Samstag, 2. April 2022

Alessandria – SPAL 2:2 (1:1)

Italien, Serie B, 32a giornata, 2.4.2022
Stadio Giuseppe Moccagatta, 2.862

Es dominierte das Match zwar klar SPAL, Alessandria konnte mit Kampf und Glück aber einen Punkt gewinnen. Nach dem 1:0, drehte SPAL den Spielstand auf 1:2. Doch statt des 1:3 folgte das 2:2. Alessandria braucht jeden Punkt, um sich von den Abstiegskampfrängen abzusetzen und die Playout-Spiele zu vermeiden. SPAL liegt darüber und hat einen Vorsprung von sieben Punkten auf Alessandria.
So weit im Norden „Un giorno all'improvviso“ kraftvoll zu hören, war beachtlich. Einen guten Tifo gibt es hier zu sehen. „1974 Alessandria Football Fans“ steht seit 2017 am gemeinsamen Banner an der Gradinata Nord Alessandria, das für die Geschichte und Gegenwart der Ultrabewegung in Alessandria steht. Einzelne Gruppen waren in der Kurve dennoch auszumachen, wobei aus dem Grau das bunte Reggae-Motiv von Rasta Kaos heraussticht. In das Stadion kehrten nach Pandemiepause an diesem Spieltag auch die Mandrogni auf der Längsseitenseitentribüne zurück (bekannt durch eine Choreographie am Haus dahinter). Politisch ist man hier klar links.
Den Auswärtssektor füllten 336 Gäste der Curva Ovest Ferrara, die ihre Fahnen zeigten und von sich hören ließen.
Die US Alessandria wurde 1912 im piemontesischen Alessandria als Alessandria Foot Ball Club im Rahmen der Union Gymnastics Forza e Coraggio gegründet, von der man sich 1913 trennte und zu einem eigenen Verein wurde. Zuerst hatte Alessandria blau-weiße farben getragen, übernahm dann aber von Forza e Coraggio das ungewöhnliche Grau als Vereinsfarbe. 1916 fusionierte der FBC man mit der 1916 gegründeten US Alessandrina und wurde zur Alessandria US. 1929/30 bis 1936/37, 1946/47 und 1947/48 sowie 1957/58 bis 1959/60 spielte Alessandrina in der Serie A. Im Juni 1959 debutierte dabei hier der erst 15-jährige Gianni Rivera in der Serie A. 1987 änderte man den Namen in US Alessandria Calcio. Jahrzehntelang spielte man nur mehr dritt- oder viertklassig bis 2003 mit der Pleite nach einigen Eigentümerwechseln der Tiefpunkt kam. Nach italienischem Recht vergab die Stadtgemeinde die Tradition und hsitorischen Rechte an einen als Nuova Alessandria 1912 neugegründeten Verein, der in der Eccellenza neu beginnen konnte. 2004 änderte man den Namen in US Alessandria Calcio 1912. Es begann ein Aufstieg, bei dem man in der Saison 2015/16 als Drittligist mit dem Erreichen des Semifinales der Coppa Italia ein erstes großes Ausrufezeichen setzte. Unterwegs hatte man mit Palermo und Genoa zwei Serie-A-Vereine sowie Pro Vercelli und Spezia aus der Serie B höherklassige Teams aus dem Cup geworfen. Im Semifinale unterlag man in Hin- und Rückspiel dem AC Milan, wobei rund 15.000 der 28.202 Zuschauerinnen und Zuschauer im San Siro aus Alessandria kamen. 2021 schaffte man über das Play-off der Serie C nach 46 Jahren die Rückkehr in die Serie B, in der man nunmehr heuer den Klassenerhalt sucht.
Berühmtester Fußballer aus Alessandria war der hier geborene, im Verein aufgewachsene und hier 1959 als Fünfzehnjähriger sein Profiudebut in der Serie A feiernde Gianni Rivera, der später mit dem AC Milan dreimal Meister, viermal Cupsieger und viermal Europacupsieger sowie mit der italenischen Nationalmannschaft 1968 Europameister werden sollte. In der Saison 1931/32, in den Runden 26 bis 30 von 1935/36 sowie 1 bis 13 von 1936/37 war hier der einst bei Vienna und beim WAC spielende Wiener Karl Stürmer Trainer. Stürmer arbeitete von 1920 an als Trainer in Italien und trainierte hier zahlreiche Vereine bis er 1943 in Faenza von deutschen Soldaten erschossen wurde. Weitere österreichische Trainer waren in Alessandria 1933/34 der Franz Hänsel (italianisiert Francesco Hansel), in den Runden 17 bis 30 1934/35, 1 bis 25 1935/36 sowie zu Saisonbeginn 1937/38 der einst für den Wiener Sport-Club aktive und seit 1914 in Italien arbeitende Rudolf Soutschek, und zuletzt der von den Cricketern kommende und seit 1927 in Italien arbeitende Wiener Toni Cargnelli.
Das Stadio Giuseppe Moccagatta wurde 1929 unter dem faschistischen Namen Campo del Littorio eröffnet. 1946 wurde es nach dem verstorbenen Vereinspräsidenten und Bürgermeister Giuseppe Moccagatta benannt. Im Zuge der Jahre in der Serie A wurde das Stadion ausgebaut und erreichte 1956 eine Kapazität von 25.000 Plätzen. Danach wurde das aber drastisch reduziert. Heute gibt es hier 5.827 Plätze.

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