UEFA Conference League, Viertelfinale, Hinspiel, 10.4.2025
Nya Söderstadion, 23.531
History repeating. Der SK Rapid im Europacup-Viertelfinale. Das hatte es zuletzt im März 1996 gegeben. Damals bei Minusgraden in Moskau, 29 Jahre später bei Temperaturen von 6°C über dem Gefrierpunkt in Stockholm. 1996 gewann Rapid das Hinspiel auswärts 1:0, 2025 ebenso. In einem schwierigen Match legte Euro-Louis Schaub perfekt zu einem DIF-Eigentor auf. Wer ins Semifinale der UEFA Conference League einzieht, wird im Rückspiel entschieden werden. 1996 gewann Rapid es 3:0. Magischer SCR.
Ein nach seiner schweren Verletzung als Verbrechensopfer unfassbares Comeback gab Guido Burgstaller, der in den Schlussminuten eingewechselt und vom Rapidanhang freudig besungen wurde.
1.500 Rapidler*innen im oberen Rang hinter dem Tor (inklusive einer unteren dreistelligen Anzahl an Hammarby-Freunden) feuerten ihren Verein mächtig an. Dazu kamen noch 200 auf der Längsseite. Mit „Stockholm in grün-weißer Hand“ und grün-weiß längsgestreiften Fahnen, wie sie im Wappen von Hammarby IF zu sehen ist, setzte die Choreographie zu Beginn ein Zeichen für Rapid und gleichzeitig auch in Richtung Djurgårdens IF, zu deren Stadtrivalen Hammarby die Rapid-Fanszene freundschaftlichen Kontakt pflegt. Hammarby wurde hier auch besungen. Mit „Wien West Hütteldorf“ oder „Magischer SCR“ etc. drangen Rapid-Gesänge auch durch die laute Atmosphäre des übrigen Stadions durch. Von Beginn des Tages weg war es mit der schwedischen Polizei mühsam gewesen, die eine zweistellige Anzahl Leute verhaftete und schon bei Erkennen von Schlauchschals sofort gegen den Kälteschutz aufgrund Vermummungsgefahr rigoros einschritt. Einen Corteo zum Stadion durfte es nicht geben und selbst beim gemeinsamen Marsch von der U-Bahn-Station zum Stadion sorgte die Polizei für Stressmomente. Am Stadioneingang angekommen wurde verkündet, dass bei Erkennen von Hammarby-Aufschriften bei den Kontrollen der Stadioneinlass verwehrt wird.
Das wenige Meter neben dem alten Hammarby-Stadion errichtete neue Söderstadion ist seit der Eröffnung 2013 Spielstätte beider Rivalen. In der Djurgården-Kurve Sofialäktaren gab es über beide Ränge eine „Djurgården Stockholm“-Choreographie, die ein Mods-Logo in Vereinsfarben zeigte. Der Großteil der 23.531 Zuschauer*innen sorgte für eine fast durchgehend laute Atmosphäre. „Hey Jude!“ von den Beatles hatte das Stadion vor Spielbeginn traditionell vor dem Einlaufen der Spieler samt Schalparade geschmettert, gefolgt von der Vereinshymne. Beachtlich waren die Gesänge, bei denen das wie ein verlängerter Teil der Kurve wirkende Eck der im unteren Rand durchgehend stehenden Längsseite mit der Kurve mitging. Die Fankurve wird wie im alten Olympiastadion „Sofialäktaren“ genannt. Ultra Chaos Stockholm wurde 2003 gegründet. Ein Charakteristikum war der Verzicht auf Trommeln. Erst in diesem Jahr gab man dies auf und verkündete, nicht immer aber doch auch Trommeln nutzen zu wollen. Trommelschläge waren so auch bei manchen, aber nicht allen Gesängen zu hören.
Djurgårdens Idrottsförening (DIF, „Djurgårdener Sportvereinigung“) wurde bereits 1891 gegründet, der Fußball kam aber erst 1899 hinzu. Die Fußballsektion spielt in der Jahresmeisterschaft 2025 zum 70. Mal in der schwedischen ersten Liga Allsvenskan. Insgesamt war DIF 1912, 1915, 1917, 1920, 1954/55, 1959, 1964, 1966, 2002, 2003, 2005 und 2019 zwölfmal schwedischer Meister. Den schwedischen Cup gewannen sie 1989/90, 2002, 2004, 2005 und 2017/18 fünfmal. Die größten Erfolge im Europacup sind das Erreichen des Viertelfinales im Meistercup 1955/56 (das war damals die zweite Runde) und der UEFA Conference League 2024/25.
Rapid hatte im Rappan-Cup (1961 bis 1967 ausgetragener International Football Cup für Vereine, die weder als Meister im Meistercup, als Cupsieger im Cup der Cupsieger im Europacup spielen konnten noch aus einer Stadt mit Handelsmessen kamen und daher auch nicht am Messestädte-Cup teilnehmen konnten, nach dessen Einstellung 1971 die IEFA erst den UEFA-Cup einführte) 1963/64 in der Gruppenphase gegen DIF gespielt und dabei das Auswärtsspiel im Stockholmer Olympiastadion vor 2.766 Zuschauerinnen und Zuschauern 3:0 gewonnen und das Heimspiel 3:1 gewonnen – auf der Hohen Warte vor 8.000 Zuschauerinnen und Zuschauern in einer Doppelveranstaltung mit dem 5:2-Sieg des 1. Schwechater SC in einer parallelen Gruppe des Rappan-Cup. Die bislang letzte Begegnung war ein Freundschaftsspiel im Juli 1966, das Rapid im Praterstadion vor 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauern 1:3 gegen DIF verlor.
Vor zwölf Jahren hatte ich DIF im großartigen Stockholmer Olympiastadion gesehen, wo sie mit Unterbrechungen 1936 bis 2013 gespielt hatten. Djurgården („Tiergarten“, von djur „Tier“ und gård/en „der Hof“) ist eine Halbinsel und ein Naherholungsgebiet im Osten von Stockholm.
Das Nya Söderstadion („Neues Söderstadion“) wurde 2013 unweit des alten Söderstadion von Hammarby IF mit einem Spiel gegen Örgryte IS eröffnet. Das Stadion hat einen Kunstrasen am Spielfeld liegen und ein verschließbares Dach. Der offizielle Stadionname wird an diverse Firmen verkauft, mittlerweile gibt es da schon den zweiten Namen. Hammarby nennt ihr Stadion Nya Söderstadion. Stockholmsarenan bzw. in der englischen Variante Stockholm Arena ist der ursprüngliche Name in der Konzeptierung des Stadions gewesen und wird auch im Europacup verwendet. Das Stadion gehört der Stadt Stockholm, die auch DIF die Gelegenheit gibt, das Stadion für seine Heimspiele zu nutzen. Rekordbesuch waren bislang 31.810 Zuschauerinnen und Zuschauer bei einem 1:0-Sieg von Hammarby gegen Häcken im November 2018, als man Legende Kennedy Bakırcıoğlu verabschiedete und zum Jahresmeisterschaftsende hin Hoffnung auf die erste Europacupqualifikation seit einem Jahrzehnt hatte.
Next stop London
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