Donnerstag, 13. Februar 2020
Ballesterer 149
Rezension
Ballesterer
Nr. 149, März 2020
84 S.
Bergbau und Fußball gehörten in vielen Regionen eng zusammen. Der Schwerpunkt des Hefts beschäftigt sich in der Titelgeschichte mit der Entwicklung in Oberschlesien, wo Górnik Zabrze und Ruch Chorzów gerade noch ex aequo polnische Rekordmeister sind. 2018/19 wurde mit Piast Gliwice erstmals wieder ein oberschlesischer Verein Meister. Zwischen 1945 und 1989 gewannen schlesische Vereine 26-mal den Titel, berichtet Radosław Żak und spürt in seiner Reportage der Gegenwart nach. Die weiteren Beiträge zum Fußball im Schatten von Kohle- und Stahlindustrie führen nach Donawitz („Überall Staub und Dreck vom Werk“ erzählt Dejan Stanković von den 1980er Jahren), ins deutsche Ruhrgebiet („Die Solidarität unter Tage war überlebenswichtig, aber nicht so selbstlos, wie gern behauptet wird. Das Revier ist ein Mythos.“ dekonstruiert Sporthistoriker Diethelm Blecking) und ins englische Sheffield („Die sportliche Erfolge der Sheffielder Klubs mögen rar gesät sein, einig sind sich die Anhänger darin, eine Arbeitertradition zu beschwören.“ berichtet Clemens Zavarsky − der Ligacupsieg von Sheffield Wednesday 1991 ist der letzte Titel).
„Ich war der Tausendsassa.“ sagt der diesen Samstag nach über 27 Jahren bei Rapid aufhörende Andy Marek in einem ausführlichen Interview. Das beschreibt seine unschätzbare Rolle im Verein in allen möglichen Bereichen annähernd, aber dennoch immer noch nur unzureichend.
Weitere Artikel im Heft handeln vom Alternativen Fankongress, den 15 österreichische Fanszenen gemeinsam veranstalteten, der Statutenänderung für die Möglichkeit eines Investoreneinstiegs bei Wacker Innsbruck, der Krise bei Blau-Weiß Linz, dem Konflikt um den Spielabbruch bei Rayo Vallecano wegen antifaschistischen Protests (sie hatten per Spruchband einen Nazi einen Nazi genannt ...) und vielem anderen mehr.
Ans Herz gehende, schöne Nachrufe auf Alfred Körner (von Laurin Rosenberg) und Wacker-Legende Turl Wagner (von Benjamin Schacherl) finden sich noch im Heft. „Die Auflösung der Wacker nach der Fusion mit der Admira 1971 hat er nie hinnehmen können.“ berichtet Schacherl von einem langen Gesprächsabend. „Die größte Frechheit sei gewesen, dass er zum Jubiläumsspiel eingeladen worden sei – als Admira-Legende. ‚Natürlich bin ich nicht hin.‘ Wagner war immer Wacker.“
Nach St. Johann im Pongau führt diesmal meine Amateurfußballreihe Nebenschauplätze.
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