Mittwoch, 18. Januar 2023

Ankaragücü – Beşiktaş 4:3 i.E., 1:1 n.V. (1:1, 1:0)

Türkei, Türkiye Kupası, Son 16 Turu, 18.1.2023
Eryaman Stadyumu, ca. 20.000

Im dramatischen türkischen Cup-Achtelfinale gewann MKE Ankaragücü gegen Beşiktaş JK nach Verlängerung im Elfmeterschießen. Cupspiele sind dann doch immer wieder etwas Besonderes. In Minute 12 ging Ankaragücü in Führung und war besser. Eine rote Karte für Beşiktaş eine halbe Stunde vor Schluss schien eine Vorentscheidung zu sein. Nach VAR-Einschreiten und Hinausrufen des Schiedsrichters an das Fernsehgerät wurde sie aber zu Gelb umgewandelt. Beim langen Warten auf die Fernsehbild-Entscheidung warf jemand von den Rängen einen Schlagring auf Beşiktaş-Spieler, traf aber niemand. Es gab ein wenig Aufregung, dann wurde weitergespielt. Vollzählig konnte Beşiktaş eine Viertelstunde vor Schluss ausgleichen. Einem Lattentreffer folgte der Nachschuss ins Tor.
Nach einer hektischen Schlussphase in der neunminütigen Nachspielzeit der regulären Spielzeit stand die Verlängerung an, in der es zuerst mit angezogener Handbremse und danach etwas flotter weitging. Ein Tor fiel aber nicht und es lief auf das Elfmeterschießen hinaus. Dieses entschied dann die Begegnung. Ein Elfer der unglücklichen Nummer 13 von Beşiktaş wird abgewehrt. Er darf ihn aber wiederholen. Dem Schiedsrichter war wichtig, dass der Tormann auf der Linie blieb. Beim zweiten Mal läuft alles korrekt. Der Goalie bleibt erneut erfolgreich und wehrt wiederum ab. Er wehrte auch den letzten Elfmeter von Beşiktaş ab und war damit der Held des Spiels.
Anfangs wurde aus allen Ecken des Stadion wurde laut supportet. Da gab es die tonangebende Südtribüne mit den Gecekondu (ein türkisches Wort für ein Armenviertel, in dem das Leben hart ist), die Maraton-Längsseitentribüne mit Yenidogan („Neugeborene“) und die Nordtribüne mit Bekar Evi Çocukları (BEÇ) („Alleinstehend“) mit Vorsängerpulten und Trommlern sowie links und rechts des VIP-Sektors an den Eckblöcken der Haupttribüne ebenfalls Fansektoren mit vorne stehenden Vorsängern. Dahinter gab es jeweils einen mittigen Stimmungsblock und zeitweise stieg auch der Rest dann jeweils mit hoher Mitmachquote ein. Eigentlich war also das ganze Stadion ein Fansektor. Gestanden wurde abseits des VIP-Sektors fast überall und selbst dieser stieg bei Gesängen teils mit ein und stand auf. Das hielt aber so in dieser Intensität wenig überraschend nicht an. Insgesamt konzentrierte sich der Support aber auf die drei Sektoren mit Podest und Trommler, was aber auch für eine gewisse Vielfalt sorgte. Stil und Liedmaterial schienen nicht unterschiedlich. Auffällig war, dass nur auf der Nordtribüne Fetzen mit Ultras-Bezug wie Ultras BEÇ hingen. Die Gesänge in Abfolge der Tribünen waren beeindruckend. Abseits davon war das Liedgut nicht übertrieben abwechslungsreich.
Der einzige Sektor ohne organisierten Support war leider der Gästesektor. Fünf Tage vor dem Spiel wurden von den Behörden aus Sicherheitsgründen Auswärtsfans verboten und nur Heimfans im Stadion erlaubt. Im Gästsektor saßen Heimfans. Mit Lärmschutz-Plexiglaswand versehen war von dort wenig zu vernehmen, dem Augenschein nach war es der relativ ruhigste Sektor im Stadion. Ruhig war es aber insgesamt an diesem Abend selten. Ballführung von Beşiktaş wurden mit schrillem Pfeifkonzert bedacht. Immer wieder mal gab es Pausen, um dann aber laut weiterzugehen. Nach dem Ausgleich verstummte der Support weitgehend und brauchte zehn Minuten zur Wiedererweckung.
Der Makina Kimya Endüstrisi Ankaragücü Spor Kulübü („Mechanisch-chemische Industrie Ankaragücü Sport Club“) führt als Gründungsjahr 1910, als Turan Sanatkarangücü gegründet wurde. 1938 fusionierte dieser Verein mit dem 1904 in İstanbul gegründeten und später nach Ankara übersiedelten Altınörs İdman Yurdu und man nannte sich AS-FA Gücü. 1948 wurde daraus Ankaragücü. Ankaragücü war einer der 16 Gründungsmitglieder der landesweiten türkischen Liga 1959. Zuvor war Ankaragücü bereits 1949 einmal Meister der Türkiye Futbol Şampiyonası, aber die Titel der Bewerbe vor 1959 werden vom Verband TFF nicht als türkische Meistertitel gezählt. 1971/72 und 1980/81 gewann Ankaragücü den türkischen Cup. Drei weitere Male stand man im Finale.
Rapid spielte im Sommer 1937 im Zuge einer Türkei-Tournee in Ankara vor 6.000 Zuschauerinnen und Zuschauern gegen Ankaragücü und gewann 7:2.
Das Eryaman Stadyumu im Außenbezirk Eryaman von Ankara wurde 2019 nach drei Jahren Bauzeit eröffnet. Der Neubau mit 20.560 Plätzen dient beiden Hauptstadtvereinen, Ankaragücü und Stadtrivale Gençlerbirliği, als Spielort und ersetzte damit das im Stadtzentrum Ankaras liegende Ankara 19 Mayıs Stadyumu. Die Sitze im Inneren sind blau-gelb, was auch die Farben Ankaragücüs sind im Unterschied zum rot-schwarzen Gençlerbirliği. Ansonsten ist das Stadion ein gesichtsloser Neubau ohne eigene Charakteristik.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Ankara besichtigt.

4 Kommentare:

  1. Ankaragücü Fans behaupten von sich, sie seien die hässlichsten (ihr äußeres) Fans der Türkei 😁
    BEÇ = Ehelose/Single Haushalt Jungs, also diese "hässlichen" Jungs/Männer die eh niemand wollte und nun zusammen unter einem Dach leben.

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  2. Thanks you for your precious visiting to Ankara :) I am glad to see my team such an extensive blog about football. Unforgettable night for Ankaragucu fans because of not only a great example of (except 10-15 minutes after Besiktas's goal) ceaseless support, but it was also against a rival club, Besiktas.

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