Donnerstag, 11. Mai 2023
Ballesterer 179
Rezension
ballesterer
Nr. 179
Mai 2023
84 S.
„Der Hamburger Sport-Verein ist hoch geflogen und tief gefallen, er wurde vom Europacupsieger zur Lachnummer, vom unabsteigbaren Bundesligisten zum Chaosklub“. Nicole Selmer portraitiert in der Titelgeschichte den HSV, wie der Verein „wieder obenauf“ komme und vor allem, wie das gemeinsam mit seinen Fans passiert. Über das „tief gefallen“ kann man diskutieren, immerhin spielt der HSV in der zweiten Liga. Da können andere Traditionsvereine, die wirklich tief die Ligen hinunter gefallen sind, ein ganz anderes Lied singen. Auch wenn man den Europacupsieg als Maßstab des Absturzes nimmt, gibt es tiefere Abstürze. Mit dem 1. FC Magdeburg ist ein anderer deutscher Europacupsieger und dreimaliger (DDR-)Meister zu Saisonbeginn gerade erst wieder aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga zurückgekehrt. Der UEFA-Cup-Sieger und einmalige englische Meister Ipswich Town spielt in England nur mehr drittklassig. Die Erwartungshaltung in Hamburg bei einem Verein dieser Größe wird aber wohl so sein, dass zweite Liga tiefer Fall ist. Dazu kommt das eingangs zitierte Chaos. Selmer lässt einen im Text mit Blick in die Vereins- und Fangeschichte gut nachvollziehen, was die Eckpunkte dazu sind, und beschreibt, wie in jüngster Zeit nach Verwerfungen ein „Gefühl des Zusammenhalts“ zwischen Fans und Verein entstanden sei. Weiters gibt es im Rahmen des Schwerpunkts ein Interview mit Horst Hrubesch und einen Artikel zur Frage, ob nun Werder Bremen oder St. Pauli das Derby für den HSV sei: „Kommt darauf an, das ist eine Generationensache.“ lautet die Antwort. Den Pyrotechnik-Testlauf in Frankreich ordnet Thomas Unger ein. Texte im Heft handeln u.a. vom Stadionneubau bei Red Star in Paris, der Jugoliga im deutschen Baden-Württemberg oder einem Gerichtsurteil gegen die Kostenüberwälzung auf Gastvereine für willkürlich erhöhtes Polizeiaufgebote in Amstetten. Interessant ist der Beginn einer Serie über die WM 1978, in der Christian Dürr die politischen Bedingungen darstellt. Auf mehreren Seiten wird Josef Grubers Buch Das Fußballstadion präsentiert. „Stadien, die nie verfallen hätten dürfen“ schreibt Jakob Rosenberg dazu.
Zu Turnstiles in den Bergen führe ich in dieser Ausgabe in meiner Amateurfußballkolumne „Nebenschauplätze“ nach Kematen in Tirol.
A4 / 6,50 € / erhältlich im Zeitschriftenhandel
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen