Sonntag, 29. November 2020

Rapid – Austria 1:1 (1:1)

Bundesliga, 9. Runde, 29.11.2020
Weststadion, unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Das Derby ist mehr als ein Fußballspiel. Unter den gegenwärtigen Umständen der Pandemie mit zweitausend Toten in den vergangenen vier Wochen in Österreich ist es aber im Stadion auf das Fußballspiel reduziert. In jedem Fußballspiel reicht es nicht, haushoch überlegen zu sein und das Spiel zu dominieren, sondern es zählen die Tore. Noch mehr gilt das in einem mit eigenen Gesetzen ausgestatteten Derby. Chancen für Tore, um das Spiel zu gewinnen, gab es mehr als genug. Unglaublich, so ein Spiel nicht zu gewinnen.
Ein Spruchband der Ultras Rapid gedachte dem verstorbenen Diego Maradona: DESCANSA EN PAZ DIEGO ARMANDO MARADONA – D10S PARA SIEMPRE! – UR – „Ruhe in Frieden, Diego Armando Maradona – Gott (Wortspiel des spanischen dios mit seiner Rückennummer 10) für immer!“ Ein Weltfußballer, dem man nur Respekt bezeugen kann.
Ein Portrait zeigte Diego Maradona in Rapid-Farben. Er war zwar nicht bei Rapid gewesen, aber immerhin sein Bruder Hugo Maradona war dies 1990/91 tatsächlich. Allerdings mehr als Missverständnis denn als Fußballer. Drei Pflichtspieleinsätze, ein Tor in einem Testspiel. Seine besten Minuten hatte er in einem Derby: Fast wäre ihm ein Tor gelungen.
Im hervorragenden Buch Alles Derby! über die ersten hundert Jahre des Wiener Derbys sind allerhand kuriose Derby-Geschichten vermerkt. Ein Derby ohne Zuschauerinnen und Zuschauer hatte es bis dato noch nicht gegeben.

Zeitspiel 20



Rezension


Zeitspiel
Magazin für Fußball-Zeitgeschichte
#20 (III/2020)
100 S.









Fußball und Identität ist das Titelthema, das auf 41 Seiten aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird. Fanidentitäten in Nähe und Distanz, Vereinsidentitäten auf lokaler und regionaler Ebene etc. „Und plötzlich war der Verein weg“ ist darunter ein interessanter Text von Zeitspiel-Herausgeber und Chefredakteur Hardy Grüne betitelt, der beschreibt, wie er als Fußballfan seinen Verein verlor. Nach langen finanziellen Problemen wurde das Insolvenzverfahren seines 1. SC 05 Göttingen im Jahr 2003 abgebrochen und der Verein aus dem Vereinsregister gelöscht.
„Ratlos stand ich vor den Wochenenden. Fast 30 Jahre lang hatte ich im Rhythmus Heimspiel/Auswärtsspiel gelebt. Hatte meine Kumpel im Fanblock getroffen, auf dem Weg zum Auswärtsspiel viel Blödsinn gelabert und viel Bier getrunken, gelitten, gehofft, gejubelt, gejammert, geliebt. Die Leere in mir war unbegreiflich. [...] Die Lücke im Herzen schmerzte weiter. Irgendwann vernarbte sie ein bisschen. Weil aus der Asche etwas erwuchs, das mir erlaubte, es als Ersatz zu akzeptieren: Der aus dem von Fans gegründeten FC 05 und dem Vorstadtklub RSV Geismar gebildete RSV Göttingen 05. Es war wie eine frische Liebe. Alles war neu. Wappen, Farben, Sportplatz. Zugleich war vieles vertraut. Die Mitfans, das ,ich bin 05er‘. Die acht Jahre von 2005 bis 2013 waren die vielleicht schönsten meiner Fanliebe. Dann kam wieder ein Geldgeber, schwadronierte von ,one team, one dream‘ und killte meine Fußball-Liebe erneut und diesmal für immer. Heute gibt es in Göttingen neben dem RSV 05 einen Verein, der sich I. SC 05 nennt, das alte 05-Wappen trägt und im alten Stadion spielt. Er ist mir egal. Mit meiner Liebe zu 05 hat er nichts zu tun, außer, dass er (fast) dessen Namen und Wappen trägt. 2003 ist meine Fußball-Liebe gestorben. Aber erst seit 2013 bin ich endgültig Fußball-Witwer.“
Es lässt über eigene Gefühlslage in solchen Umständen nachdenken. Zu einem Schluss, wie es mir gehen würde, bin ich nicht gekommen. So eine Situation ist überwältigend.

Spannend ist ein Interview mit den Herausgebern des englischen Magazins Groundtastic, das sich mit der britischen Stadionentwicklung beschäftigt. Bemerkenswert ist dabei ein von ihnen angesprochenes Faktum, dass sich die letzten drei Jahrzehnte mit ihren zahlreichen Stadionneubauten gegenüber den Jahrzehnten zuvor drastisch unterscheiden: „Zwischen 1955, als Southend United sein Stadion Roots Hall eröffnete, und 1988, als Scunthorpe United den Glanford Park bezog, gab es in England kein einziges neues Football-League-Stadion. Also über 33 Jahre kein neuer Ground! Allein seit 1990 aber hat es dutzende von Neueröffnungen gegeben.“ Illustriert wird das Interview von zahlreichen Bildern aus ihrem Buch über Lost Grounds, die einen die Augen weiten lassen.

Freitag, 27. November 2020

1899fm – Folgen 42 und 43




Rezension


Heinz Deutsch
1899fm
Rapidfunk
1899fm.net







Christopher Dibon spricht in Folge 42 mit Heinz Deutsch über seinen Karriereweg und die aktuelle Lage. Als Profifußballer habe man derzeit ein Privileg, seinen Beruf ausüben zu können. Die Stmmung im Stadion fehle stark, gerade für junge Spieler wäre es aber ohne Druck leichter („die Jungs machen einen geilen Job“). Es fehle so aber auch für junge Spieler oder Neuzugänge die Anerkennung, denn „die kann einen Spieler auch wachsen lassen“
Themen des Gesprächs sind die Systemfrage („Ohne dass wir einen Wechsel brauchen, können wir das System wechseln, und das ist schon sehr, sehr cool für eine Mannschaft und tut uns auch in sehr vielen Spielen gut.“) und der Wochenablauf eines Rapidprofis in normalen Zeiten. Heinz Deutsch fragt hier nach Doppelbelastung, Gegnervorbereitung etc. und Dibon erzählt über den Ablauf in Wochen mit einem Spiel und in englischen Wochen.
„Der Weg stimmt,“ meint Dibon zu seiner Rekonvaleszenz. Gefragt nach seinen Gedanken für die Zeit nach seiner Karriere, erzählt er, dass er gerade die Berufsreifeprüfung mache. Die Trainerausbildung möchte er machen, aber sonst sei das noch offen. Im Hinterkopf habe er die eine oder andere Idee, aber der Fokus liege derzeit auf dem Spiel selbst.

Rapid-Präsident Martin Bruckner ist in Folge 43 aus Anlass des einjährigen Jubiläums seiner Wahl zu Gast. Zum bereits dritten Mal nach den Folgen Folge 11 und Folge 17. „Es hat extrem viel verändert,“ bilanziert er die Zäsur der Corona-Krise. Trotz der Schwierigkeiten habe man aber in wirtschaftlicher Hinsicht die Hausaufgaben gemacht, daher werde es den SK Rapid auch in dieser Form weiter geben „Da braucht sich keiner große Sorgen machen.“ Unter der Voraussetzung, dass es einen normalen weiteren Verlauf geben werde. „Wenn wir jetzt zwei Jahre ohne Zuschauer spielen müssten, dann müssten viele Themen neu diskutiert werden.“ Man gehe von einer Normalisierung im Jahr 2021 aus. Geplant werde mit verschiedenen Szenarien. Die Unsicherheit sei dennoch groß, aber so gehe es eben jedem. Man fahre auf Sicht.
Für die Solidarität des Rapidanhangs in der Krise bedankt sich Bruckner. Das sei nicht selbstverständlich und freue daher umso mehr.

Mittwoch, 25. November 2020

Trespass VI




Rezension


Trespass
Ausgabe VI
2020
236 S.










15 Länder, 51 Spiele sind die Zahlen des wieder unterhaltsamen Frankfurter Groundhoppinghefts Trespass. Die Spielberichte reichen von Juli 2019 bis Juni 2020, wobei es dazwischen ja eine hinlänglich bekannte Zäsur gab.

Das Reiseerlebnis nimmt neben dem eigentlichen Stadionerlebnis gewohnt viel Platz in der Berichterstattung ein, ja steht eigentlich fast im Zentrum. Der Gutteil der oft zum Schmunzeln anregenden Schilderungen von Fortbewegung, Einnahme flüssiger und fester Nahrung sowie körperlicher Ausscheidungsvorgänge findet sich hier. Eine Koinzidenz ist die praktisch zeitgleiche Entdeckung eines dem Rest der Menschheit womöglich schon länger geläufigen Utensils, das auch bei mir seit circa jenem Zeitraum Reisebegleiter ist. Im Juli 2019 hießt es hier jedoch noch bei einem der Protagonisten „Das visionäre Konzept der Kopfhörer, mit denen man unliebsame Störgeräusche mit guter Musik übertönen kann, ist mir zu diesem Zeitpunkt nämlich noch nicht wirklich geläufig.“

Es gibt von einer Groundhoppingreise auf den Spuren der 1999er-DSF-Reportage nach Chrudim und Prostějov zu lesen, einiges von den britischen Inseln, Reisen auf karibische Inseln (auf die es mich auch nach Lektüre eher nicht ziehen würde, Badeurlauber wird aus mir in diesem Leben keiner mehr) und in das mich schon kulturell eher ansprechende Jordanien oder von Touren als Rahmenprogramm von Europacupauswärtsspielen. Von letzteren liest man wie auch sonst von den Besuchen des eigenen Vereins hier leider gewohnt nichts, nur am Rande werden sie als Stationen erwähnt wie „später im Bus nach Guimarães, wo sich das erbärmliche Ballgeschiebe zwischen der Diva vom Main und der gasgebenden Vitória sowie der Austausch einiger Sitzschalen zwischen Heim- und Gästeanhang ereignete.“

Eine schöne Sache ist eine Foto-Seite, die Bilder von Leuten versammelt, wie sie sich von sich selbst begeistert im Camp Nou fotografieren. Ein sich mir nicht erschließender Brauch. Auch Kollege Ösch dürfte das ähnlich sehen: „Richtig rund ging es erst, als das Spiel schon lange vorbei war und etliche Fans das Stadion verlassen hatten. Die Selfieorgie konnte beginnen. Hier eine Gruppe Asiaten, da ihre Pendants aus Südamerika, etwas weiter vorne das Möchtegern-Instagrammodel. Und wir mittendrin.“

Bei einem Wochenende mit Derbys in Sofia und Plovdiv beobachtet man österreichische Hopper. Ohne nähere Details im Heft tippe ich auf Leute aus dem roten Graz. „Wir mussten uns auch die Hand vor den Mund halten, um nicht sofort als deutschsprachige Touristen enttarnt zu werden. Das lag jedoch nicht an den Hopperjägern, sondern an der Crew vor, neben und hinter uns, die sich mit lautstarkem österreichischen Akzent quer über die Reihen unterhielten. Da wir schüchtern sind und keine Lust hatten angequatscht zu werden, hielten wir die Fresse und lauschten neben den Kurvenliedern eben auch den Sorgen und Nöten der Jungs aus der Alpenrepublik.“

Der spannendste Teil behandelt eine Reise nach Kalabrien, wo vom bekannten Crotone ausgehend die von mir noch nicht besuchten Destinationen Castrovillari und Cosenza angesteuert wurden. De facto jeder Satz im Bericht von diesem Spielbesuchen und vor allem auch die Fotos machten unbändige Lust, dort hinzufahren. Über 12.000 Leute beim Abschlusspiel der Tour bei Reggina bestätigten den Aufwärtstrend, den ich selbst dort wenige Monate zuvor feststellen durfte.

Zum Schluss gibt es noch ein paar Tschechien-Berichte, wohin es die Protagonisten wie tausende andere Fußballhungrige mangels Alternativen im Frühsommer 2020 verschlug. Dabei spielten sie ein amüsantes Spiel: „Die Hinfahrt wurde genutzt, um den Wettschein für das von DWIDS ausgerufene Spiel ‚Schätze die Anzahl der in der App eingeloggten Hopper pro Spiel‘ auszufüllen. Trotz hoch angesetzter Tipps sollten wir hierbei im Endeffekt zu tief stapeln. Das ist jetzt auch gar nicht abwertend gemeint. Wir sind ja selber ein Teil des Ganzen. Wobei: Unter diesem Gesichtspunkt könnte man es dann vielleicht doch als abwertend bezeichnen.“ Wer oder was DWIDS ist, ist mir zwar nicht geläufig, aus genannten Gründen war ich aber in jener Zeit bewusst nur im von Wien aus grenznahen, aber für deutsche Fußballreisende ferneren Mähren unterwegs. Nur wenige Kollegen wurden hier angetroffen. Gerade weil man selbst ja ein Teil des ganzen ist (ohne App) und die Mechanismen kennt, wollte ich dann doch Massenaufläufen aus dem Weg gehen. Es ist angenehmer, hier gut unterhalten davon zu lesen.

Sonntag, 22. November 2020

Rapid II – GAK 1:2 (0:1)

2. Liga, 10. Runde, 22.11.2020
Weststadion, unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Dass die Rapid II eine sehr junge Mannschaft ist, ist man gewohnt. Das Durchschnittsalter der Startaufstellung war auch heute bei 19 Jahren. Ungewöhnlich ist dann aber doch, dass mit Tepecik, Querfeld und Sattlberger sogar drei 16-jährige begannen. Wie gewohnt hielten die jungen Rapidler gegen den favorisierten Gegner gut mit, mussten sich aber auch dem GAK geschlagen geben. Rapid-Torschütze war der angesprochene Enes Tepecik. 16 Jahre alt, erstes Spiel in der zweiten Liga und erstes Tor. Da schaut man schon.
Seit dem Zweitligaaufstieg spielen die Amas im Stadion und nicht mehr am Nebenplatz West 1. Mein letztes Amas-Spiel am Hauptfeld hatte ich 2018 gesehen. Wie damals war es auch diesmal eine Matinée am Sonntagvormittag unter gleißendem Sonnenlicht, aber leider nunmehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

90 Jahre Mitropacup-Sieg



Rezension


SK Rapid (Hg.)
90 Jahre Mitropacup-Sieg
Projektleitung/Text Laurin Rosenberg
Rapideum
Wien 2020
28 S.







Am 12. November 1930 gewann Rapid mit dem Mitropacup den wichtigsten internationalen Titel seiner Vereinsgeschichte. Zum 90-jährigen Jubiläum war pandemiebedingt keine Sonderausstellung möglich, dafür erfreut das Rapideum mit einer Festschrift.

1930 war die letzte Pandemie der Menschheitsgeschichte erst etwas mehr als ein Jahrzehnt her. 90 Jahre später hatte man vergessen, dass so etwas möglich ist. Der 12. November war 1930 ein Feiertag, an dem die Gründung der demokratischen Republik 1918 gefeiert wurde. Aber manche wünschten sich die Abschaffung demokratischer Mitbestimmung und dies sollte wenige Jahre darauf mit dem Regierungsputsch gegen das Parlament 1933 und der endgültigen Durchsetzung der austrofaschistischen Diktatur nach dem kurzen Bürgerkrieg des Februar 1934 geschehen. 90 Jahre später halten viele die Demokratie für ebenso selbstverständlich und unverletzlich wie ihre Gesundheit. Der Mensch nimmt gern die Gegenwart als Normalzustand an. Über den Sinn und Zweck, 2020 an 1930 zu denken, schreibt Laurin Rosenberg in der Einleitung der Festschrift: „Keine der handelnden Personen ist noch am Leben, der Bewerb selbst existiert schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Selbst das Schicksal des Originalpokals ist nicht geklärt. Dennoch ist dieser Titel für den Verein wichtig, zeigt er doch, dass Rapid tatsächlich einmal der stärkste Verein des Kontinents war. Damit ist er ein wesentliches Fundament des klassischen Rapid-Anspruchs, immer gewinnen zu wollen. Wir haben es einmal geschafft, warum sollten wir es nicht wieder schaffen?“

Die Festschrift beschreibt Vorgeschichte und Geschichte des Mitropacups als erstem großen länderübergreifendem Bewerb im europäischen Vereinsfußball. Rapid ist von Anfang an vorne mit dabei. „Bei den ersten drei Austragungen erreicht der SK Rapid zweimal das Finale (1927 gewinnt Sparta Prag, 1928 Ferencváros) und einmal das Halbfinale. [...] Aber auch abseits der sportlichen Bilanz kann Rapid zufrieden sein. Bei den zehn Heimspielen in diesen drei Jahren kommen im Schnitt 24.500 Fans zu den Spielen. Zum Vergleich: In der Liga kommt Rapid in diesen Jahren auf einen Zuschauerschnitt von etwa 9.000.“

Beim hier beschriebenen Weg ins Finale 1930 fallen sowohl die beachtliche Ähnlichkeiten als auch nicht minder bemerkenswerte Unterschiede zum uns geläufigen Europacupalltag auf. So traf Rapid in der ersten Mitropacuprunde (als österreichischer Meister 1929/30 qualifiziert) im Hinspiel auswärts bereits am 14. Juli 1930 auf den Genoa CFC (als italienischer Meisterschaftszweiter qualifiziert), das Rückspiel fand aber erst am 3. September statt. Die nächste Runde war dann bereits das Semifinale und in diesem traf Rapid im Hinspiel am 8. Oktober wieder auf den Ferencvárosi TC. „Kurios mutet heute der Spieltermin Mittwoch, 15:30 an. Es musste allerdings so früh gespielt werden, weil damals Flutlichtanlagen noch nicht üblich waren.“ Trotz des Termins kamen 17.000 auf die Pfarrwiese und sahen einen 5:1-Sieg Rapid, der trotz der 1:0-Niederlage in Budapest in der Woche darauf zum dritten Finaleinzug Rapids in der vierten Auflage des Mitropacups reichte.

Bevor es zur Schilderung des Finales geht, nimmt der Text dramaturgisch etwas Tempo heraus und informiert über den Finalgegner Sparta Prag und die Geschichte Rapids seit der Gründung des 1. Wiener Arbeiter Fußball-Club 1897. Im Zentrum des Band stehen dann die beiden Finalspiele des Mitropcup-Finales 1930. Das Hinspiel im Prager Stadion Letná, das bis heute Heimstätte Spartas ist, fand am Sonntag, dem 2. November 1930 statt. 25.000 bis 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen eine Premiere: „Zum ersten Mal in der Geschichte des Mitropacups gewinnt das Auswärtsteam eines der Finalspiele. ,So wenig man einen Erfolg der Hütteldorfer erwartet hat, so sicher wurde er von ihnen errungen‘, schreibt am Tag nach dem Spiel die Arbeiter-Zeitung.“ Heute wie damals freuten sich Medien wohl über prägnante Aussagen der Akteure nach dem Spiel. Rosenberg zitiert einen knochentrockenen Kommentar von Dionys Schönecker: „Was die Mannschaft geleistet hat, bedarf erst keiner langen Erläuterung, Sparta auf eigenem Boden besiegt zu haben, sagt genug.“

Das Rückspiel fand erst zehn Tage später und wieder an einem Mittwoch in Wien statt. Diesmal war dieser 12. November aber eben als Republikgründungstag ein Staatsfeiertag. Austragungsort war nunmehr auch nicht mehr Rapids Pfarrwiese sondern die Hohe Warte als größtes Stadion Wiens. Eine damals mehrfach bei großen Spielen genutzte Ausweichspielstätte, wie im weiteren Verlauf der Festschrift auch berichtet wird. So konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer zahlreich zum Nachmittagstermin kommen, auch wenn die Rahmenbedingungen unwirtlich waren, wie Rosenberg das Sporttagblatt zitiert: „das Wetter war unfreundlich, was zwar dem Besuch nicht geschadet hatte, da die Riesenziffer von 40.000 Zuschauern erreicht wurde, aber doch das Spiel stark beeinträchtigte, weil der heftige Sturmwind den Spielern die Ballbehandlung wesentlich erschwerte.“ Bei dem Spielverlauf wären mir wohl aus nervlicher Überstrapazierung alle verbliebenen Haare erst ergraut und dann ausgefallen. Schließlich verlor Rapid zwar das Spiel 2:3, aber gewann in Zusammenrechnung von Hin- und Rückspiel den Pokal. Große Jubelbilder, wie man sie heute von Finali kennt, konnte es damals nicht geben: „Auf Anweisung der Polizei, die Angst vor Tumulten hat, erfolgt die Siegerehrung inklusive der Übergabe der Pokale nicht auf dem Spielfeld, sondern im Inneren des Stadions.“

Die Finalberichterstattung der Festschrift schließen Mannschaftsfoto, Statistiken, Kurzbiographien von Sektionsleiter Schönecker und Trainer Bauer sowie ein lebendiger Matchbericht aus der Arbeiter-Zeitung über das Rückspiel ab.
Der Schluss kommt nocheinmal auf die Bedeutung des Mitropacups zurück, der Jahrzehnte vor Gründung der UEFA und des Europacups eine fußballerische Konkurrenz der Vereine der stärksten Verbände Mitteleuropas darstellte. Sportliche und auch wirtschaftliche Interessen waren wohl ausschlaggebend für seine Gründung, seine Wirkung reichte aber darüber hinaus: „Bis zu einem gewissen Grad wird hier anhand des Fußballs die Idee eines Europas ohne Grenzen vorgelebt. Jahrzehnte bevor diese Idee Realität werden sollte.“

Freitag, 20. November 2020

Punktgewinn bei Dunkelheit




Rezension


Peter Öfferlbauer
Punktgewinn bei Dunkelheit
Die zweite Saison des SV Pasching 16
Norderstedt 2020
(Books on Demand)
110 S.








Die Odyssee ist der zweite und letzte Teil der Epen des antiken griechischen Dichters Homer. Aber schon der in der Antike gab es Autoren, welche die Geschichte des Odysseus weitergesponnen hatten. Auch Die Odyssee des SV Pasching 16, wie Peter Öfferlbauer sein Werk über die Gründungsgeschichte dieses Vereins benannte, ist mit dem ersten Buch noch nicht zuende. Im vorliegenden zweiten Buch Punktgewinn bei Dunkelheit bietet er eine Chronik der zweiten Saison 2018/19 sowie der aufgrund der Coronavirus-Pandemie vorzeitig abgebrochenen Halbsaison 2019/20.

Manches ist in der zweiten Saison neu, manches altbekannt. Neu ist die Ligeneinteilung, denn statt zu Auswärtsspielen ins Mühlviertel hinauf zu fahren spielt man nun im Großraum Linz. Altbekannt ist die Spielstätte am Platz 4 hinter dem Paschinger Waldstadion. Dort ereignete sich die im Buchtitel angesprochene Geschichte der Saison: Der Punktgewinn bei Dunkelheit. An einem Samstagabend ging es gegen die 1b von Union Edelweiß. „Wenige Minuten nachdem das Spiel begonnen hatte, wurde routinemäßig das Flutlicht eingeschaltet. Leider aber sollte nur die Hälfte der rund um das Spielfeld postierten Masten tatsächlich aufleuchten.“ Die Paschinger Funktionäre bekamen von der ersten Spielhälfte wenig mit, da sie sich um das Malheur kümmerten. „Aufgrund der guten Beziehungen des Autors zum Sportplatzpächter LASK,“ schreibt Öfferlbauer, der damals Pressesprecher des Zweitliga-Teams FC Juniors OÖ war und später die Medienarbeit in Bundesliga und Europa League verantworten sollte, „konnte, obwohl es Samstag gegen 20 Uhr war, sofort die Geschäftsführung des Bundesliga-Klubs konsultiert werden.“ Die bestellten Elektriker konnten den Fehler aber nicht finden. Die Paschinger Funktionäre schwitzten und sprachen mit dem Schiedsrichter und den Gästen, um eine sportliche Beendigung der Partie zu erreichen. „Unerträglich wurde die Situation schließlich um die 75. Minute herum. Es stand immer noch torlos, die Südseite des Platzes befand sich jedoch in einem bereits sehr problematischen Halbdunkel, die Nordseite war weiterhin halbwegs passabel ausgeleuchtet.“ Schließlich gab es aus Paschinger Sicht ein Happy End: Das Spiel wurde regulär beendet und auch im Nachhinein nicht beeinsprucht.

Nicht nur die Dunkelheit war bemerkenswert sondern auch der Punktgewinn beim 0:0. „Nackenschläge“ ist ein Kapitel bezeichnenderweise betitelt. Denn sportlich hatte man es weiterhin schwer. „Die Winter-Testspiele waren nur bedingt aussagekräftig. Da man den SV Pasching 16 in Oberösterreich mittlerweile gut einschätzen konnte, schickten die Gegner nicht selten eine bessere Reservemannschaft aufs Spielfeld.“ Schließlich beendete man die Saison 2018/19 mit zwei Punkten am gewohnten letzten Tabellenplatz.

2019/2020 sollte demgegenüber eine besondere Saison werden. Nicht nur wegen des pandemiebedingten Abbruchs: „Obwohl man unter den Erwartungen geblieben war, hatte man den Herbst auf dem vorletzten Tabellenplatz beendet und war damit drauf und dran, zum ersten Mal die sogenannte ,rote Laterne‘ des Schlusslichts abzugeben.“ Es gab im Herbst 2019 den zweiten Sieg der Vereinsgeschichte (gegen den SV Franckviertel, vormals SV Chemie Linz) und nach 12 Runden bereits ungekannte vier Punkte. Wie auch im Statistikteil nachzulesen ist, die beste Ausbeute seit Vereinsgründung.

Mittwoch, 18. November 2020

Erlebnis Fußball, 81





Rezension

Erlebnis Fußball
Ausgabe 81
04/2020
196 S.










Interview oder Gespräch ist der technische Begriff dafür und doch sind diese langen Strecken im Heft, in denen sie hier mit Gruppen über verschiedenste Themen sprechen, etwas eigenes. Aufgrund der Qualität, die aus der Quantität entsteht. 73 Seiten umfasst hier ein Interview mit den Ultras Gelsenkirchen, in dem man über sie als Gruppe, aber auch die Stadt und deren Bedeutung für sie einiges erfährt.

Lehrreich ist ein Bericht über Geschichte und Gegenwart (2019) des französischen bis in die 1980er Jahre zurückreichenden Hass-Duells von Olympique de Marseille und Girondins de Bordeaux. „Geografisch gesehen ist die Begegnung zwischen Bordeaux und Marseille bei einer Distanz von 645 Kilometern natürlich kein Derby, es gibt aber eben diesen Hass auf beiden Seiten, der über die Jahre von den verschiedenen Generationen der jeweiligen Gruppen, etwa durch Aufeinandertreffen und Fahnenklau, befeuert und weitergetragen wurde.“

Weitere interessante Themen im Heft sind eine Rundumschau zum Umgang verschiedener Ultragruppen und Länder mit der Coronavirus-Pandemie und ihren Folgen sowie ein Reisebericht von Moritz zu den Umständen einer Groundhopping-Fahrt nach Serbien bei noch geltenden Reisebeschränkungen und vielerlei Ungewissheiten. Auch über Marokko und den Netflix-Film gibt es zu lesen.
Bevor alles anders wurde, gab es noch die Monate Jänner und Februar und aus diesen finden sich hier wieder schöne Italien-Berichte. Da kommt einiges an Fernweh und Hoffen auf die Wiederkehr besserer Zeiten auf.

Sonntag, 15. November 2020

Ballesterer 156




Rezension


ballesterer
Nr. 156, November 2020
84 S.










„Seit mehr als 20 Jahren gibt es die 50+1-Regel im deutschen Fußball, und fast genauso lang wird um sie gestritten. Befürworter sehen in ihr einen Schutz vor dem Ausverkauf der Bundesliga, Kritiker eine Einschränkung des freien Wettbewerbs.“ Nicole Selmer bringt in ihrer Titelgeschichte einen Überblick über die seit der Erlaubnis der Ligenteilnahme von Kapitalgesellschaften 1998 in Deutschland bestehende Regel und die Bemühungen sie zu verändern. 2007 begann Martin Kind eine Initiative, um sich Hannover 96 einverleiben zu können. Die ausgelöste Änderung der Regel brachte Dietmar Hopp die Möglichkeit, Hoffenheim auch formell in seinen Besitz zu übernehmen, aber Kind blieb in seinem Anliegen erfolglos. „Seine Intervention hatte dennoch Folgen: Sie mobilisierte die Fanbasis und das weit über Hannover hinaus. Die Organisation ,Unsere Kurve‘, in der vor allem Supporters Clubs und Fanabteilungen vertreten sind, trat für den Erhalt von 50+1 ein, stelle Infomaterial zusammen und rief die Fanszenen zu Protesten in den Stadien auf. Durch seinen Antrag auf Abschaffung von 50+1 hatte Martin Kind das Thema in die Kurve und in die Kurve der Fans gebracht. Dort sollte es bleiben.“ schreibt Selmer. Die aktuelle Umgehungskonstruktion der Leipziger Dosen und ihre Akzeptanz ist Thema eines Interview Selmers mit dem damaligen DFL-Geschäftsführer Rettig. Er erzählt, wie er sich dagegen entschied, aber die Instanz der Vereine dafür votierte.

Weitere Themen im Heft sind u.a. die Stadionumbenennungsdebatte im spanischen Cádiz, ein Auszug aus der Totti-Biographie über die Roma-Meisterfeier 2001, ein Theaterstück in Graz „Bist du GAK oder Sturm?“ im Grazer Schauspielhaus, zweifelhaftes Datensammeln per App bei ebengenanntem SK Sturm Graz oder das Umrühren des Hauptsponsors und seiner Global Soccer-Entscheider bei Admira Wacker.

Schöne Sportplatzbilder gibt es im Heft aus Schottland zu sehen. In seiner Kolumne Wappenkammerl stellt Christian Nell das Wappen von Académica de Coimbra vor. Thomas Pöltl erfreut das bibliophile Gemüt mit einem Text über eine Pretiose, das FIFA-Jahrbuch 1935. Doktor Pennwieser informiert in seiner Medizinkolumne über Umstände und Genesung von Schleudertrauma im Fußball.

In meiner Amateurfußballreihe Nebenschauplätze geht es diesmal zu Donau Klagenfurt. Im Groundhoppingteil schreibe ich über Eindrücke beim Besuch bei Tatran Jablonica.

Freitag, 13. November 2020

Wir sind schon auf dem Brenner, 3





Rezension

Wir sind schon auf dem Brenner
Ausgabe 3
Mai 2020
176 S.









Ganz und gar Italien gewidmet ist das Heft aus den Reihen der Münchner Schickeria. Der Titel „Wir sind schon auf dem Brenner“ dürfte sich von einem gleichnamigen Lied, das zur WM 1990 von dem Schlagersänger Udo Jürgens mit der deutschen Nationalmannschaft veröffentlicht wurde, sowie naheliegenderweise vom Weg über den Brennerpass, den man von München nach Italien nimmt, ableiten.

Die dritte Ausgabe vom Mai 2020 (das erste Heft war im März 2018 erschienen) bringt Berichte aus dem Jahr 2019 und der ersten Woche des Jahres 2020. Den Hauptteil des Hefts machen klassische Reiseberichte von Spielbesuchen aus, vom 19.1.2019 in Lecce bis zum 6.1.2020 in Bologna. Mehrere Autoren schreiben unterhaltsam von ihren Fahrten, Erlebnissen und dem in den Stadien Gesehenen. Zusammen mit den abgedruckten Fotos geht einem das Herz auf und man kommt beim Lesen und Betrachten unweigerlich ins Schwärmen. Wie leiwand Italien doch ist. Vor allem die Berichte aus Apulien sind spannend und ließen die Gedanken schweifen, wohin man selbst dorthin einmal wieder fahren will. Dazu denkt man bei Berichten unweigerlich an die eigenen Matchbesuche in manchen Orten zurück, wo es beim eigenen Spielbesuch dort manchmal besser und manchmal schlechter als hier beschrieben gewesen ist. Viele Sätze kann man unterschreiben, etwa zu Juve Stabia „Klar, es ist nicht die größte Szene, es ist nicht die lauteste Kurve, aber man merkt, dass das hier etwas sehr Kostbares und Besonderes ist.“ Nur bei einem im Heft berichteten Spiel war ich ebenfalls gleichzeitig vor Ort, dem großartigen Play-off-Spiel Triestina-Pisa, an das ich hier gerne erinnert wurde.

Ein eigener Abschnitt gehört Samb e Monaco. Es gibt einen Artikel über die Katastrophe im Stadio Ballarin 1981 sowie über die Bayern-Freundschaftsbesuche bei Sambenedettese zu lesen. Hier wird von acht Samb-Besuchen im Jahr 2019 in diesem Rahmen berichtet.

In Pisa machte man Sturm-Bekanntschaft: „Beim Einchecken hörte ich im Flur einen österreichischen Dialekt, was mich etwas stutzig machte, da bei Pisa bekannterweise die Grazer gern und oft zugegen sind. Nun, ich täuschte mich nicht, die Sturmflut hatte es in unser Hostel geschwemmt.“ Zunächst begegnete man sich noch nicht, aber später am Abend dann machte man Bekanntschaft mit österreichischer Anrede. „Als wir gemütlich unser ‚gutenachtott‘ auf der Terrasse rauchten, kamen auch die Grazer vorbei. ‚Heast, wer sads jetzt leicht ihr?‘ war die Frage derer.“ Danach musste dann auch noch das gegenseitige Verhältnis geklärt werden.
Eine Rapid-Nennung gibt es in Zusammenhang mit den aufgrund ausverkaufter Halle verpassten Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Fossa dei Leoni von Fortitudo Bologna per impliziter Erwähnung von Josef Gruber (Unterwegs): „Basketball ist zwar eh nicht unsere bevorzugte Ballsportart aber in so einer Halle kanns ja schon ganz cool werden (und wurde es auch, zumindest wenn man sich das Video eines bekannten Rapidlers dazu anschaut); aber so ist es halt im Leben, man kann nicht alles haben und sehen.“ Eine sehr richtige Lebenseinstellung.

Diverse Nachrichten aus der italienischen Fußball- und Ultrà-Welt aus Frühjahr und Herbst 2019, die im Heft zusammengefasst werde, lassen einen noch einmal manches ins Gedächtnis zurückrufen und anderes neu erfahren. Dazu finden sich hier ein Artikel über die Derbys in der Region Apulien, Teil 3 einer Geschichte der Ultras (auf zwei Seiten ein Einstieg über die 1990er Jahre) und interessante Eindrücke von der Ausstellung zu 50 Jahren Ultras Tito Cucchiaroni, die eine Woche im September 2019 in Genua zu sehen gewesen ist.

Ein ganzes Heft nur über Italien. Das ist genauso gut wie es klingt.

Mittwoch, 11. November 2020

Grantler Sonderausgabe 3



Rezension


Grantler
Kurvenflyer der Tornados Rapid
Sonderausgabe 3
Lockdown 2.0
8.11.2020









„Es war ein Anschlag auf unsere Art zu leben. Unsere Antwort kann nur noch mehr Lebensfreude, Zusammenhalt und Solidarität sein. Wien lässt sich auch durch eine solch barbarische Tat nicht in Angst und Schrecken versetzen – wir Rapidler erst recht nicht.“ Zum Rapid-Spieltag am Sonntag veröffentlichten die Tornados Rapid online die dritte Sonderausgabe ihres Spieltagshefts Grantler. Titelthema ist das Wien erschütternde Terrorattentat vom 2. November. Das Titelblatt zeigt das von den Tornados nahe des Tatorts aufgehängte Spruchband „Für die Freiheit und das Leben – Gegen Oaschlecha!“ Berichtet wird auch über die Gedenkaktion des Block West an Ort und Stelle.
Daneben stellen die TR klar, dass sich an der eigenen Position gegenüber der Polizei trotz höhnischer Kommentare nichts geändert habe. Dass Einzelne in einer Ausnahmesituation richtig gehandelt haben, heiße nicht, dass man die Organisation als solche nie wieder kritisieren dürfe. „Auch wenn wir den Einsatz während dieses Terrorakts respektieren, gibt es an unserer Haltung gegenüber der Institution Polizei nichts zu überdenken.“ Handeln des Block West wird aber kritisch reflektiert: Auch wenn man zur Medienkritik weiter steht – diese wurde im übrigen im Tornados spezial 40 in einem größeren Zusammenhang analysiert und beschrieben – und auf Medien verweist, die in der Tatnacht durch Verbreitung von Videos und Angst der Terrorpropaganda geholfen haben, schreibt man, dass das Durchziehen der Journalisten-Terroristen-Choreographie 2017 zum damaligen Zeitpunkt zwei Tage nach einem großen Attentat in Barcelona „rückblickend als pietätlos bezeichnet werden kann.“

Ein Artikel beschäftigt sich grundsätzlich mit der Lage. „Was wäre das nur für eine Europacupsaison geworden?“ denkt man wehrmütig an die Europacupziele des Herbsts 2020 und kritisiert das Durchpeitschen der Liga mit der Sonderrolle, die dem Fußball auch im Lockdown gewährt wird: „War das Erlebnis Fußball die ganze Saison über in den durch Beschränkungen größtenteils leeren Stadien bereits ein trauriges, wird mittlerweile nur noch für den einzelnen Pay-TV-Konsumenten zu Hause gekickt.“ Hinterfragt wird zurecht die enge Spielplangestaltung, die trotz der Pandemie keine Ersatzspieltermine eingeplant hat. Das Gruppenleben habe man in den vergangenen Monaten aufrechterhalten können, das Stadionerlebnis fehle aber allen. Eine Rückkehr im Frühjahr wird als unwahrscheinlich bewertet. „Wir üben uns in Geduld und versuchen vernünftig und an die Situation angepasst mit der zähen Zeit umzugehen.“

Die Devise lautet aber nicht „Abwarten und Tee trinken“ sondern „Abwarten und Punsch trinken“. Auch wenn es heuer keinen Punschstand geben kann, sammeln die Tornados dennoch für einen karitativen Zweck, nämlich für das „s‘Häferl“ und bitte um Überweisung von Spenden für diese Organisation an AT26 2011 1297 4440 2803 auf den Namen Raphael Haas. „Es ist seit 1988 ein Zufluchtsort für Menschen in Not. Ein Ort zum Aufwärmen, der neben warmen Mahlzeiten auch einen Treffpunkt für Menschen am Rande der Gesellschaft bietet.“

Sonntag, 8. November 2020

Rapid – Red Bull 1:1 (0:1)

Bundesliga, 7. Runde, 8.11.2020
Weststadion, unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Erkämpfter Punkt. Man muss Didi Kühbauer und Zoki Barišić Respekt dafür zollen, dass sie eine wirkliche Mannschaft geformt haben. Auch mit Umstellungen sah man eine als Team gut agierende Mannschaft und in einer Drangphase der Dosen mit Kara und Demir spielentscheidende Qualität einwechseln zu können, ist schon sehr gut. Ein schöner Konter, ein schönes Tor, ein verdient gewonnener Punkt.
Bitter ist der verletzungsbedingte Ausfall von Ljubičić.
Wie auch beim Europacupspiel am Donnerstag begann dieses erste Meisterschaftsspiel nach dem Terrorattentat in Wien mit einer Schweigeminute und die Rapid-Mannschaft spielte mit Trauerflor (die Dosenkonzernmarketingangestellten nicht). Am Block West hing weiterhin das Gedenk-Spruchband. Wien stand auf den Rapiddressen, die zugunsten von Organisationen, die Opfer des Attentats unterstützen, versteigert werden.