Sonntag, 15. Oktober 2023
Matera – Barletta 0:1 (0:1)
Italien, Serie D, girone H, 6a giornata, 15.10.2023
Stadio XXI Settembre-Franco Salerno, 2.000
Italienisches Fußballfest mit 2.000 Leuten, davon 700 Gäste, in der Serie D. Matera versuchte sein Glück im Konter gegen ein spielstärkeres Barletta, hatte aber mit den Chancen kein solches Glück und keinen Erfolg. Das spielentscheidende Tor erzielte Barletta gegen Ende der ersten Halbzeit.
Einen prächtigen Rahmen bot die Kulisse an zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauern und der starke Tifo beider Kurven. Die Curva Sud von Matera glänzte mit langanhaltenden eingängigen Melodien und dem Über-dem Kopf-Klatschen (battimani) als einzigem optischen Element (neben ein paar kleinen Vereins-Fahnen). Bis zum Schlusspfiff und auch darüber hinaus gab es eine hohe Intensität zu sehen und zu hören. Die Geschichte der Ultras in Matera begann Ende der 1970er Jahre. Mit der Vereinsauflösung des FC Matera 2012 lösten sich danach auch die damals bestehenden Gruppen auf. Der letzte Einschnitt kam 2017 mit der Auflösung der danach entstandenen Ultras Curva Sud Matera. Auch ohne Fetzen voran sah das nach bestehenden Strukturen aus. Mit einige Tage zuvor an mehreren Stellen in der Stadt angebrachten Spruchbändern war zum Stadionbesuch für das Spiel aufgerufen worden. Das Vereinsjubiläum von 90 Jahren Fußball in Matera 1933 bis 2023 hatte die Curva Sud vor einem Monat mit einer Choreographie im Spiel gegen Angri gefeiert.
Die Barletta-Ultras um die Gruppo Erotico in der Gäste-Kurve zeigten sich auch sehr lautstark. Im Unterschied zur Matera-Kurve gab es hier viel mehr an Optik. Es hingen Fetzen am Geländer und die bekannten großen Schwenkfahnen waren in der Luft. Zu Beginn war ein bisserl Rauch zu sehen, einmal landete eine Fackel im Innenraum und gegen Ende hin präsentierte man eine schöne Wand an Schals.
Der FC Matera wurde 1933 als US Matera gegründet. 1936/37 trat man als AS Materana an, stellte aber nach Saisonende aus wirtschaftlichen Gründen den Spielbetrieb ein. 1941 begann mit GUF Matera wieder ein Fußballverein in Matera. Nach der Befreiung wurde daraus 1946 der Circolo Sportivo Matera, der 1948 den Spielbetrieb einstellte. 1949 gründete man sich als AS Matera Calcio neu. Nach deren Pleite 1958 war die Libertas Matera der höchstklassige Verein der Stadt. 1963 fusionierte dieser zwischenzeitlich nun Polisportiva Matera benannte Verein mit Acli Piccianello zum neuen Foot Ball Club Matera. 1988/89 wurde der FC Matea während der Saison der Promozione Basilicata aus der Meisterschaft ausgeschlossen. Durch Fusion mit der Pro Matera hat man den Spielbetrieb im Unterhaus aufrechterhalten. 1989/90 wurde daraus Matera Sport, die 1995 wiederum pleite ging. Die Nachfolge trat Polisportiva Matera an, die aus Protest gegen einen Zwangsabstieg 1997 die Kampfmannschaft zurückzog und 1997/98 mit der Jugend antrat. 1998 wurde aus der Fusion von Atletico Matera und Scanzano die AS Materasassi gebildet. Beide Verein bestanden bis zur Auflösung der nun AC Matera genannten Polisportiva 2001 parallel und trafen in der Saison 1998/99 auch in der Eccellenza Lucana aufeinander. 2002 wurde aus AS Materasassi der FC Matera, der 2012 pleite ging. Die ASD Matera Calcio trat die Nachfolge an, wurde 2014 zur S.S. Matera Calcio und ging 2019 pleite. Die Nachfolge trat die USD Matera Calcio 2019 an, die durch Fusion mit der ASD Grumentum Val d'Agri unter dem Name ASD Matera Grumentum in die Eccellenza kam, aus der man 2022 in die Serie D aufstieg und den Namen nunmehr in FC Matera änderte. Der größte Erfolg ist eine Saison in der Serie B 1979/80. Drittklassig in Serie C, Serie C1 und Lega Pro spielte man insgesamt 17 Saisonen.
Ein Murale (Graffiti) an der Wand der scuola Marconi unweit des Stadions zeigt die Mannschaft der Serie B 1979/80 (Vorbild war das Mannschaftsfoto beim ersten Heimspiel, einem 1:0 gegen Taranto am 23.9.1979) mit zwei historischen Vereinswappen und dem im Stadtwappen neben dem Bild eines Ochsen enthaltenen lateinischen Wahlspruch bos lassus firmius figit pedem („Ein müder Ochs tritt mit dem Fuß fester auf.“) Das einst für die Landwirtschaft zentrale Arbeitstier gilt als ein Symbol für Sturheit, Ausdauer und Fleiß.
Das Stadio XXI Settembre-Franco Salerno wurde 1934 schlicht als Campo eröffnet. 1936 wurde der Sportplatz nach dem Faschisten Luigi Razza benannt. Am alten, nicht mehr verwendeten Stadiontor ist die Aufschrift von einst Campo Sportivo L. Razza noch zur Hälfte zu sehen. Das L. Razza hat man nach der Befreiung entfernt und das Stadion Stadio XXI Settembre benannt, in Erinnerung an den 21. September 1943, als sich die Bevölkerung in einem Aufstand gegen die Besatzung durch die deutsche Wehrmacht wehrte und deutsche Fallschirmjäger-Soldaten 26 Einwohner der Stadt töteten. 2001 wurde das Stadion zusätzlich auch nach dem 1998 verstorbenen Präsidenten Franco Salerno benannt, unter dem 1979/80 die Serie B erreicht worden war. Für die Serie B war das Stadion mit den eineinhalb Hintertortribünen ausgebaut worden.
Vor dem Spiel habe ich die Stadt Matera besichtigt.
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