Türkei, 1. Lig, 20. Hafta, 31.1.2020
5 Ocak Fatih Terim Stadyumu, ca. 3.000
Umkämpftes Sechspunktespiel zweier direkter Konkurrenten im Abstiegskampf der türkischen zweiten Liga. Das 1:0 fiel für Adanaspor nach einer Viertelstunde und der Torschütze Eren Keleş – der Wiener war von Jänner 2017 bis zum Abschied nach Unstimmigkeiten im Jänner 2018 bei Rapid gewesen und spielt seit Juli 2018 für Adanaspor – sprintete danach sofort zur Kurve, wo er zur allseitigen Begeisterung am Zaun jubelte. Dafür setzte es eine gelbe Karte. Das zweite Tor der Heimmannschaft in der Nachspielzeit der ersten Hälfte wurde dann im Spielfeld gefeiert, dafür auf den Rängen noch ausgelassener. Die Partie wurde wieder spannend, als Osmanlıspor aus Ankara per Elfmeter anfangs der zweiten Hälfte den Anschlusstreffer machte. In Minute 82 entstand aus einem Konter aber das 3:1. Vor dem Spiel war Adanaspor mit 14 Punkten am 16. Tabellenplatz gestanden, dem ersten Abstiegsplatz, und Osmanlıspor war mit drei Punkten mehr am 15. Rang am ersten Nichtabstiegsplatz gelegen. Mit dem Sieg hat Adanaspor aufgeschlossen.
Adanaspor teilt sich das Stadion mit dem 1940 als Eisenbahnerverein gegründeten Stadtrivalen Adana Demirspor, der in derselben Liga um den Aufstieg in die Süper Lig spielt. Adana Demirspor ist aufgrund der Fanfreundschaft mit Livorno bekannt (die AS Livorno war hier 2009 auch zu einem Freundschaftsspiel zu Gast), die auf politischem Gleichklang der Fanszenen und der beiderseitigen Herkunft als Arbeitervereinen beruht. Sie stehen auch beide im Norden ihrer Stadien, während Curva Sud an der Adanaspor-Kurve um die Turbeyler Grubu prangte. Rund um das Stadion war zumindest mit Pickerln Adana Demirspor weit präsenter. Im Stadioninneren zeigt sich die Nutzung durch beide Vereine in der Farbgebung der Sitze und Mauern, die in einer Hälfte orange-weiß (Adanaspor) und in der anderen blau sind (Adana Demirspor).
Der überdachte Fansektor der Adanaspor-Kurve (auch in der blauen Stadionhälfte ist die Fansektor-Kurvenhälfte überdacht) machte ordentlich Stimmung und es gab Wechselgesänge mit der orangen Hälfte der Haupttribüne und der offenen Längsseitentribüne an. Auf der motivierten Haupttribüne wurden auch selbständig Gesänge angestimmt.
Der Adanaspor Kulübü wurde 1954 gegründet. 1966 fusionierte man mit zwei weiteren Vereinen aus Adana, Akınspor und Torosspor, wie es in den 1960er Jahren in der Türkei üblich war, um regionale Großklubs für die Profiligen entstehen zu lassen. Als Vereinsfarben wählte man Orange für die Orangeproduktion und Weiß für die Baumwollproduktion in der Region. 1966/67 nahm Adanaspor erstmals an der türkischen zweiten Liga teil und stieg 1971 in die erste Liga auf. Seither spielte man von Abstiegen unterbrochen 1971-1984, 1988-1991, 1998-2001, 2002-2004, 2016-2017 in der ersten Liga (seit 2001 Süper Lig genannt) und seit 2017 in der Zweitklassigkeit (seit 2001 1. Lig benannt). Von Dezember 2000 bis Februar 2001 hatte bei Adanaspor Joachim Löw ein kurzes Intermezzo als Trainer im Erstliga-Abstiegskampf, seine letzte Station bevor er den FC Tirol bis zu dessen Pleite übernahm. 1976 gegen Austria Salzburg (0:5 und 2:0), 1978 gegen Honvéd (0:6 und 2:2) und 1981 gegen Inter (1:3 und 1:4) spielte Adanspor jeweils eine Runde im UEFA-Cup.
Das 5 Ocak Fatih Terim Stadyumu wurde 1938 eröffnet und nach dem Tag des Endes der französischen Besetzung der Stadt am 5. Jänner 1922 benannt, nachdem im Kilikischen Krieg 1918 bis 1921 französische Soldaten als Sieger des Ersten Weltkriegs gegen den Kriegsverlierer Osmanisches Reich neben dem zuvor osmanischen Syrien auch weite Gebiete Südanatoliens als Kriegsbeute besetzt hatten und dabei auf türkischen bewaffneten Widerstand getroffen waren. Nach 10.000 Toten in diesem Krieg nach dem Krieg zogen die Franzosen wieder ab. Zusätzlich wurde das Stadion 2014 nach dem in Adana geborenen Trainer und türkischen Fußball-Nationalhelden Fatih Terim benannt. 1975 (offene Längsseite maraton tribünü) und 1988 (Schließung des Runds) wurde das Stadion auf seine heutige Größe ausgebaut. Die derzeitige Kapazität beträgt 16.095 Plätze. Mit nur im oberen Bereich überdachter Haupttribüne, großer Gegengerade, den beiden nur halb überdachten Kurven und dem Panorama der Häuser ringsum hat das Stadion einen eigenen Charakter. Die Tage des innerstädtischen Stadions sind aber gezählt. Ein Stadionneubau mit einer Kapazität von 33.000 Plätzen ist mehrere Kilometer außerhalb in Fertigstellung und soll im Frühjahr 2020 eröffnet werden.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Adana besichtigt.
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