Türkei, Süper Lig, 18. Hafta, 21.1.2019
Recep Tayyip Erdoğan Stadyumu, 2.171
Bei der um die Europacuplätze mitspielenden Kasımpaşa begann das Tabellenschlusslicht Rizespor von Beginn an engagiert auf das gegnerische Tor zu spielen. Nur ein Abseitstreffer nach zwanzig Minuten schien zunächst die Ausbeute – doch nach einer Minute Warten auf die Videoschiedsrichterentscheidung konnte schließlich gejubelt werden, da das Tor doch zählte. In der zweiten Hälfte hieß es Verteidigen für die Gäste aus der Schwarzmeerstadt Rize, während die Heimmannschaft anrannte. Aber es blieb auch nach sieben Minuten Nachspielzeit beim überraschenden 0:1.
Drei an unterschiedlichen Standorten singende Heimfanblöcke, ein starker Auswärtsblock und dazu eine Blasmusikkapelle auf der Tribüne sorgten für zeitweises akustisches Chaos. Ein drei Dutzend Leute zählender Stimmungskern unterm Dach in den letzten Tribünenreihen in der Kurve und ein weiterer auf der Haupttribüne (von mir nicht gut einsehbar) supporteten Kasımpaşa in der ersten Hälfte. Dazu kam ein wenig Support von ungefähr ebenso vielen mittig auf der offenen Längsseite. Mit dem Seitenwechsel zur Pause wechselte bis auf die jungen Ultras Paşa der Großteil des Kurvensektors zum Haupttribünenfansektor und war damit dem Tor näher, auf das Kasımpaşa spielte.
Der gut gefüllte Auswärtssektor ließ schon eine halbe Stunde vor Spielbeginn ordentlich von sich hören. Ein guter Teil wird dabei wahrscheinlich aus in der Millionenstadt İstanbul Ansässigen bestanden haben, aber so oder so war das ein beachtlicher Auftritt für ein abgeschlagenes Tabellenschlusslicht am Montagabend und deutlich stärker als der Heimsupport.
Kasımpaşa Spor Kulübü wurde 1921 aus der Fusion von Altıntuğ Kulübü mit dem Kasımpaşa Terbiye-i Bedeniye Kulübü gegründet. Nachdem man die Qualifikation für die im Jahr 1959 erstmals ausgetragenee landesweite erste Liga (Millî Lig) knapp verpasst hatte, konnte man ab der zweiten Saison 1959/60 teilnehmen und hielt sich darin bis 1964. In den folgenden Jahrzehnten spielte Kasımpaşa zweit- oder drittklassig, mit Ausnahme des Tiefpunkts der Jahre 1978 bis 1984 in den Amateurligen und von 2001 bis 2005 in der viertklassigen 3. Lig. Mitte der 2000er Jahre erfolgte ein rasanter Aufstieg in die 2. Lig 2005, in die 1. Lig 2006 und 2007 nach 44 Jahren wieder in die nunmehrige Süper Lig. Man stieg zwar 2007/08 gleich wieder ab, kehrte aber 2009 zurück und spielt nach erneuten Abstieg 2011 nunmehr seit 2012 durchgehend erstklassig. 2014 hätte nach dem Europacup-Ausschluss von Sivasspor und Eskişehirspor aufgrund Verstrickung in den Spielmanipulationsskandal von Fenerbahçe europäisch spielen können, durfte aber wegen Nichterfüllung des Financial Fairplays der UEFA nicht teilnehmen.
Das Recep Tayyip Erdoğan Stadyumu im Istanbuler Stadtteil Kasımpaşa wurde 2005 bis 2010 in mehreren Schritten auf Erstliga- und Europacuptauglichkeit ausgebaut. Zuvor hatte es nur die Tribünenseite der heutigen Haupttribüne gegeben. Beim Tribünenausbau musste auf der neuen offenen Längsseite Platz für einen denkmalgeschützen Baum und ein Wohnhaus ausgespart werden. Da der Staats- und Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan in Kasımpaşa geboren worden war, benannte man das Stadion zur Huldigung nach ihm.
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