Freitag, 21. Mai 2021

1899fm – Folgen 52 und 53




Rezension


Heinz Deutsch
1899fm
Rapidfunk
1899fm.net







Der Kooperationsanwalt der Rechtshilfe Rapid Christian Podoschek (Rapid M@ilers) ist fünfzig Folgen nach Folge 2 in Folge 52 zum zweiten Mal im 1899fm-Podcast zu Gast. Thema sind wie damals juristische Folgen für die verantwortlichen Behördenvertreter für die stundenlange Einkesselung von Rapidfans bei winterlichen Bedingungen durch die Wiener Polizei 2018. Podoschek berichtet vom Großverfahren von Anfang 2019 bis Juli 2019, dessen Urteil – „eine Watschn für die Landespolizeidirektion Wien“ – im Herbst 2019 rechtkräftig wurde. Ende 2020 wurde dann eine Anzeige zu wissentlichem Amtsmissbrauch eingebracht. Der Beamte wurde einvernommen, aber das Verfahren von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Dazu werde ein Fortsetzungsantrag eingebracht, da sich die Staatsanwaltschaft mit den Argumenten wenig auseinandergesetzt habe.
Podoscheks „Lieblingsthema“ 50+1 ist der zweite Gegenstand des Gesprächs. Er erklärt, dass es diese Regelung nur in Deutschland und in Österreich verankert gebe und wie sie hier ausgestaltet ist. Red Bull habe einen „Wettbewerbsvorteil“ darin, ihr sportliches Konzept umsetzen zu können „ohne auf irgendwelche Befindlichkeiten Rücksicht nehmen zu müssen“. Bei Rapid gibt es unterschiedliche Gruppen mit verschiedenen Interessen, die unter einen Hut zu bringen seien. Es sei aber „wertvoll und schön“, dass bei Rapid diese Interessen berücksichtigt werden „und man eben nicht drüberfahrt über bestimmte Gruppen“. Es gebe allerdings in Österreich Umgehungskonstruktionen und abgeschwächtere Fälle, wo dem Sinn von 50+1 in Österreich widersprochen werde. In einigen Fälle von formalen Mitgliedervereinen seien diese geschlossene Gesellschaften und Fans erhalten als Mitglied so etwas wie einen Bonus-Club, aber keine Stimmrechte im Verein. In der Bundesliga seien nur Rapid und Sturm Graz offene Mitgliedervereine, wo jede und jeder Mitglied mit Stimmrecht werden könne. Das Problem beim Verkauf an Investoren: „Wenn ich es einmal verkauft habe, dann ist es weg. Es ist schwer bis unmöglich, durch rechtliche Konstrukte das so abzusichern, dass die Fans sich wirklich darauf verlassen können, dass der, der investiert, in Zukunft immer so macht, wie wir es uns vorstellen.“ Wenn die Bundesliga 50+1 wolle, so Podoschek, wäre es sinnvoll, die Regel zu exekutieren und Umgehung zu verhindern. Mitbestimmungsrecht im eigenen Verein sei nicht nur „Fußballromantik“ sondern „etwas Handfestes.“

Fast zwei Stunden lang erzählen in Folge 53 Harry und Robert vom Rapid-Fanklub Die Klempner. Als „grundsympathisch“ habe ich die Klempner anlässlich des Portraits über sie in Forza Rapid bezeichnet. Dies kann ich auch hier wieder unterstreichen. Als „legendären Haufen von Allesfahrer und Rapidanhängern“ stellt sie Heinz Deutsch in seinem Podcast vor.
Harry erzählt von seiner Fankarriere ab dem ersten Rapidspielbesuch am 18. März 1972 und Robert von seinem Weg ab seinem ersten Rapidmatch im Februar 1975. Eine schöne Anekdote ist, wie „aus Jux und Tollerei“ die Fanklubgründung geschah. Das Lied „Ich bin Klempner von Beruf“ von Reinhard Mey wäre seinerzeit ein Running Gag unter ihnen gewesen. Als Spaß bekamen Renata und Harry zur Hochzeit 1991 Leiberl mit „Rapid-Fanklub Die Klempner“ als Aufdruck geschenkt. „Es war von Anfang an nicht organisiert, sondern ein lustiger Haufen an Menschen, denen Rapid am Herzen liegt.“ beschreibt Harry das Wesen der Gruppe. Mit großem Respekt stehe ich dem Allesfahren gegenüber, das die Klempner kultiviert haben. Robert hatte ab 1993 (!) jahrzehntelang (!) kein Pflichtspiel versäumt. Das Allesfahren sei im Fanklub immer intensiver geworden und man habe sich gegenseitig hochgeschaukelt, beschreibt er die Entwicklung. Die Reiseorganisation sei im Fanklub immer leichter und besser geworden. „Im Mittelpunkt steht für mich eindeutig immer Rapid. Ich würde nie irgendwo groundhoppen hinfahren, wenn zeitgleich Rapid spielt.“ sagt Harry. 1.100 Rapid-Meisterschaftsspiele hat er gesehen, lässt er in seine Fan-Statistik blicken.
Weitere Themen des Gesprächs sind u.a. der Fanklub-Fetzen, die fehlenden Erfolge Rapids, der Ärger über das Konstrukt Red Bull, die kurze Verweildauer von Spielern bei Rapid, Unterschiede in der Atmosphäre von neuem Weststadion und Hanappi-Stadion oder die ebenfalls beachtliche Leidenschaft und Geschichte des Groundhopping der Klempner, die diesbezüglich wohl die höchste Dichte an weitgereisten Mitgliedern eines Fanklubs in Österreich haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen