Donnerstag, 12. Juli 2018
Der (Pf)lästerstein – Sammelband 2
Rezension
Der (Pf)lästerstein
Sammelband 2
Ausgaben 11 bis 14
März 1998 bis Dezember 2000
440 S.
Der zweite Sammelband des Fanzines Der (Pf)lästerstein umfasst die vier Ausgaben der Jahre 1998 bis 2000, die es mit über vierhundert Seiten wieder in sich haben. Mit Ausgabe 11 der vormaligen Red News wird nach vier Jahren ein Bruch vollzogen, da man sich mittlerweile vom einstigen Bayern-Fanzine fortentwickelt hatte und mehr über Groundhopping, Szene (u.a. West Ham oder Hellas Verona) und den VfL Bochum berichtete. Zur neuen Namensgebung schrieb Gunnar Hielscher im Vorwort: „Aber warum gerade (Pf)lasterstein für ein Fußball-Fanzine? Nun ja, vielleicht schaffe ich es ja, mit dem einen oder anderen kritischen Bericht einen Stein ins Rollen zu bringen. Ansonsten macht es aber auch Spaß (und ist auch manchmal dringend nötig), gelegentlich zu lästern, und Laster hat bekanntlich jeder von uns. Ihr seht, daß der neue Name unseres Heftes (fast) all unsere Absichten widerspiegelt, die wir mit der Herausgabe dieses Schundblattes verfolgen.“
Gleich in der ersten (Pf)lästerstein-Ausgabe bzw. in Heft Nr. 11 in der fortlaufenden Zählung gibt es einen Text, in dem sich die Ultras Rapid zum zehnjährigen Jubiläum selbst vorstellen. In Nr. 12 folgte eine Vorstellung der Grazer Sturmflut. Immer breitgefächerter werden die zahlreichen Fanzine-Rundumschauen, unter denen sich das Block West Echo findet und ab Nr. 12 auch Tornados spezial sowie Unterwegs und in No. 14 German Info, neben Heften aus Innsbruck, dem schwarzen Graz, dem blauen Linz („Das Heft ist ebenso kuttig ... äh ... kultig wie der treue Anhang der Linzer“ heißt es in Nr. 13 über die Stahlfront News) und dem fanmag. Einige Rapidspiele gibt es auch im Nachdruck-Band nachzulesen, so u.a. Derbys (samt Farbfoto-Scans wiederveröffentlicht im Blog derpflästersteinfanzine.blogspot.com) oder Auswärtsspiele bei Austria Salzburg (ebenfalls wiederveröffentlicht auf derpflästersteinfanzine.blogspot.com).
Mit Nr. 12 gibt es neue Mitstreiter in der Redaktion, was u.a. plötzlich auch Berichte von Spielbesuchen von Preußen Münster sowie viel an Hoppingberichten in Belgien und den Niederlanden einbringt. Der Abenteuer-Faktor der Groundhoppingreisen und -Berichte hat sich mit dem neuen Autor Peter Holle deutlich gesteigert, seien es eine Gruppenfahrt auf die Färöer-Inseln („Sie erzählten uns, daß im Radio und im Fernsehen berichtet worden wäre, daß vor einigen Wochen ein Deutscher beim Fußballverband angerufen und als erster Ausländer Karten für ein Spiel der Føroyar geordert und das Erscheinen von zwanzig weiteren Deutschen angekündigt hätte. Wir konnten das Lachen nicht mehr verkneifen, handelte es sich bei den Erzählungen um Jörg ...“) oder eine wahre Abenteuerreise nach Litauen und Weißrussland im Jahr 2000.
Manche Probleme waren früher anders (Spielansetzungs-Informationsbeschaffung ohne Internet oder Stadionsuche ohne Navigation), manche gleich: „Heute ist Montag, dann kommt der Dienstag ... Und Montags spielt bekanntlich der VfL Bochum und zwar auswärts und möglichst weit weg!“ wird im Heft zum 26. Spieltag der 2. Bundesliga vom 10.4.2000 notiert. Schmunzeln lässt im Rückblick das erste Auftauchen Hoffenheims im Heft: „Die TSG Hoffenheim erfreut sich regen Zuschauerinteresses und, was mir sehr gefällt, hat vor allem nicht das Ziel, von der Bauernliga in die Bundesliga durchzumarschieren ... Das erklärte Ziel ist die Etablierung in der höchsten deutschen Amateurklasse mit dem Einsatz von Talenten aus der Umgebung.“
Neben den gewohnt lückenlosen Bochum-Berichten, vielen Bayern-Spielen und noch mehr Groundhopping gibt es jetzt in den Heften auch jeweils einen kritischen Kommentar zum Geschehen, v.a. beim VfL Bochum. In Heft 14 gibt es einen Fünfjahres-Rückblick der Bochumer Fantastic Supporters mit offenen Worten zu manch Schwierigkeiten bei der Etablierung von Ultràsupport. Die Berichte entführen bei der Lektüre gedanklich in die Fußballwelt Ende der 1990er Jahre, in Deutschland, England, Italien und anderswo − auch Österreich. Darunter befinden sich der Nachwelt in Erinnerung gebliebene Partien unterschiedlicher Natur, seien es die Vatertagsausschreitungen von Kickers Offenbach gegen Waldhof Mannheim 1999 oder das Champions-League-Finale 1999, das der Blogautor damals vor dem Fernsehkastl in leicht anderer Emotion erlebte als der Fanzineautor im Stadion. Auffällig sind die meist eher kritischen Berichte zur Atmosphäre bei den Münchner Derbys. In der Heftentwicklung sind vor allem die vermehrten Fotos von Stadien und Kurven hervorzuheben, die interessante Zeitdokumente sind.
Rezension von Sammelband 1
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen