Tschechien, 1. liga, 26. kolo, 28.4.2018
Městský stadion Ostrava, 15.020
Ein dramatisches Match lieferten sich Baník Ostrava, das gegen den Abstieg aus der ersten tschechischen Liga kämpft, und Sparta Prag, das noch um einen Europacupplatz ringt: Führung für Baník, Ausgleich für Sparta per Elfmeter, erneute Baník-Führung per Freistoßtreffer, erneuter Sparta-Ausgleich und schließlich kurz vor Schluss der Siegestreffer durch den Baník-Helden Milan Baroš. Mit dem Sieg rückt Baník den Konkurrenten im Abstiegskampf näher und kann mit einem starken Finish tatsächlich noch den Klassenerhalt schaffen.
Im ausverkauften Stadion zeigte die Baník-Kurve zwei Choreographien auf der Längsseite in der ersten Halbzeit sowie zwei weitere in der zweiten Hälfte in der Kurve. Aus dem Auswärtsblock wurden Böller auf die Ordner auf der Laufbahn geschossen, darunter einer der markerschütternden Sorte, bei dem einem in mehr als hundert Meter Entfernung noch das Herz stehen bleibt. Als ein Tor im Zaun geöffnet wurde, entstanden Scharmützel erst mit den Ordnern und nach einiger Zeit zwischen Auswärtsfans und Ordnern hin und her geworfenen Sitzschalen etc. stürmte die Polizei den Sektor. Akustisch war der Auswärtsmob angesichts des gut aufgelegten Heimblocks und der eigenen Position in dessen Nähe nicht zu vernehmen gewesen. Gesungen wurde bei Baník im bekannten Stil brachial laut. Dem Dresscode-Aufruf der Chachaři, wie auch vorige Woche in Olmütz wieder in weiß zu erscheinen, wurde im Stadion großteils Folge geleistet. Die Gegentribüne beteiligte sich am Support der Kurve.
Die Fanszene von Baník hatte sich jahrelang und verbissen gegen den Umzug ihres Vereins aus der angestammten schlesischen Stadthälfte, Slezská Ostrava (Schlesisch Ostrau), auf die mährische Seite, Moravská Ostrava (Mährisch Ostrau) gewehrt, in die Vítkovice (Witkowitz) 1924 eingemeindet worden war. Der FC Baník Ostrava verließ aber 2015 sein Stadion Bazaly und zog in das 2012 bis 2015 umgebaute Leichtathletikstadion, das seit 1961 das jährliche Leichtathletik-Meeting Ostrava Golden Spike bzw. tschechisch Zlatá tretra Ostrava beherbergt. Eine Büste erinnert an den berühmten tschechoslowakischen Leichtathleten und Langstreckenläufer Emil Zátopek, mehrmaliger Goldmedaillengewinner bei Olympischen Spielen. Während die alte Haupttribüne beim Umbau erhalten blieb und nur renoviert wurde, wurden anstelle der offenen Stehplatzstufen des alten Ovals neue überdachte Tribünen errichtet. Es gibt nun 15.123 Sitzplätze.
Das 1938 eröffnete städtische Stadion, Městský stadion, von Ostrava war die Heimstätte des 2012 nach Pleite aufgelösten einstigen Stadtrivalen FC Vítkovice und ist es seither von dessen Nachfolgeverein MFK Vítkovice. Der 1919 als SK Slavoj Vítkovice gegründete Verein spielte 1949 bis 1954 sowie von 1981 bis 1994 in der ersten tschechoslowakischen bzw. nach der Auflösung des Staates 1993/94 in der ersten tschechischen Liga. 1985/86 wurde die damalige TJ Vítkovice tschechoslowakischer Meister und schaltete in der darauffolgenden Saison im Europacup der Landesmeister in der ersten Runde Paris Saint-Germain aus, scheiterte in der zweiten Runde aber am späteren Europacupsieger FC Porto. 1986/87 wurde Vítkovice in der tschechoslowakischen Meisterschaft Zweiter und erreichte im darauffolgenden Jahr im UEFA-Cup sogar das Viertelfinale, wo man gegen Espanyol de Barcelona ausschied. Auf das Ende der Finanzierung durch die Witkowitzer Eisenwerke (Vítkovické železárny, VŽ) folgte der sportliche Absturz ab 1994 bis zur Vereinsauflösung 2012. Der Nachfolgeverein ist derzeit im Begriff, aus der dritten Liga abzusteigen.
Vor dem Spiel wurde der Stadtteil Vítkovice besichtigt.
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