Prostějov – Vyškov 2:2 (1:1)

Tschechien, Fotbalová národní liga, 20. kolo, 5.4.2022
Stadion Za Místním nádražím, 730

2:2-Unentschieden im tschechischen Zweitligaspiel zweier Nachbarn. 26 Kilometer und eine Kreis-Grenze trennen Prostějov (Olomoucký kraj) und Vyškov (Jihomoravský kraj), wobei der MFK Vyškov seit dem Zweitligaaufstieg nicht mehr das heimische Stadion in Vyškov nutzen kann sondern im Vorort Drnovice spielt. Derby wäre ein hoch gegriffener Begriff dafür, wenngleich ihn beide Vereine in ihrer Vorberichterstattung verwendeten. Spannung und Dramatik war jedenfalls gegeben: Prostějov ging in Führung, die Gäste drehten den Spielstand, aber schließlich fiel doch noch der Ausgleich. Ein Prostějov-Elfmeter wurde vom Vyškov-Goalie abgewehrt.
Der 1. SK Prostějov von 1904 ist nicht zu verwechseln mit dem SK Prostějov von 1913. Letzterer spielt Eishockey und hat dabei massive Unterstützung einer Ultrà-Fanszene. Warum auch immer, so ist das eben hier. Ein aufgehängtes Fan-Transparent vereinigte drei Wappen. Nachtrag: Erklärung dankenswerterweise im Kommentar: „Alle drei Embleme auf der Flagge sind SK Prostějov, die vom gesamten Verein verwendet werden. Die älteste stammt aus der Zeit um 1910 – deshalb wird sie von Hockeyfans genutzt. Es wurde zur Zeit der Gründung der Hockeymannschaft im Jahr 1913 verwendet. Der mittlere wurde in den dreißiger und vierziger Jahren verwendet. Zu einer Zeit, als der Verein der erfolgreichste war. Wieder im Hockey und Fußball. Es war ein Verein, der mehrere Sportarten ausübte. Hockey wurde 1968 vom Verein unabhängig.“
Der 1. SK Prostějov wurde 1904 als Sportovní kroužek Prostějov gegründet. Nachdem man 1928 tschechoslowakischer Amateurmeister geworden war, stieg man 1932 in den Profifußball um und spielte 1934/35 bis 1937/38 in der ersten tschechoslowakischen Liga. Im Mitropacup erreichte der SK Prostějov 1936 das Viertelfinale, wo man gegen Újpest ausschied, und 1937 das Achtelfinale, wo man an den Grasshoppers scheiterte. Nachdem man zwischenzeitlich abgestiegen war, wurde man nach der Befreiung 1945 in die neue tschechoslowakische erste Liga 1945/46 eingegliedert, stieg aber gleich wieder ab und erreichte die höchste Liga nie mehr. In der kommunistischen Tschechoslowakei trug der Verein im Zuge von Umorganisationen und Umbenennungen die Namen JTO Sokol II Prostějov 1948, JTO Sokol ČSSZ Prostějov 1950, DSO Tatran Prostějov 1953, TJ Slovan Prostějov und 1959 nach Fusion mit DSO Baník Prostějov schließlich TJ Železárny Prostějov unter Obhut des Eisenwerks (Železárny) und spielte zwischen vierter und zweiter Spielklasse. Nach der Trennung der Tschechoslowakei konnte man 1995 nur mehr fünftklassig antreten nachdem das Eisenwerk als Finanzier ausgestiegen war. Man nahm wieder den alten Namen SK Prostějov an. 1995 übernahm der Verein durch Fusion die Spielberechtigung des Zweitligisten SK LeRK Brno, der bis zu seinem Ende 1995 im Brünner Stadion na Srbské gespielt hatte, und spielte als SK LeRK Prostějov bis 2003 zweitklassig. Das Sponsorenkürzel LeRK stand dabei für das Levně (billig) Rychle (schnell) Kvalitně (qualitativ) einer Supermarktkette. 2003 stieg man in die MSFL ab, da das alte Stadion nicht mehr zweitligatauglich war. In jahrelanger Krise stieg man 2003/04 und 2004/05 zweimal weiter ab. 2006 benannte man sich erstmals 1. SK Prostějov und stellte 2007 nahe der finanziellen Pleite den Kampfmannschaftsspielbetrieb ein. Der Nachwuchs bestand weiter und 2010/11 begann der Verein mit einer neuen Kampfmannschaft in der untersten Spielklasse, der zehntklassigen IV. třída OFS Prostějov, erneut. 2011 kaufte man die Spielberechtigung des bankrotten FC Vítkovice, stieg unter dem Namen 1. FK Prostějov in die viertklassige Divize ein und schaffte den Aufstieg in die drittklassige MSFL. Seither nennt man sich wieder 1. SK Prostějov. 2018 stieg man in die Fotbalová národní liga, die zweite Liga (Druhá liga) auf. Das Stadion Za Místním nádražím liegt, wie der Name „Stadion am Stadtbahnhof“ schon sagt, hinter diesem Lokalbahnhof. Bis in die 1990er Jahre befand sich hier der Sportplatz des eingestellten Fußballvereins TJ OP Prostějov. Die heutige Tribünen wurden 2012 errichtet und 2016 mit dem Gästesektor hinter einem Tor ergänzt. Heute gibt es hier 3.500 Plätze. Ob die am Eingang auf einem Plakat präsentierte Utopie eines Vollausbaus einmal Realität werden wird, steht in den Sternen.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Prostějov besichtigt.

Kein Fußballbezug, sonders Eishockey: