Freitag, 20. August 2021

25 Jahre Tornados Rapid



Rezension


25 Jahre Tornados Rapid
1996 – 2021
Ein Vierteljahrhundert aus Sicht seiner Protagonisten
Wien 2021
96+25 Min. Film und 21 Min. Extras

Premiere: Lugner-Kino Wien, 20.8.2021





1996 war mit Europacupfinale, Meistertitel und Champions League ein besonderes Jahr für Rapid und es war das Jahr, in dem sich mit den Tornados Rapid eine Gruppe gegründet hat, die sich im Lauf von 25 Jahren zu einer bedeutenden Gruppe des Block West etabliert hat. Ihren Weg in diesem Vierteljahrhundert zeigt ein Dokumentarfilm, der in Wien Premiere hatte.


In zwei Sälen im Lugnerkino mit insgesamt rund 350 Plätzen wurde der Film gleichzeitig gezeigt. Von Dominik und David gab es zunächst einleitende Worte zur Entstehungsgeschichte.


„Wir führen einfach das leiwandste Leben.“ ist ein zentraler Satz des Films. Er fällt gleich am Anfang und bringt sehr viel auf den Punkt, was in den 121 Minuten Thema ist. Gezeigt werden Tifo-Szenen zwar, aber weniger präsent als vermutet denn als Teil der Darstellung vielfältigen Gruppenlebens, das sich rund um Rapid abspielt. Es ist kein Best-of der bekannten Tornados-Videos auf Youtube oder vergangener Filmproduktionen sondern ein eigener Film, der das Selbstverständnis der Gruppe in verschiedenen Kapiteln zu verschiedenen Themen darstellt.


Thema sind etwa die Choreographien, angefangen von der ersten TR-Choreographie, einer Papierschnipsel-Aktion 2003 auswärts in Bregenz. Vermittelt wird in den Filmszenen von Erstellung und Proben sowie in Interviews eine Ahnung, wie viel Arbeit in den Aktionen steckt, was man als gelungen und was als weniger gelungen betrachtet.


Weitere Kapitel behandeln Pyrotechnik als Stilmittel, United We Stand 2011, Kollektivstrafen und Stadionverbote als nichts bringende Maßnahmen, die „zeigen, wie unbeholfen die Gegenseite ist“, Europacup als „eines der schönsten Dinge, die es im Ultrasein bei Rapid gibt“, die als Winter- oder Sommerpausenveranstaltungen organisierte Fußballturniere (TurnieR) oder den Abschied vom Hanappi-Stadion („Es war eben wirklich ein Zuhause.“). Einblicke erhält man in die Freundschaften zu Ferencváros und Parma und ihre Entwicklung – mit einem mit Augenzwinkern geführten Interview mit dem Bräutigam in spe vor der Hochzeit, die im Rahmen der SCR/FTC-Kontakte entstanden ist, sowie einer Beschreibung der immerwährenden Faszination Italien. „Jedes mal, wenn ich dort bin, versuche ich alles aufzusaugen und mitzunehmen.“


Immer größere Dimensionen nahm in den letzten Jahren das karitative Projekt des alljährlichen TR-Punschstands an. Hier wird gezeigt, wie viel Spaß und Freude neben vieler Arbeit drin steckt. Immer größer wurde auch das Thema Streetart, wo es neben Graffiti sonst nicht zu sehende Szenen ihrer nächtlich-heimlichen Entstehung zu sehen gibt.


Die Freude am eigenen Tun ist ein sich durch den Film durchziehendes Grundthema. Man sieht einerseits Ernsthaftigkeit und Perfektionswillen, aber dennoch Spaß an der Sache. Ein spezieller Ausdruck dessen ist die mit Schmunzeln zu betrachtende „Sinnlos“-Rubrik im Fanzine Tornados spezial. Diese schöne Gewohnheit wird im Film im Form von Outtakes aufrechterhalten, die das Lachen nicht vermeiden lassen.

Zusätzlich zum 96-minütigen Film enthält die Blue Ray Disc sehenswerte Extras im Umfang von 25 Minuten. So erzählen Mitglieder von der Geschichte der 2007 gegründeten Tifosi Rapid, die 2011 zum Großteil den TR beigetreten sind. Ein gelungenes Beispiel der Integration einer kleinen Gruppe in eine große Hauptgruppe, stellt Dominik dazu fest. „Am Anfang von Tifosi waren wir wirklich nur eine Spaßpartie, die sich gut verstanden hat, die zusammen zu den Matches gefahren ist. Irgendwann gab es dann die Überlegung, ob wir Material machen. Was ich mich erinnern kann, war ich der einzige, der dagegen war.“ erzählt mit Schmunzeln ein Protagonist. Allein die zu den Interviews gezeigten Jugendfotos der Beteiligten und heute wichtigen Mitglieder der TR sind herrlich.
Ein weiteres Extra berichtet über die Räumlichkeiten. Vorteile und Nachteile des alten und des geräumigen neuen Kellers und ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Gruppe werden präsentiert. Wobei das alte Quartier nachtragend war: „Einmal habe ich ihn beschimpft und daraufhin ist mir sofort ein Ziegelstein auf den Kopf gefallen. Also Kritik hat er nicht so gut vertragen, der alte Keller.“ Auch auf das Thema Corona und dem Umgang mit dem Fehlen des Fußball-Alltags als Gruppe wird in einem Extra eingegangen. Besondere Sequenzen zeigen ein Danke an Steffen Hofmann und Andy Marek als Persönlichkeiten, die unschätzbar wichtig für Rapid waren.


Mit Interviewszenen mit unterschiedlichen Gruppenmitgliedern, Videoszenen aus eineinhalb Jahrzehnten aus dem Stadion aber vor allem auch von Festen, aus dem Keller, von Busfahrten etc. erhält man einen Eindruck nicht nur von der Außendarstellung sondern vor allem von der Motivation dahinter. Man erfährt, was die Tornados 25 Jahre beisammen hielt und wohl auch noch die nächsten Jahrzehnte zusammenschweißt.

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