilmer Hellmuth Costard verwirklichte 1970 eine Idee, die ihm viel Unverständnis einbrachte, wie der Begleittext berichtet. Erst in jüngerer Zeit wurde der Film "wiederentdeckt", nicht zuletzt durch die Wiederaufnahme des Motivs mit einem Film über Zidane.

Nicht das Spiel, nicht die Mannschaft - und damit eigentlich auch: nicht der Fußball - stehen im Fokus, sondern das Agieren einer Einzelperson. Des britischen Fußball- und Lebenskünstlers der späten 1960er Jahre, George Best. Costard richtet die Kamera (es sind acht Kameras) auf ihn, während des Spiels von Manchester United gegen Coventry City am 12.9.1970.

Im Unterschied zur "Coverversion", dem angesprochenen Zidane-Film, macht es vom subjektiven Standpunkt hier mehr aus, daß man Bests Agieren im Spielgeschehen bestenfalls hie und da erahnen kann, da ich ihn weder live noch im Fernsehen spielen gesehen habe. Man sieht einen Fußballer, dessen Ballkontakte oft von einem "Ahh" des Publikums begleitet sind, der ein anderes Tempo geht, als man das heute gewohnt ist, gezielt doch zu Sprints startet, der dann aber auch wieder nur dahintrabt oder mit in die Hüften gestützten Armen dasteht. In wenigen Szenen wie seinem schönen 1:0 kann man sein Können sehen, den Pass auf Bobby Charlton (dank seiner Frisur unverkennbar) zum 2:0 kann man nicht sehen, aber erspüren - das Filmerlebnis ist so trotz gleichem Konzept ein anderes. Da mir die fußballerische Landkarte fehlt, auf der ich Best verorten kann, bin ich auf etwas zurückgeworfen, das womöglich dem eigentlichen Sinn des Films am nächsten kommt: Ich sehe, 90 Minuten lang in Echtzeit (mit Ausnahme einer kurzer Halbzeitpause, in der Bests Gesicht Sergio-Leone-artig im Großformat zu sehen ist), einem Menschen zu. "Costard war interessiert an Gesellschaftskritik. Er wollte zeigen, dass Fußballstars keine Götter sind, sondern normale Menschen. Das merkt man aber erst, wenn man sie in Ruhe ansehen und beobachten kann." erzählt der Produzent Werner Grassmann im Booklet.

P.S.: Kamera/Mikrophon sind offenbar nah an den Auswärtsfans positioniert, denn Coventry-Gesänge hört man öfter und lauter als United.

Mittwoch, 19. November 2008

Ballesterer 37



Rezension


Ballesterer fm
Nr. 37, November 2008
66 S.






Das Foul. Der Arzt Wolfgang Pennwieser schreibt in seiner Titelgeschichte (eine schöne Melange aus Literatur-, Fußball- und Foulgeschichte) über die Veränderung des Foulverhaltens mit dem Wechsel der taktischen Systeme, vom 3-5-2 zum 4-4-2 und damit von der Mann- zur Raumdeckung:
"So macht es einen Unterschied, ob der Verteidiger seinem Gegenspieler über den gesamten Platz hinterherläuft, oder ob er den Angreifer in seinem Raum stellt. Manndeckung bedingt ein Attackieren und folglich auch ein Foulen des Gegners von der Seite oder von hinten. Bei der Raumdeckung treffen die Gegenspieler hingegen frontal aufeinander. Auswirkungen hat dies auch auf die Art der Verletzungen: Kopfweh, Kreubandrisse, Nasenreiberl und Sprunggelenksverletzungen sind typische Blessuren der Raumdeckung. Weitgehend vorbei ist die Zeit der Paarläufe und der Unterschenkelbrüche durch laterales Einsteigen."

Dazu gibt es ein Interview mit Robert Pecl - zu Recht, er ist ja wohl die Koryphäe zum Thema. Eine Legende. Wie er 1995 den Pokal in der Hand gehabt hat, war schon sehr emotional. Aber zurück zum Thema: Sehr interessant ist noch ein Artikel über die "Hardmen" des österreichischen Fußballs: vom ersten Spiel, das 1897 nach dem Schlüsselbeinbruch eines Vienna-Spielers abgebrochen wurde bis zu "Mad Dog" Pogatetz. Ziemlich unsympathisch Andoni Goikoextea, der die Schuhe, mit denen er Maradona 1983 den Knöchel zertrümmert hat, in einer Glasvitrine in seinem Wohnzimmer aufbewahrt.

Eigentliches Highlight der Ausgabe sind aber die historischen Artikel: Über Pepi Bican, Legende von Rapid sowie Slavia Prag aus den 1930er und 1940er Jahren, zu dessen 95. Geburtstag eine tschechisch-österreichische Delegation sein Grab besuchte (darunter u.a. Radek Bejbl). Über Wacker Wien und dessen Legende "Turl" Wagner. Über das legendär harte Spiel von Simmering in den 1950ern.

Martin Schreiner teilt mein Urteil über John Foots Buch über die Geschichte des italienischen Fußballs und rezensiert es sehr positiv. Er hat sich die unter dem Titel Winning at All Costs. A Scandalous History of Italian Soccer erschienene amerikanische Ausgabe vorgenommen und kritisiert, daß dieser "fälschlicherweise eine rein skandalbezogene Aufarbeitung der Geschichte des Calcio" insinuiere. Stimmt, aber der Titel der englischen Originalausgabe, Calcio. A History of Italian Football, tut dies nicht.

Sonst gibt's noch Interessantes über Feyenoord und Panathinaikos. Ich kann mich an die monatliche Lieferung gewöhnen.

Montag, 17. November 2008

Rapid - LASK 5:0 (1:0)

Bundesliga, 18. Runde, 15.11.2008
Gerhard Hanappi Stadion, 17.000

Das erste Tor war spät, in Frage ist aber eigentlich immer nur die Höhe des Sieges gewesen - gegen einen LASK, der sich zu seinem 100er auf dem niedrigen sportlichen Niveau von Altach oder Kapfenberg befindet. Dennoch ein zufriedenmachender Sieg.



































ASV 13 - Kaiserebersdorf 4:0 (1:0)

Wien, Oberliga A, 14. Runde, 15.11.2008
ASV-13-Platz (ASVÖ Speising), 200

Die Gäste, praktisch die gesamte Spielzeit mit 10 Mann, haben sich zwar verhältnismäßig lange gehalten, sind dann am Schluß aber doch eingebrochen. Ein zwar optisch sonniger, aber dann doch ziemlich kalter Novembernachmittag in Hietzing.
Uwe Mauch berichtet, daß der 1947 gegründete ASV 13 seit 1950 hier spielt.
Bemerkenswert das Eintrittskartensystem, wo man für 4 Euro Eintritt je zwei Karten à 2 Euro ausgehändigt bekommt.













Freitag, 14. November 2008

11 Freunde, 84


Rezension


11 Freunde
Magazin für Fußball-Kultur
Nr.84, November 2008
114 S.






Eine einigermaßen fade Ausgabe. Eher viel Uninteressantes aus deutschem Kontext, etwa über einen Dortmunder Spieler, Dieter Hoeneß und schon wieder ein Text, wie verkannt Lothar Matthäus nicht eigentlich wäre. Bemerkenswert ein Artikel über Rudi Hiden, Goalie des Wunderteams (der, nachdem das "Steirertor" benannt ist).

Gut ist die Geschichte über Fußballfans im Rollstuhl. Eine Behinderung mindert ja nicht die Leidenschaft für den Verein oder das Bedürfnis, auch auswärts dabei zu sein. Die neueren Stadien in Deutschland sind dafür ausgerüstet, viele nicht, Rollstuhlfahrer werden auf die Laufbahn oder den Rand der Outlinie gestellt - wie das auch hierzulande noch üblich ist. Dies bringt körperliche wie emotionale Probleme mit sich:
"Als er seine Tasche aufmacht kommt ein Katheder zum Vorschein. In manchen Stadien darf er den Innenraum im Stadion während des gesamten Spiels nicht verlassen. Im Notfall bleibt da nur der Plastikschlauch. Paskert lächelt verbittert, wenn er von solchen Dingen redet.
Traurig wirkt er, wenn er erzählt, dass er meistens vor der Kurve der Heimfans oder an den Tribünen sitzen muss. Auch heute, im Sportpark Ronhof, haben die Ordner ihn im Innenraum abgestellt. Jörg Paskert wird so abgeschnitten, obwohl er ein fester Teil der Fangemeinde des VfL ist. Als er in der Halbzeit an den Werbebanden vorbei in Richtung Bierstand rollt, rufen und winken ihm Bekannte aus dem Gästeblock zu."


Herzlich bedanken möchte ich mich für ein Zitat aus dem Buch One Ginger Pelé! über englische Fangesänge, Schmähs und Schmähungen: Eine Ode an Arsenal-Kicker zur Melodie von "Let's talk about sex" von Salt'n'Pepa:
"Let's talk about Cesc baby. Let's talk about Flamini. Let's talk about Theo Walcott, Freddie Ljungberg and Henry. Let's talk about Cesc!"
Ist das großartig!

Mittwoch, 12. November 2008