Sonntag, 15. Januar 2023

Gaziantep – Fenerbahçe 1:2 (0:1)

Türkei, Süper Lig, 19. Hafta, 15.1.2023
Gaziantep Stadyumu, 13.426

Mit einem Tor in der Nachspielzeit gewann der Fenerbahçe SK noch in Gaziantep. Acht Minuten hatte es bis zum 0:1 gedauert. Aber zehn Minuten nach Wiederbeginn folgte ein im Stadion umjubelter Ausgleich, der zu diesem Zeitpunkt verdient war. Am Schluss spielte aber nur mehr Fenerbahçe gegen ab Minute 70 nur mehr zehn Spieler der Heimmannschaft und hatte dann auch noch Glück, das zweite Tor noch zu schaffen.
Gaziantep supporteten die 1996 gegründeten Gençlik 27 („Jugend 27“). Die auch unter den Fetzen groß zu sehende Zahl 27 bezieht sich auf das Nummernschild von Gaziantep. Sie unterstützten ursprünglich Gaziantepspor und nach dessen Ende nun eben Gaziantep FK. Zu Beginn zeigten sie ein Doppelhalter-Intro mit durchaus schöner Menge und Vielfalt an Material und dem Spruchband „şehir bizim – kavga bizim“ („Die Stadt gehört uns – der Kampf gehört uns“). Nach dem üblichen Absingen der Nationalhymne vor Spielbeginn wurden dann einige Bengalen auf das Spielfeld geworden. Das sah ebenso routiniert aus wie deren schnelle Entfernung.
Neben dem Hintertorfanblock gab es noch zwei weitere Stimmungskerne auf Höhe der Mittellinie der Maraton-Tribüne (Gegentribüne) im unteren und im oberen Rang. Unten gab es sogar Vorsängerpodest und Trommel. Oben wurden die Gesänge einfach von einem Sitz aus koordiniert. Zwischen Gençlik 27 und Längsseite gab es auch Wechselgesänge. Landestypisch ist das Spielen mit der Handytaschenlampe als Supportelement: Das gab es jeweils einzeln in den Fansektoren und auch einmal kollektiv im ganzen Stadion zu sehen.
Im Gästesektor gab es zu Spielbeginn eine Choreographie mit Überrollfahne und Zettel an den Seiten. Fetzen hingen dort nur hinten und an der Seite. Der Stimmungskern stand aber auch oben unter dem Dach und nicht unten. Der Support war laut und druckvoll, wobei ich aufgrund der Positonierung nahe des Auswärtsblocks deren Stimmung viel stärker mitbekommen habe und daher diese im Vergleich mit dem Heimsupport nicht von ausgewogenem Standpunkt beurteilen kann.
Der Gaziantep FK wurde 1988 als Sankospor Kulübü oder kurz Sankospor als Betriebsfußballverein der Firma Sanko Holding in Gaziantep gegründet. Die größten Erfolge waren der Aufstieg in die drittklassige 3. Lig 1993 und in die zweitklassige 2. Lig 1997. Nach der Zweitligasaison 1997/98 wurde Sankospor von Sanko an die Stadtverwaltung von Gaziantep überschrieben und spielte fortan unter dem Namen der Fußballsektion des städtischen Sportvereins Gaziantep Büyükşehir Belediyespor. Mit der Ligareform 2001 kam man in die nunmehr nur mehr drittklassige 2. Lig, schaffte aber 2005 den Aufstieg in die nunmehr zweitklassige 1. Lig. 2019 erreichte man mit dem Aufstieg in die erstklassige Süper Lig den größten Vereinserfolg und heißt seither Gaziantep Futbol Kulübü. Der neue von der Stadtverwaltung unterstützte Verein verdrängte den 1969 gegründeten Traditionsverein Gaziantepspor, der 1978/79 bis 1982/83 und 1989/90 bis 2016/17 31 Saisonen in der höchsten türkischen Spielklasse gespielt hatte. 2018/19 erhielt der damalige Drittligist Gaziantepspor einen von der FIFA verhängten Punktabzug von 21 Punkten für nicht bezahlte Gehälter ehemaliger Spieler, zog sich in der laufenden Saison aus der Liga zurück und ging mit einer Strafe von weiteren 15 Punkten in die viertklassige Amateurliga zurück, wo man 2019/20 am letzten Platz abschloss. Gaziantepspor ging in Konkurs, wurde nicht gerettet und aufgelöst.
An Ex-Rapidspielern spielte Yasin Pehlivan 2011 bis 2013 für Gaziantepspor und Muhamed Ildiz 2014 bis 2017.
Das einen Sponsornamen tragende Gaziantep Stadyumu wurde 2017 nach vier Jahren Bauzeit als Gaziantep Arena eröffnet. Es liegt sechs Kilometer außerhalb des Stadtzentrums in einem mit einer 2023 frisch eröffneten Schnellbahn angeschlossenen Außenbezirk und ersetzte das mittlerweile abgerissene alte, innerstädtische Kâmil Ocak Stadyumu. Der damals 120 Mio. TRY (30 Mio. €) kostende Neubau bietet 35.574 Plätze und ist damit im Ligaalltag überdimensioniert. Wie in anderen türkischen Neubaustadien bietet der obere Rang bei Abendspielen im Winter Heizstrahler unter dem Dach, mit denen der Nachthimmel geheizt und damit das Weltklima sowie der eigene Körper erwärmt wird.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Gaziantep besichtigt.

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