Dienstag, 22. Juni 2021

Unterwegs Reloaded 1



Rezension


Unterwegs Reloaded
Das fehlende Jahrzehnt
Nr. 1
2021
92 S.








„Es ist an der Zeit für ein Heft, das sich dem Nostalgischen widmet.“ Nach dem Ende des Unterwegs Fanzine mit Ausgabe 22 bringt Josef Gruber nun im neuen Heft Unterwegs Reloaded unveröffentlichte Berichte aus der Erscheinungspause des Hefts zwischen Nr. 6 (Jänner 2000) und Nr. 7 (November 2012). Aus Erinnerungen entsteht mitsamt alten Fotos und neuen Informationen eine interessante Zeitreise. Zwei Jahrzehnte nach den Spielen, über die Gruber hier berichtet, ist die Betrachtungsweise teilweise anders geworden. Sei es, dass in allen Fanzines damals nur „an der Oberfläche gekratzt“ und keine Fakten geschrieben wurden, wie Gruber im Blick zurück feststellt, oder dass „sich 20 Jahre später der eigene Blick auf die alten Fotos verändert, was man so an neuen Details entdeckt und welche Infos man dank einem dichten Netzwerk an Kontakten erhält. Spruchbänder wurden im Jahr 2000 sowieso nur bestaunt, aber übersetzt hat sie kaum jemand.“ Somit bietet das Heft einen Mehrwert mit heutigem Wissensstand.

Es ist eine Zeitreise, wenn man sich beim Lesen die damaligen Umstände vergegenwärtigt. „Man hat die Supertifo bei den stundenlangen Zugfahrten studiert und die Bilder auswendig gelernt. [...] In der Vor-Internet-Zeit hatte ein Foto sowieso eine ganz andere Bedeutung. Du bist oft minutenlang vor einem Bild gesessen und hast die Informationen förmlich aufgesaugt.“ erzählt Gruber etwa, wie man sich über das Auftreten der italienischen Kurven informierte. So steuerte Gruber etwa im Februar 2000 mit Vis Pesaro gegen Rimini ein Spiel der viertklassigen Serie C2 als Hauptspiel des Wochenendes an, was damals eher unüblich gewesen sei. „Auch wenn es kein Derby innerhalb einer Region ist, wusste ich aus dem Supertifo, dass es sich hier um eine ausgeprägte Rivalität handelt.“

Im Mai 2000 ging es für Gruber erstmals nach Polen. „So um 1996 herum habe ich langsam angefangen, mit Polen Bilder zu tauschen. Das waren richtig arge Fotos, wie wir sie hierzulande nicht kannten.“ Wie manches sich doch verbessert hat, sieht man daran, dass er auf der Nachtzugfahrt von Wien nach Warschau durch die Grenzkontrollen insgesamt viermal geweckt wurde. Ich selbst fahre gerne mit Nachtzügen und schlafe gerne durch – daher also eine unangenehme Vorstellung.

Ein „Schmankerl in Hütteldorf“ kommt auch vor. Allerdings nicht von Rapid sondern das von der UEFA aus Sicherheitsgründen von Belgrad nach Wien verlegte Europacupspiel von Roter Stern gegen Leicester City. Daneben sind hier Spielberichte aus dem Jahrvon Februar bis November 2000 aus Italien, Polen, Frankreich (!) und Ungarn versammelt.

Nummer 2 wird Spiele des Jahres 2001 beinhalten. Man kann sich freuen.

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