Sonntag, 8. Mai 2022
Austria – Rapid 1:1 (0:1)
Bundesliga, Oberes Play-off, 8. Runde, 8.5.2022
Horr-Platz, 13.700
Einmal mehr: 1:1 im Wiener Derby. Damit gingen alle vier Saisonderbys 1:1 aus. Sie waren aber doch unterschiedlich. Man of the match war an diesem Sonntag Zimmermann. „Zimmermann!“-Rufe hallten aus dem Auswärtsblock, nachdem er einige Minuten vor der Pause zur Rapid-Führung getroffen hatte. Auch in der zweiten entscheidenden Szene des Spiels stand er im Mittelpunkt. Nach seinem gelb-roten Ausschluss musste Rapid die letzte halbe Stunde mit einem Mann weniger spielen. Für den Torjubel vor dem FAK-Ostblock, nachdem er in das dortige Tor getroffen hatte, hatte Zimmermann zuvor eine gelbe Karte erhalten. Darüber könnte man diskutieren. Wenn man Fußball von Robotern gespielt haben möchte anstatt von mit Emotionen behafteten Menschen. Oder wenn man dies zu einer generellen Regel machen würde, die auch in Hütteldorf zu gelten hätte, wo nahezu jeder Torschütze seinen Jubel genüsslich zu den Fans hin zelebriert, wenn er vor der West trifft. In Unterzahl war das Spiel jedenfalls schwierig, Rapid unter Druck und fast nur mehr in der Defensive. Es fiel das 1:1. Sichtlich bedrückt stand Zimmermann nach Spielende vor dem Rapidanhang. „Zimmermann!“-Rufe kamen aber auch jetzt und er wurde für seinen Einsatz gelobt und aufgerichtet.
Zum wiederholten Mal hatte nunmehr Rapid erneut in den ersten Minuten einen frühen Verletzungsausfall. Diesmal Stojković. Im Tor war nach Hedls Sperre Gartler gerade rechtzeitig wieder fit geworden. Er konnte die eine oder andere Situation retten.
Die Stadionatmosphäre war einem Derby entsprechend laut, emotional und angriffig. Der Block West war wieder gemeinsam im Corteo zum Horrplatz marschiert und pushte seinen Support mit viel Pyro: Bereits zum Einlauf der Mannschaften zum Aufwärmen, zu Spielbeginn, im Spielverlauf, zur Rapidviertelstunde und auch nach Schlusspfiff. Der FAK-Ostblock beging den an diesem Tag abgehaltenen Muttertag mit sexuellen Phantasien in „Wir ficken eure Mütter“-Gesängen und zeigte dazu Muttertagsspruchbänder. Beide Seiten benutzten „schwul“, um sich zu beschimpfen.
Der seit Jahren am finanziellen Exitus vorbeischrammende FAK, der aufgrund seiner finanziellen Schieflage gerade erst in der zweiten Instanz die Spielberechtigung für die nächste Saison schaffte, entschied sich aus freien Stücken zum wiederholten Mal dazu, abertausende Plätze im Stadion leer zu lassen und auf Einnahmen zu verzichten. Lieber trotz Insolvenzrisiko auf Geld zu verzichten als Eintrittskarten abseits des pflichtgemäßen Gästesektors an am wichtigsten Spiel der Stadt Interessierte außerhalb des eigenen Kosmos oder – horribile dictu! – etwa sogar Rapidfans zu verkaufen, ist eine erneut spannende Prioritätensetzung. Diese Verbissenheit ist tragikomisch.
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