Samstag, 2. April 2022
Pergolettese – Feralpisalò 1:1 (0:0)
Italien, Serie C, girone A, 35a giornata, 2.4.2022
Stadio Giuseppe Voltini, 550
Gleich drei Elfmeter gab es in diesem Spiel. Beide Tore wurden so erzielt und ein weiterer Elfer wurde vom Feralpisalò-Tormann gehalten. Die Gäste waren mit ihrem – von den heimischen Spielern und im Publikum angezweifelten – Strafstoß in Führung gegangen. Pergolettese konnte mit seinen Elfmetern ausgleichen, aber nicht in Führung gehen.
In der heimischen Curva Ciclisti waren zu Spielbeginn gelbe und blaue Zettel in den Vereinsfarben zu sehen. Ein richtiges Bild ergab sich mangels Masse an zusammenstehenden Leuten dabei allerdings nicht. Besungen wurde stets der alte Name Pergocrema. Zweimal wurde Cremonese als „pezzo di merda“ beschimpft. Mit den Freunden von Piacenza teilt man hier die Feindschaft zu Cremonese.
Als Gästesektor dient bei Pergolettese-Heimspielen die Curva Nord des Stadions. Sie ist die Heimkurve des Stadtrivalen AC Crema, der in seiner Geschichte dreimal in der Serie B gespielt hatte, derzeit aber eine Liga unterhalb in der Serie D ist. Beim letzten Derby im März 2019 war das Stadion hier mir 2.300 Zuschauerinnen und Zuschauern gefüllt. Zwei (2!) Auswärtsfans waren an diesem Abend vom Gardasee hierhergekommen. Zwei Fetzen hingen sie an den Zaun, was eine gut Pro-Kopf-Quote bedeutet.
Die US Pergolettese wurde 1932 im Bezirk Pergoletto der norditalienischen Stadt Crema gegründet. 1967 stieg man erstmals in die Serie D auf. Bereits 1963 war es zum ersten Stadtderby gegen den 1908 gegründeten AC Crema gekommen. Nach einem Jahrzehnt mit Derbys endeten diese mit dem Abstieg von Crema aus der Serie D 1974. Nach dem Abstieg des Stadtrivalen nannte sich die Pergolettese 1975 in US Pergocrema um, um den Anspruch, der wichtigste Stadtverein zu sein, zu untermauern. 1994 übernahmen die Eigentümer der Crema auch den gelb-blauen Stadtrivalen, benannten ihn von Pergocrema in US Cremapergo 1908 um, mit den schwarz-weißen Farben und Gründungsjahr von Crema. Bei ersten Cremapergo-Spiel in die 1994/95 wurden die neuen Dressenfarben von den Rängen ausgepfiffen und im Laufe der Saison gab es in beiden Vereinen Proteste und Boykotte der Kurven sowie einen Rückgang der Stadionbesuchszahlen. Der Crema-Anhang lehnte die Fusion ab und gründete mit der Crema bianconero in der Terza Categoria, der untersten Spielklasse einen neuen Verein. Für den Fusionsverein Cremapergo lief es auch sportlich katastrophal, 1998 stieg man aus der Serie C2 in die Serie D ab und 1999 gleich weiter in die sechstklassige Eccellenza. Mit neuen Eigentümern wurde Cremapergo 2002 wieder in Pergocrema rückbenannt und schafften es in den traditionellen Farben 2008 in die Serie C1. 2012 ging Pergocrema allerdings bankrott und wurde aufgelöst. Der Verein AS Pizzighettone aus der gleichnamigen Stadt in der Provinz Cremona wurde daraufhin formell nach Crema verlegt, die Farben auf blau-gelb geändert und der Name US Pergolettese angenommen. Man spielte am Platz von Pizzighettone in der Serie D weiter und schaffte 2012/13 und 2013/14 gleich zwei Saisonen in der Lega Pro Seconda Divisione, wie die Serie C2 damals hieß. Nach dem Aufstieg des seinerzeit neuegründeten Crema in die Serie D 2017/18 gab es in dieser Saison dann erstmals nach 42 Jahren wieder Stadtderbys und in der Coppa Italia Serie D gab es das Derby als Draufgabe in dieser Saison dann auch gleich nocheinmal. Mit einem Play-off-Sieg über Modena kehrte Pergolettese 2019 erstmals seit 2014 wieder in die Serie C zurück.
Das Stadio Giuseppe Voltini wurde 1920 als Sportplatz Campo sportivo di via Milano eröffnet. Die erste Tribüne wurde 1936 errichtet. Im Zuge ihrer Terrorherrschaft nützten die faschistischen Brigate Nere 1944 das Stadion für die Hinrichtung von vier gefangenen antifaschistischen Partisanen, die gefoltert, abgeurteilt und dann hier getötet wurden. Nach der Befreiung fand im April 1945 eine weitere Hinrichtung statt, diesmal wurden vier faschistische Kriegsverbrecher, die für Massaker verantwortlich gewesen waren, getötet. Diesmal allerdings nicht am Feld sondern hinter verschlossenen Türen in den Räumlichkeiten. Fußball konnte hier dann nach 1945 aber auch wieder gespielt werden und in den 1980er Jahren wurde renoviert und ausgebaut, nachdem 1983 eine Windböe den Einsturz einer Mauer verursacht hatte. 2004 wurde eine Gedenktafel für die ermordeten Widerstandskämpfer angebracht. Es gibt hier heute insgesamt 4.095 Plätze.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Crema besichtigt.
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