Sonntag, 8. Januar 2023
Nola – Casertana 1:2 (0:0)
Italien, Serie D, girone G, 18a giornata, 8.1.2023
Stadio Sporting Club Nola, ca. 800
Emotionales Derby mit spektakulärem Schluss. Nola bestimmte zunächst das Spiel, aber ein Tor fehlte lange. Als die 1:0-Führung in Minute 78 fiel, begann eine ereignisreiche letzte Viertelstunde plus lange Nachspielzeit. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Casertana ausglich. Darauf folgte für sie ein Rückschlag in der hektischen Endphase durch eine rote Karte. Die numerische Feldüberlegenheit mit einem Mann mehr nutzte aber überraschenderweise nicht Nola, sondern die Casertana drehte auf und erzielte in Minute 98 der verletzungsbedingt 99 Minuten dauernden Partie aus einem 30m-Weitschuss den Siegestreffer zum 1:2.
Vor Spielbeginn gab es wie bei allen Spielen des Wochenendes eine Schweigeminute für den verstorbenen Gianluca Vialli.
„Ottocentouno a.C.“, also die ausgeschriebene Jahreszahl „801 v.Chr.“, stand auf einem die ganze Länge der Tribüne der Ultras von Nola einnehmenden Banner. Das Jahr 801 v.u.Z. ist eine traditierte Angabe zur Gründung der Stadt Nola durch das antike Volk der Ausones. Zu Spielbeginn wurde mit großen Doppelhaltern NOLA geschrieben und es gab schwarzen und weißen Rauch in den Vereinsfarben. 2008 bis 2021 prägten hier die Essepienne den Tifo in Nola (der Name ist die ausgesprochene Abkürzung SPN für Solo Per Nola). Auch nach ihrer Auflösung leben die Ultras weiter wie man sieht. Nola non omologata („Nola nicht genehmigt“) ist ein interessanter Name. Derbywürdig wurde supportet und die Gästefans bei ihrer Ankunft formvollendet italienisch angepöbelt. Den Umstand, dass der Verpflegungsstand des Gäsetsektors am Trennzaun zur Heimsektor-Längsseite ist, nutzte man, um hier in der Pause mit eindeutigen Gesten zur Kontaktaufnahme aufzufordern. Zwei Fackeln warf man in den Gästesektor. Wenn das Ziel war, Menschen und/oder Fetzen in Brand zu setzen, verfehlten sie ihr Ziel. Nach einigen Minuten marschierte schwere Infanterie der Carabinieri, behelmt und mit Schildern, in den Gästesektor ein und drängte die Gäste vom Zaun (und damit der Verpflegung) ab.
Fedayn Bronx (mit markantem Blitz am Fetzen und nicht minder markanter Bombe an jedem der sezione Girls) und Boys Ce 17 hingen im Casertana-Sektor. Die Gäste aus Caserta in Anzahl einer Busladung konnten am Ende jubeln.
Die Società Sportiva Nola 1925 wurde 1925 als FBC Nola (Foot Ball Club Nola) gegründet. Fußball wurde hier aber auch schon zuvor gespielt und seit 1922 hatte es die US Nola gegeben. Nach der Saison 1938/39 gab es keinen Spielbetrieb mehr. 1942 nahm diesen eine AC Peruzzi wieder auf, musste ihn aufgrund des Zweiten Weltkriegs 1943 aber auch schon wieder einstellen. Nach der Befreiung wurde 1945 aus Peruzzi die US Nola, die 1946/47 in der Serie C spielte, aber danach aus finanziellen Gründen aufgab. 1948/49 begann die US Nola neu, ging aber nach der Saison 1949/50 pleite. 1950/51 trat stattdessen Gruppo Sportivo Fiamma Nola an, woraus 1952 AS Nola wurde.
1959/60 spielte Nola erstmals eine Saison in der neuen Serie D, stieg aber gleich ab. 1964 kam das Ende des Verein. Er wurde mit dem ungewöhnlichen Namen Hurricane Nola neu gegründet, 1965 wurde daraus die US Nolana und 1972 wieder die US Nola, die es 1974 zurück in die Serie D schaffte. Dort spielte man, ab 1975 als Società Sportiva Nola, 1974/75 bis 1980/81 und dann nach Ligenreform weiter im neuen Campionato Interregionale, aus dem Nola 1985 (dank Disqualifikation von Giugliano) in die Serie C2 aufstieg.
1990 schaffte man es in die Serie C1, wo Nola 1990/91 bis 1995/96 als Höhepunkt der Vereinsgeschichte spielte. Auf den Abstieg 1996 folgte die Pleite. Die Neugründung hieß nun AC Nuova Virtus, übernahm 1997 die Spielberechtigung von Sanità Napoli im CND (entsprach Serie D) und benannte sich AC Sanità Nola, änderte 1998 den Namen in AC Comprensorio Vesuvio Nola und verkaufte nach Saisonende 2001/02 seine Spielberechtigung in der Serie D an die Juve Stabia.
Der FC Sporting Nola wurde von Ultras und Nola-Fans neu gegründet und begann 2002/03 in der Terza Categoria Napoli, der untersten Spielklasse. 2004 wurde mit der ASD Boys Nola aber auch ein weiterer Verein gegründet, der 2006 die Spielberechtigung von Lacco Ameno in der Eccellenza erwarb und dort dann als ASD Atletico Nola antrat. 2010/11 schafften es die Boys Nola für eine Saison wieder in die Serie D. Nach dem Abstieg verkaufte man die Spielberechtigung an Atletico Vesuvio aus San Giorgio a Cremano. Als neuer Verein wurde Gruppo Sportivo Dilettantistico Nuvla San Felice gegründet, welcher die Spielberechtigung der Capriatese in der Serie D kaufte und diese nach der Saison 2011/12 aber auch wieder an San Felice Gladiator aus Santa Maria Capua Vetere weiterverkaufte. Stattdessen wurde die ASD Real SM Hyria gegründet, welche die Spielberechtigung von Turris in der Serie D kaufte und ihrerseits 2013 an die Città di Vico Equense weiterverkaufte. Die Fußballtradition Nolas wurde an die mittlerweile in der Promozione spielende Sporting Nola übertragen.
Sporting Nola benannte sich 2014 in ASD S.S. Nola 1925 um, kaufte 2018 die Spielberechtigung von Savoia und spielt seither in der Serie D.
In das Stadio di Sporting Club Nola zog Sporting Nola 2002 als Spielstätte anstelle des alten Stadio Comunale am Stadtzentrum ein. 2007 wurde hier ein Rasen am Spielfeld verlegt. Nach dem Aufstieg in die Serie D 2010 wurde dieser durch einen Kunstrasenbelag ersetzt. Umfangreiche Bauarbeiten erzwangen, dass in der Saison 2010/11 hier kein Spiel stattfand. Ab 2011/12 konnte dann hier gespielt werden. 2012 begannen aber auch schon wieder Bauarbeiten zur Erweiterung der Kapazität mit neuen Tribünen, die dann aber für die ganze Saison 2012/13 gestoppt wurden. 15 Monate lang konnte Nola hier währenddessen nur ohne Publikum Geisterspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchführen, bis die Tribünen im Sommer 2014 fertiggestellt waren und heute 1.290 Plätze bieten. Auf der Längsseite gibt es in der Mitte eine betonierten Stehplatztribüne. Links und recht davon stehen sehr steil aufragende Stahlrohr-Sitzplatztribünen. Mit der einfach zu besteigenden Mauer, die das Gelände an der Anhöhe gegenüber begrenzt, gibt es dazu eine an diesem Nachmittag gut bevölkerte quasi inoffizielle Distinti.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Nola besichtigt.
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