Donnerstag, 15. Dezember 2016
Ballesterer 118
Rezension
Ballesterer
Nr. 118, Jänner/Februar 2017
82 S.
Didi Kühbauer weckt Emotionen. Die Erinnerung an seine Zeit bei Rapid vor zwei Jahrzehnten ist eine emotionale Erinnerung an eine besondere Zeit. Ein großer Rapidler, eine markante Persönlichkeit des österreichischen Fußballs, mit Ecken und Kanten. Als „Zerrissenen“ portraitiert ihn Stefan Kraft in der Titelgeschichte. Eine inhaltliche Analogie zum gleichnamigen Theaterstück von Johann Nestroy ist aber nicht erkennbar. Der Essay nimmt einen mit auf eine Reise vom Hartplatz neben dem Viadukt am Mattersburger Pappelstadion, wo Kühbauer das Kicken und Durchsetzen lernte, auf seinen fußballerischen Lebensweg in die Welt hinaus und zurück ins Burgenland. „Zerrissen“ ist er, da er sich dabei auf keine der Rollen „Anführer oder Ausgestoßener, Mitspieler oder Konkurrent, Motivator oder Taktiker“ voll festlegen lässt und in seiner Karriere als Fußballer und Trainer bisher von allem etwas hatte. „Ich bin halt emotional, wobei ich da auch oft das Gefühl gehabt habe, dass bei mir besonders hingeschaut wird.“ meint Kühbauer im Interview.
Australien-Korrespondent Moritz Ablinger hatte in der vorigen Nummer über die Durchkommerzialisierung der australischen Liga berichtet, wo die Ligaplätze nicht nach sportlichen Kriterien vergeben werden. Diesmal berichtet er über die Erstickung der ersten Ansätze von Fankultur durch Behörden, Vereine und Liga, auch wenn mit ihren Tifo-Bildern für den Fußball geworben wurde. Weitere Themen sind der Tod des Magdeburger Fans Hannes S., der nach einer Auseinandersetzung mit rivalisierenden Fans des Halleschen FC aus einem Zug gestürzt war, oder der Fußball im deutschen Ruhrgebiet. Eine kuriose „Tour de Linz“ unternahmen zwei Unternehmungslustige, die per öffentlichem Verkehr und zu Fuß 15 Linzer Sportplätze an einem Tag abklapperten. Die − nicht nur englische sondern eigentlich auch schottische − Fußballtradition des Boxing Days betrachtet Nicole Selmer.
In meiner Serie Nebenschauplätze geht es diesmal um das große Eggenberger ASKÖ-Stadion des ESK Graz. Die medizinische Ratgeberkolumne von Dr. Pennwieser zum Thema „Kalte Füße“ wird mit einem meiner Bilder des wahrlich kalten Betonfuß-Denkmals für Uwe Seeler in Hamburg bebildert.
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