Sonntag, 2. Mai 2021

11 Freunde, 234




Rezension


11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr. 234, Mai 2021
116 S.









„Bereits in anderthalb Jahren, am 21. November 2022 um 13 Uhr Ortszeit, soll die Weltmeisterschaft in Katar beginnen. Seit der WM 1978 im Folterstaat Argentinien war kein Turnier so umstritten wie dieses.“ leitet das Editorial das Titelthema des Hefts ein. Beschrieben wird, warum sich Katar einen Platz in der Sportwelt kauft (politisch-geostrategische Absicherung der Herrschaftsdynastie zur weiteren Selbständigkeit des Emirats), wie die FIFA dank großangelegter Korruption die WM dorthin vergab und wie das tausende migrantische Arbeiter mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit auf den Baustellen des Landes bezahlen (6.500 tote Arbeiter in den letzten Jahren!). Mit der Hoffnung, sich für ihr Zuhause Geld zu verdienen, werden sie von Agenturen nach Katar verkauft und dort ausgebeutet.
Anschaulich beschreibt das ein 25-jähriger Nepalese in der Reportage, der 730 Euro dafür zahlen musste, um 2015 bis 2020 fünf Jahre im Baugewerbe in Katar zu arbeiten: „Ich konnte das Geld kaum zurückzahlen, denn ich bekam nur den Mindestlohn von 1000 katarischen Riyals, und das Leben in Katar ist sehr teuer. Wir bekamen zwar zehn Kilo Reis pro Monat, aber wenn wir was anderes essen wollten, mussten wir es uns selbst kaufen. Wir waren zu viert in einem Raum untergebracht, in Hochbetten. Weil die Matratzen durchgelegen waren und stanken, mussten wir neue kaufen. Wenn ich morgens duschen wollte, musste ich um 4 Uhr aufstehen, weil dann die Gemeinschaftsbadezimmer noch frei waren. Auf der Baustelle mussten wir acht Stunden durcharbeiten – ohne Pause, ohne Schatten. Wenn wir krank wurden, mussten wir uns selbst pflegen. Krankenhäuser lehnen Migranten aus Drittweltländern ab, sie untersuchten uns nicht und gaben uns keine Medikamente. Wenn wir mal einen Tag fehlten, wurden uns direkt zwei Tage abgezogen. Das wollte kaum jemand riskieren, also schufteten die meisten immer weiter, auch wenn sie krank oder erschöpft waren. Das ist auch der Grund, warum viele der Gastarbeiter in Katar sterben. Es ist die Angst.“

Weitere Themen im Heft sind u.a. Türkgücü München, ein zu den Geisterspielen auswärtsfahrender und dort vor den Toren stehender 1860 München-Allesfahrer, die Bilder des Münchner Fotografen Hans Rauchensteiner oder ein Nachruf auf den Münchner Fußballer Peter Grosser, der „1969 zu Austria Salzburg wechselte, um seine Karriere in der, Pardon, österreichischen Operettenliga ausklingen zu lassen.“

In der als Humor missverstandenen Namenswitze-Rubrik wird diesmal ein Rapid-Spieler, der U18-/Rapid II-Spieler Felix Holzhacker, mit Foto ausgestellt.

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