Dienstag, 13. Dezember 2016
Erlebnis Fußball, 70
Rezension
Erlebnis Fußball
Ausgabe 70
Dezember 2016
130 S.
Ein 21-seitiger Schwerpunkt im Heft stellt die Fanszene des Block West von Rapid vor. 14 Fangruppen werden mit Infokasten und Standort-Verortung auf der Tribüne kurz präsentiert. Dazu gibt es Texte von den großen Ultràguppen, Ultras („zwischen Repression seitens des Staates und dem schmalen Grat zwischen modernem Fußball und dem Ultrasleben eines Großvereins“), Tornados („Immer vorwärts“), Lions („Europacup auswärts“) und Lords („Von der Nord ... auf die Ost ... in den Block West“), in denen sie sich und ihre Schwerpunkte darstellen. Mit den Ultras gibt es ein Interview über den Umzug vom Hanappi-Stadion ins Weststadion und die Weststadion-Kampagne sowie mit zwei ehemaligen Folklore-Verantwortlichen über ihre Choreos: „Unser Stil ist die letzten 15, vielleicht sogar 20 Jahre immer sehr ähnlich geblieben und lässt sich vielleicht am besten damit beschreiben: Balkenmuster, detailverliebt, selten ausgefallen, meistens klassisch und ruhig mal etwas mehr als etwas weniger.“
Eine weitere prominente Erwähnung erfährt Rapid im summarischen Bericht über Fangeschehen in den Europacup-Qualifikationsrunden, wo der Berichterstatter − zu Recht − begeistert vom tatsächlich herausragend guten Auftritt des Rapid-Auswärtsblocks beim Spiel gegen Trenčín in Žilina ist.
In einem Interview mit den Bad Blue Boys von Dinamo Zagreb erzählen diese von den Anfängen in den 1980er Jahren, dem Krieg, dem Konflikt mit dem Tudjman-Regime des unabhängigen Kroatien in den 1990ern, als man für den Traditionsnamen Dinamo anstelle des verordneten Vereinsnamens „Croatia Zagreb“ kämpfte − „Es war uns verboten, Tickets zu kaufen und den Namen Dinamo zu präsentieren, sei es auf Schals oder Zaunfahnen. Die Bullen kamen damals um zwei Uhr nachts in die Wohnungen von BBB-Mitgliedern und verhafteten die Leute. Uns wurde vorgeworfen, wir seien Staatsfeinde und Kommunisten, die aus Belgrad geschickt wurden.“ − bis zum ab 2007 eskalierenden Konflikt mit Eigentümer Mamić, der zum von 2010 bis 2016 währenden Boykott führte. Auf den schwarzen Listen des Vereins mit denjenigen, die nicht ins Stadion durften, standen zweitweilig bis zu 1.300 Personen. Eine Zeit mit Konsequenzen: „Während unserer Abwesenheit vom Maksimir fielen wir fast auseinander. Tatsächlich hatten wir schon fast aufgehört zu existieren und eine weitere Saison ohne das Makisimir hätte das Ende sein können. Wir haben wortwörtlich hunderte von großartigen Jungs verloren, durch die Spaltungen, Unterdrückung, interne und externe Kämpfe.“
Derby-Matchberichte gibt es aus Tschechien, Bulgarien, Finnland und von den ersten beiden Linzer Derbys in Sommer und Herbst. Ausführlich berichtet wird auch über den Fall des Rostocker Ultras Schubi, der aufgrund dubioser Anschuldigungen gerichtlich verurteilt wurde, sowie die Rechtshilfeorganisation Blau-Weiß-Rote Hilfe.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen