Donnerstag, 19. Januar 2023

Fenerbahçe – Rizespor 2:1 (1:1)

Türkei, Türkiye Kupası, Son 16 Turu, 19.1.2023
Şükrü Saracoğlu Stadyumu, ca. 35.000

Knapp setzte sich Fenerbahçe im türkischen Cup-Achtelfinale gegen Zweitligist Rizespor durch. Der Tabellenzweite der Süper Lig ging nach zwölf Minuten 1:0 in Führung. Rizespor konnte aber mit einem Tor nach einem Freistoß ausgleichen. Elfmeteralarm fünf Minuten vor Schluss im Rizespor-Strafraum. Aber Fenerbahçe gelang kein weiteres Tor bis dann kurz vor Ende der regulären Spielzeit doch das 2:1 aus einem schönen Kopfballtreffer von Enner Valencia fiel.
Da Fenerbahçe von verschiedenen Stimmungskernen im Stadion supportet wurde, wurde eine konstant laute Atmosphäre erzeugt. Druckvoll war das dann, wenn das gleiche gesungen wurde wie etwa zu Beginn der Nachspielzeit oder wenn man Wechselgesänge bot. Gut war ein Wechselgesang jeweils einer Hintertortribüne mit jeweils einer der beiden Längsseiten.
Während sich die Heimfans auf allen Tribünen schon lange vor Spielbeginn eingesungen hatten, meldete sich der Auswärtsblock zwanzig Minuten vorher zum ersten Mal. Nach Spielbeginn gab es im unteren Bereich eine kurze interne Rauferei, die einen Polizeieinsatz nach sich zog. Vor vier Jahren hatte ich bereits einmal Rizespor auswärts in İstanbul gesehen und wie damals war das ein ansprechender Auftritt an einem Werktagabend. Akustisch hatten sie gegen die Wucht von Fenerbahçe natürlich rein numerisch weniger entgegenzusetzen.
Der Fenerbahçe Spor Kulübü wurde 1907 in Kadıköy auf der asiatischen Seite von İstanbul als Fenerbahçe Futbol Kulübü gegründet. Wie der Name schon sagt, war man anfangs ein reiner Fußballklub. Mittlerweile ist man in zahlreichen Sportarten aktiv. Zuerst trug man Weiß-Gelb, seit 1910 ist es gelb-blau. Fenerbahçe gehört zu den erfolgreichsten Fußballvereinen der Türkei und wurde 1959 bis 2013/14 19-mal Meister. Selbst nennt Fenerbahçe allerdings für sich 28 Meistertitel, da sie die vom Fußballverband nicht als türkische Meistertitel anerkannten Titel von Bewerben vor der 1959 eingeführten heutigen landesweiten Liga hinzurechnen (Millî Küme 1937 bis 1950 und Türkiye Futbol Şampiyonası 1924 bis 1951). Im Türkiye Kupası war Fenerbahçe sechsmal Cupsieger (zuletzt 2012/13) und stand elf weitere Male im Finale (zuletzt 2017/18). Die größten Erfolge auf europäischer Ebene sind das Semifinale in der Europa League 2012/13 sowie Viertelfinali im Cup der Cupsieger 1963/64 und der Champions League 2007/08.
2011 wurde ein Reihe von Mitarbeitern und Funktionären vom Präsidenten abwärts wegen Spielmanipulationsverdachts verhaftet. Einen Tag vor der Champions-League-Gruppenphasenauslosung 2011/12 zog der türkische Verband die Nennung des Meisters Fenerbahçe zurück und nominierte stattdessen den Zweiten, Fenerbahçes Rivalen Trabzonspor. Die UEFA schloss Fenerbahçe für die Saisonen 2013/14 bis 2016/17 aus dem Europacup aus. 2019 verhängte die UEFA im Rahmen ihres sogenannten Financial Fairplay eine Geldstrafe und Transferbeschränkungen für die Saisonen 2020/21 und 2021/22.
Rapid spielte 1937 im Rahmen einer Türkei-Tournee am 6. Juni gegen Fenerbahçe (4:1-Sieg Rapids) und dann zwei Tage später gegen ein kombiniertes Team von Fenerbahçe und Güneş SK halb nocheinmal (2:3-Niederlage Rapids). Sechs Jahrzehnte später traf Rapid in der Champions-League-Gruppenphase 1996 auf Fenerbahçe, spielte im ersten Spiel im Prater 1:1 und verlor hier vor damals vollen 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauern 1:0.
Das Şükrü Saracoğlu Stadyumu wurde 1908 vom Union Club als Sportplatz Union Club Sahası eröffnet. 1929 wurde es von Fenerbahçe gepachtet und bis 1932 zum Fenerbahçe Stadyumu für 3.500 Zuschauerinnen und Zuschauer ausgebaut. Im Lauf der Jahrzehnte wurde die Sportanlage mehrmals umgebaut. 1949 hatten hier schon 25.000 Leute Platz. Die heutige Ansicht wurde in den Jahren von 1999 bis 2006 errichtet, als die Tribünen bei laufendem Betrieb eine nach der anderen abgerissen und neu gebaut wurden, sodass sich das nunmehrige Neubaustadion ergab. Dafür wurden auch denkmalgeschützte Gebäude der Nachbarschaft schlicht niedergerissen, um Platz zu schaffen. Die Kapazität erhöhte sich damit auf 50.000. Heute sind 47.834 Plätze zugelassen. 2009 fand im Fenerbahçe-Stadion das UEFA-Cup-Finale zwischen Shakhtar Donezk und Werder Bremen statt.
Im neuen Stadion hat man 2006 als erstem in der Türkei Heizstrahler unter dem Dach eingebaut. Sie waren an diesem Abend bei Plusgraden nicht in Betrieb (im Unterschied zu meinem letzten Besuch eines Rizespor-Auswärtsspiels vor drei Jahren bei Schnee und klirrender Kälte). Das Stadion wurde 1998 nach dem langährigen Vereinspräsidenten von 1934 bis 1950 Şükrü Saracoğlu benannt. Der offizielle Stadionname ist seit 2015 an einen Sponsor verkauft, Şükrü Saracoğlu findet sich aber noch im Untertitel. Eine Statue vor der Haupttribüne erinnert an einen Besuch des osmanischen Heerführers und späteren türkischen Staatsgründers Mustafa Kemal Pascha, später Atatürk genannt, bei Fenerbahçe im Jahr 1918.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen