Mittwoch, 27. April 2022
Schwarz auf Weiß, 47
Rezension
Schwarz auf Weiß
Das Sportclub-Fanzine
№ 47, April 2022
64 S.
30 Jahre Friedhofstribüne des Wiener Sport-Club. Das allseits bekannte Thema verzögerte hier wie auch anderswo das Jubiläum. 2020 wäre „die große 30-Jahr-Feier der Freund*innen der Friedhofstribüne angestanden, leider ist uns da eine Pandemie dazwischengekommen. In diesem Heft wollen wir jedenfalls versuchen, auf diese 30 Jahre zurückzublicken in der Hoffnung, dass die nächsten 30 Jahre weniger turbulent werden.“ heißt es eingangs. Die Geschichte des Fanzines und die Geschichte der Friedhofstribüne hängen zusammen: „Im Herbst 1990 findet sich im schwarz auf weiss das erste Mal ein Impressum mit Freunde der Friedhofstribüne für die Fans der damaligen Tribüne an der Als. Notwendig wurde das Impressum, weil ein paar Polizeibeamten nichts Besseres einfiel, als das Fehlen desselben im Fanzine zu bemängeln.“ So werden in diesem Heft einige Ereignisse aus der Geschichte von dreißig Jahren Friedhofstribüne auf Basis der Berichte im Fanzine dargestellt. Dabei zeigte sich auch wieder einmal die Überlegenheit von Druckwerken gegenüber dem Internetz als Speichermedium der Vergangenheit: „Leider gestaltete sich die Recherche vor allem für den Zeitraum 2003 – 2010 als schwierig. Das Schwarz auf Weiß wurde zu diesem Zeitpunkt vor allem auf die Homepage der Friedhofstribüne verlagert, diese Homepages sind aber, wenn überhaupt, nur mehr bruchstückhaft über das Internet Archiv abrufbar.“ Man liest von der Annemarie, Auswärtsfahrten nach Innsbruck und anderem. Auch die Anhängervereinigung des WSC begeht ein Jubiläum. Der 1952 gegründete Fanklub wieder heuer 70 Jahre alt, was im Heft ebenfalls gewürdigt wird. Der „unendlichen Geschichte“ der stagnierenden Erneuerung des Sportclubplatzes nimmt sich ein teils chronologisch-rückblickender und teils satirisch in die Zukunft blickender Artikel an. Eine Anklage widmet sich den Missständen beim Derby gegen die Vienna im Herbst 2021, von der organisatorischen Unterbesetzung an den Einlässen, was zu langen Wartzeiten und großen Verspätungen führte, den unnötigen bis seltsamen Lautsprecherdurchsagen gegen Pyro oder dem fragwürdigen Polizeieinsatz der WEGA gegen die Auswärtsfans. An Seitenhieben gegen die Vienna-Fankultur mangelt es dabei aber auch nicht. In einem Text über die Notwendigkeit einer „Erzählung, was diese Gemeinschaft ist“ für den WSC werden Vergleiche mit dem FC St. Pauli, der Rapid und der Wiener Austria gezogen. Zur Rapid wird die erfolgreiche Transferierung von Werten der Arbeiterbewegung (Kampf, Einsatz, Solidarität) als zentraler Punkt genannt. „Es macht einen großen Teil der Anziehung aus und macht Rapid zu dem Publikumsmagnet im österreichischen Fußball und das durchaus in Wechselwirkung zwischen Verein und organisierten Fans.“ Weiters gibt es im Heft u.a. ein FHT-ABC, ein Interview mit dem Trainer oder ein spannendes Gespräch mit einem Gestalter des berühmten „Home is where the graveyard is“-Graffitis auf der Friedhofstribüne zu den Hintergründen von dessen Entstehung. Zum Interview über die internationale Geschichte der Leute hinter dem Transparent Love Sportclub − Hate Fascism durfte ich das Foto beisteuern. „Das Sportclub-Fanzine Schwarz auf Weiß (SaW) war so etwas wie der Kraftdünger für die aufblühende Fankultur am Sportclub-Platz in den späten 1980er Jahren. Vieles, das für uns heute selbstverständlich ist, wurde erstmals in SaW thematisiert und in die Anhängerschaft getragen.“ beschreibt Kurt Reichinger die Anfänge des Schwarz auf Weiß und erinnert sich, wie er 1986 in London bei seinen Queens Park Rangers erstmals auf ein Fanzine stieß. Er sah vor dem Stadion „einen Typen, so etwa in meinem Alter, der nicht die üblichen Match-Programme verkauft, sondern irgendetwas anderes aus einem Pappkarton fischt und an die Fans verkauft. Neugierig geworden, hole ich mit eines der Druckwerke. ,We love you Rangers, we do ...‘ ist der schlichte Titel. Noch ahne ich nicht, was ich da in Händen halte.“ Es sollte zum Vorbild seines, dieses Fanzines werden. A5 / 2€ / erhältlich auf der Friedhofstribüne
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