Samstag, 27. Mai 2023

Altach – Austria Lustenau 1:1 (1:0)

Bundesliga, Unteres Play-off, 9. Runde, 27.5.2023
Stadion Schnabelholz, 8.500

Zur ohnehin prickelnden Derbyspannung kam im letzten von vier Vorarlberger Derbys dieser Saison diesmal auch reichlich sportliche Spannung dazu. Der SCR Altach kämpfte dagegen, nicht nach einem Jahrzehnt wieder aus der Bundesliga abzusteigen, und hätte mit einem Derbysieg jedenfalls eine Runde vor dem Ende den Klassenerhalt geschafft. Die Austria Lustenau, der Aufsteiger, brauchte am oberen Ende der Gruppen-Tabelle hingegen Punkte für den Platz im Europacup-Playoff. Das Match lebte auch mehr von der Spannung als von hoher Klasse am Feld, was aber bei einem Derby auch nicht ungewöhnlich ist. Alle drei Saisonderbys hatten die Altacher zuvor verloren. In dieses Spiel starteten sie durchaus engagiert und gingen nach etwas mehr als einer halben Stunde auch in Führung. Danach hatten die Gäste klar die dominierende Rolle, während die Altacher ihren Vorsprung zu verteidigen suchten. Das gelang nur bis zur Minute 60 und dem 1:1. Da gleichzeitig aber die SV Ried gegen den TSV Hartberg verlor, konnte man in Altach nach Schlusspfiff dennoch erleichtert feiern. Der Punkt reichte für den Klassenerhalt. „Die Nummer 1 im Land sind wir“ hörten sie dabei aus dem Auswärtsblock, denn die Lustenauer Austria holte als Aufsteiger eine mit drei Siegen und einem Remis beachtliche Derbybilanz in dieser Saison.
Die Altacher Jungs hatten sich wie beim erstem Saisonderby im August 2022 am historischen Altacher Sportplatz im Ortszentrum, dem Riedle, getroffen und waren im Corteo zum Schnabelholz marschiert (allerdings früher als angekündigt, weswegen ich mit umständehalber notgedrungen knapper Anreise da zu spät kam). Am Stadion gab es dafür diesmal einen Empfang für die ankommende Mannschaft, die in einem Bus eines Eishockeyvereins vorfuhr. „Egal ob Sunna, Reaga oder Schnee, nur mir regieran vom Piz Buin bis zum Bodasee“ („Egal ob Sonne, Regen oder Schnee, nur wir regieren vom Piz Buin bis zum Bodensee“) verlautete das Spruchband zur Choreographie. Der Piz Buin liegt im Süden des Landes und ist der höchste Berg Vorarlbergs. Der Bodensee liegt im Norden Vorarlbergs und ist der größte See des Landes. Dazu bedeckte zu Spielbeginn eine Überrollfahne mit Anti-Lustenau-Logo, den Gruppenlogos, dem Vereinswappen und dem Landeswappen in Schwarz-Weiß die Tribüne. Danach gab es Pyro. Besuch von den Grasshoppers aus Zürich war wieder zu sehen.
„Forza Lustenau“ war die Botschaft der Nordtribüne Lustenau im Gästesektor. Auch im Nebensektor auf der Nordtribüne im Schnabelholz waren wieder auch weitere zahlreiche Auswärtsfans. Nachdem die Buchstaben hochgegangen waren, wurden sie kurzzeitig von schwarzem und weißen Rauch verdeckt, der unter der Tribüne zum Vorschein kam. Eine Sabotageaktion, wie man sie zuletzt u.a. beim Grazer Derby sah. Der Wind verblies den Rauch schnell, Glitzerfahnen in grün und silber und Blinker vollendeten das Intro. „Für das Vorarlberger Wappen die größte Schand! Ihr seid ewig die Nummer 2 im Land!“ hieß es später auf einem Spruchband. Ein Zufall, dass auf der Altacher Choreographie das Vorarlberger Wappen war? Einen Blick weiter hinaus in den Süden gab es mit einem weiteren Spruchband zur Sampdoria, die von einigen Leuten der Lustenauer Austria gern und von einem sehr oft besucht wird. Unter dem Motto „Giù le mani dalla Sampdoria“ („Hände weg von Sampdoria“) stehen die Proteste in Genua angesichts der ungewissen Zukunft des Vereins aufgrund seiner prekären Finanzlage und hohen Schulden. Der FC Augsburg spielte gleichzeitig, am Zaun des Gästesektors war aber Augsburger Beteiligung zu sehen.
Guten Support und schöne Pyro auf beiden Seiten. Das Schnabelholz war zum zweiten Mal ausverkauft. Nach dem Altacher Klassenerhalt wird es auch nächste Saison wieder Ländle-Derbys geben. Angesichts der Umbaupläne im Reichshofstadion könnten dann Vorarlberger Derbys vielleicht auch in Innsbruck stattfinden werden.

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