Dienstag, 6. Dezember 2016
11 Freunde, 180
Rezension
11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr. 180, November 2016
118 S.
Dass der moderne Fußball sich gerade selbst zugrunderichtet und „etwas vom Zauber des Fußballs verfliegt“ ist die These der Titelgeschichte von Christoph Biermann. Denn der sportliche Wettbewerb funktioniere durch das viele Geld nicht mehr. Der finanzielle Abstand zwischen den Spitzenteams und dem Rest sei so groß geworden, dass Siege, bessere Tabellenplatzierungen und auch Titelgewinne anderer Vereine zwar weiter möglich sind, aber einzelne Ausnahmen bleiben. Biermann schaut auf Deutschland: „Hertha BSC hat das Doppelte von Darmstadt zur Verfügung, Schalke 04 das Doppelte von Hertha und der FC Bayern wiederum das Doppelte von Schalke.“ Die Unterschiede sind in kleineren Ligen Europas, wo es teils Serienmeisterschaften einzelner Vereine aufgrund der Europacup-Einnahmen gibt, aber oft noch gravierender. Dabei verstärken selbst die Europacup-Gelder den immer größeren Abstand der Großen von den Kleinen auch auf europäischer Ebene. Denn die Höhe der Einnahmen misst sich nicht am sportlichen Erfolg sondern an der eigenen Größe: „Als der FC Basel in der vorletzten Saison das Achtelfinale erreichte, bekam er dafür 20 Millionen Euro. Auch Paris Saint-Germain kam bis ins Achtelfinale, erhielt aber 52 Millionen Euro. Die schnöde Logik hinter der ungleichen Verteilung von TV-Geldern in der Champions League: Die Sender aus Frankreich bezahlen halt viel mehr Geld als die aus der Schweiz.“ Biermann beschreibt auch Ideen für Lösungsmöglichkeiten. Ob und was kommt, wie etwa eine Abspaltung der Großen von den Kleinen, wird man sehen.
Die Abschaffung des Abseits wird oft von Unkundigen gefordert, die sich dabei eine Attraktivierung des Spiels erhoffen. De facto wäre die Folge natürlich die Abschaffung des Mittelfelds und ein großes Loch im Raum, wenn nur mehr in die Spitze und nicht mehr in die Breite gespielt werden muss. Die 11 Freunde ließen unter Beobachtung von Helmut Schulte zwei Erwachsenen-Fußballmannschaften ohne Abseits spielen. Dass es zu mehr Spielfreude und mehr Torszenen kommen würde, wurde im Experiment nicht bestätigt. Das Spielfeld müsste radikal verkleinert werden. „Die Abseitsregel zwingt die Spieler zur Raffinesse, wo sonst nur noch Wucht bliebe. Dann ginge vielleicht die Post ab, nur würde es keinen Spaß mehr machen.“
Weitere Artikel drehen sich um Gewalt in der Fanszene von Borussia Dortmund oder der Installierung von Stehplätzen im Glasgower Celtic Park zur Verbesserung der Stimmung. Den Japanern und ihren Champions-League-Plänen mit dem SV Horn ist Rolf Heßbrügge auf Fact-Finding-Mission ins niederösterreichische Waldviertel auf der Spur, ohne das Mysterium so richtig zu lösen.
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