Dienstag, 4. August 2020

Höllenritt 6




Rezension


Höllenritt
elitär unterwegs
Ausgabe 6
120 S.










Von 30 Spielen der BSG Chemie Leipzig 2019/20 sowie 35-mal Groundhopping in sieben Ländern liest man im Fanzine Höllenritt – elitär unterwegs des Leutzscher Fanclubs Höllenreiter – Das Elite-Gesindel.

Aus den Berichten von Chemie-Spielen ragt das Freundschaftsspiel gegen Eintracht Frankfurt am Bornheimer Hang anlässlich der Flutlicht für Leutzsch-Kampagne und des 15-jährigen Jubiläums der Freundschaft zwischen Ultras Frankfurt und Diablos Leutzsch hervor. „Utopisch wurde es dann nochmal am Ende, als beide Seiten noch bis gut 45 Minuten nach Abpfiff den jeweils anderen Verein und die jeweils andere Mannschaft feierten. Dieser Abend hätte von mir aus ewig weitergehen können!“ Weiters ist hier der Bericht vom Leipziger Derby interessant, bei dem der Chemie-Sieg auch historisch eingeordnet wird: „Es war der erste Derbysieg im AKS seit 17 Jahren, der erste Derbysieg einer Mannschaft mit dem Namen BSG Chemie Leipzig seit 1976, also seit 43 Jahren!“
Im Wintertrainingerlager 2019 war es hoch her gegangen, wie in Ausgabe 5 nachzulesen war. 2020 ging es nur zu einem Kunstrasenplatz in Thüringen. „Die örtliche Pension, die ich für eine Nacht im Nachbarort Berlingerode gebucht hatte, erreichten wir gute 90 Minuten vor Anpfiff. Hier war die Welt noch in Ordnung. Der Check-in erfolgte nämlich via Telefon am frühen Morgen gegen 8 Uhr mit den Worten ‚Sie haben Zimmer 7 und die Heizung läuft, viel Spaß!‘ Der erste Mensch, dem wir vor Ort begegneten, war übrigens ein Chemiker, der dieselbe Idee hatte wie wir.“

Beim Hoppen gibt es diverse Erlebnisse, wie beim Sachsenpokalspiel von SV Lichtenberg gegen SV Budissa Bautzen: „Der Eintritt wird hier auf dem Dorf übrigens erst bezahlt, wenn der Schatzmeister mit seiner 20 Jahre alten Tupperdose kommt und jeden Zuschauer einzeln abkassiert. Da ich aber meine Kamera dabei hatte, wurde ich von dem dezent ignoriert. Danach meinte er noch zu mir ‚Du bist doch von der Presse, mit deiner Kamera‘. Die Welt verstand er trotzdem nicht, also ich ihm drei Euro in die Hand drückte und eine Eintrittskarte samt Programmheft haben wollte. Vielleicht hätte ich ihm noch sagen sollen, dass Fußballspiele ohne Programmheft möglich, aber sinnlos sind.“ Besucht wurden u.a. auch Derbys in Edinburgh und Krakau.

Der letzte Spielbericht im Heft stammt vom 8. März 2020. Dann war da ja was. Der freie Platz wird sinnvoll genutzt: Es gibt ein Pandemie-Tagebuch samt Warnhinweis, es könne „Spuren von Ironie enthalten,“ und einen Essay zur Lage des Fußballs. Sehr schön sind darüber hinaus die Geschichten aus dem Archiv: Autoren des Fanzines erzählen von sie prägenden Spielen. Es sind dies FC Sachsen Leipzig gegen FC St. Pauli 2003, FC Sachsen Leipzig gegen FC Berlin 1998, FC Sachsen Leipzig gegen VfB Leipzig 1998 und VfB Leipzig gegen FC Sachsen Leipzig 1999. Spannende Ausflüge in die Vergangenheit.

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