Freitag, 10. Januar 2020
1899fm – Folgen 17 und 18
Rezension
Heinz Deutsch
1899fm
Rapidfunk
1899fm.net
Der neue Rapid-Präsident Martin Bruckner ist in der Folge 17 des Podcasts zu Gast und in Folge 18 spricht Laurin Rosenberg (Rapideum) anlässlich des 121. Jahrestags der Vereinsgründung am 8.1.2020 über die Geschichte Rapids.
Marrtin Bruckner hatte noch als Kandidat vor der Wahl bereits in Podcastfolge 11 mit Heinz Deutsch über seine Ansichten und Absichten gesprochen. Er war von der Intensität und der medialen Präsenz des Wahlkampfs überrascht, aber ist stolz darauf, dass Roland Schmid und er selbst den Wahlkampf fair gestaltet haben. Heinz Deutsch hakt hier ein: Er stellt fest, dass zwar sie beide fair und respektvoll miteinander umgegangen sind, aber aus dem Umkreis der beiden recht heftig aufeinander eingehackt wurde und dies Rapid geschadet habe. Bruckner meint, dass sich hier die Bruchlinien zwischen den beiden Konzepten gezeigt haben. Deutsch stellt weiters die Frage nach der polarisierenden Rolle mancher Legenden und insbesondere von Hans Krankl. Bruckner sagt, man kann unterschiedlicher Meinung sein und dennoch miteinander sprechen. Mit Krankl habe er noch nicht reden können, werde aber versuchen das Gespräch zu suchen. Zu einem möglichen Zweitligaaufstieg der Rapid II ist er positiv gestimmt und meint, dass es zwar Mehrkosten aber auch Mehreinnahmen gäbe und dies im Sinne des Ausbildungsvereins gut wäre. „Rapid ist in drei Jahren...“ vervollständigt Bruckner im traditionell abschließenden Wordrap mit „sportlich wieder sehr erfolgreich und wirtschaftlich genauso stabil wie jetzt.“
Laurin Rosenberg vom Rapideum spricht in Folge 18 über die Gründungsmythen Rapids. Es beginnt damit, dass 1898 jahrzehntelang als Gründungsjahr des Vorgängervereins 1. Wiener Arbeiter Fußball-Clubs galt und erst im Zuge der Forschungen vor der Eröffnung des alten Rapideums das Jahr 1897 als Gründungsjahr durch Domenico Jacono festgestellt wurde. Über die Geschehnisse des 8.1.1899 selbst wissen wir sehr wenig, erklärt Rosenberg. Auch zu den Gründen der Umbenennung und der Namenswahl 1899 gibt es nur Theorien ebenso wie zur Änderung der Vereinsfarben 1906.
Rosenberg rät dazu, alle Zuschauerinnen- und Zuschauerzahlen vor ungefähr dem Jahr 2000 mit Vorsicht zu betrachten. Auf der Pfarrwiese hatten anfangs offiziell 4.000 Leute Platz, in den Zeitungen wäre aber schon gestanden, dass 8.000 bei den Spielen waren. Beim großen Meistertitel-Spiel 1982, als geschätzte 25.000 das Hanappi-Stadion überfüllten, habe Rapid offiziell 17.300 Zuschauerinnen und Zuschauer abgerechnet.
Heinz Deutsch verweist darauf, dass all diese Geschichten und Geschichten um den 8. Jänner, Dionys Schönecker etc. in den 1980er und 1990er Jahren kein Thema im Verein waren und fragt, wann dies in den Fokus rückte. Rosenberg nennt das Stadthallenturnier am 8.1.2004, wo Rapid ausgerechnet im Gründungstag in den Farben der einstigen Cricketer (schwarz-blau) antrat und dies einigen aufstieß, sowie die Arbeiten von Roland Holzinger zur Chronik im Jubiläumsjahr 1999. Die Rückbesinnung auf die Geschichte wäre ein Ergebnis der 2000er Jahre gewesen. An Namen macht Laurin Rosenberg die Entwicklung zum geschichtsbewussten Traditions- und Mitgliederverein an Andy Marek mit dem 1998 gegründeten Klubservice, Oliver Pohle im Block West, Rudi Edlinger als Präsident und Steffen Hofmann am Platz fest, die in jenen Jahre im gesamten etwas geschaffen haben. Höhepunkt der Geschichts-Rückbesinnung wäre die Eröffnung des alten Rapideums 2011 gewesen. Es habe zwar bis zur Schließung 2014 keinen Massenansturm gegeben, aber es habe im Verein stark gewirkt.
Ein interessantes Diskussionsthema ist der Mitgliederverein. Über Jahrzehnte hinweg bis Mitte der 1990er Jahre bestand die Mitgliederstruktur Rapid einerseits aus aktiven und ehemaligen Spielern und andererseits dem, was heute das Kuratorium ist, erklärt Rosenberg, also Prominenten und Networkern. Als Wendepunkt zum offenen Mitgliederverein definiert er im Rückblick die Krise rund um die Rapid AG.
Andere Themen sind die Entwicklung Rapids, Dionys Schönecker, die Pfarrwiese oder die NS-Aufarbeitung, nach der wir jetzt wesentlich mehr über die Geschichte Rapids wissen. Interessant für den Fußballausstellungsliebhaber ist Laurin Rosenbergs Hinweis auf das Museum von Benfica (neben der Bayern-Erlebniswelt). Denn bei meinen Besuchen dort 2012 und 2013 gab es dieses noch nicht. Es ist für einen allfälligen künftigen Lissabon-Besuch nun aber vorgemerkt.
„Wir könnten noch stundenlang weitersprechen,“ sagt Heinz Deutsch gegen Ende des Gesprächs mit Laurin Rosenberg in der mit zwei Stunden längsten Folge seines Podcasts. Man könnte ihnen auch noch stundenlang zuhören.
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