Ungarn, Nemzeti Bajnokság I, 18. forduló, 30.1.2022
Szusza Ferenc Stadion, 5.523
Mit dem Siegestreffer in Minute 78 gewann Ferencvárosi TC ein lange nach 0:0 aussehendes Derby in Budapest. Die Gäste dominierten erwartungsgemäß das Spiel, hatten Ballbesitz und Chancen. Getroffen wurde aber zunächst nur Aluminium. Újpest wurde nach der Pause stärker und hatte mehrere aussichtsreiche Konter. Am Ende feierte aber Fradi.
Die letzten Jahre waren bei Újpest von Protesten und Boykotten der Fankurve gekennzeichnet gewesen. Ein Thema war dabei seit viereinhalb Jahren ein Konflikt um das Vereinswappen. Vor wenigen Tagen gab es ein Gerichtsurteil, dass die ausgegliederte Fußballprofiabteilung Újpest FC das UTE-Vereinswappen zu führen hat nachdem diese ohne Übereinstimmung mit dem Gesamtverein 2017 ein neues Wappen eingeführt hatte. Dagegen hatte die Fanszene protestiert und der Verein UTE prozessiert. „A mi címerünk!“ („Unser Wappen!“) verlautete der zentral in der Kurve aufgehängte Fetzen, der das traditionelle UTE-Wappen zeigte. An der Anzeigetafel war das zuletzt bereits verwendete Hybrid aus dem abgelehnten U-Wappen und dem eigentlichen Wappen zu sehen.
Freude erzeugte hier auch der am Vortag des Derbys fixierte Verkauf des Vereins durch den ungeliebten bisherigen belgischen Eigentümer Roderick Duchâtelet, der eine Vielfalt von Fußballklubs in Europa besitzt und besaß. „Roderick: Game over!“ lautete ein Spruchband. Die Investorenführung hatte Újpest in den Abstiegskampf geführt. Nach 110 Jahren in der jeweils obersten ungarischen Spielklasse droht der erstmalige Abstieg.
„A birodalom visszavág“ („Das Imperium schlägt zurück !“) war in der Újpest-Choreographie zu Spielbeginn zu lesen und in der Mitte Figuren aus mehr (Rest der Welt) oder minder (mir) bekannter Science Fiction zu sehen. Man erinnert sich an das entsprechende Bild im B-Közép beim Derby im Herbst 2019.
„Mocskos Újpest!“ („schmutziges Újpest!“) verlautete groß am Zaun und mit Schals der Auswärtsblock um die Green Monsters zu Spielbeginn. Hier gab es wieder Besuch seitens der Tornados Rapid und „Rapid!“ wurde vom Block auch skandiert. Ein Fradi-Spruchband bezog sich auf Social-Media-Posieren und das andere schlug scherzhaft vor, die mit der Liga aufgeteilte Europacupprämie von Ferencváros über 144 Mio. Forint gleich als Budget für die zweite Liga zu verwenden.
Vor Anpiff wurde im Stadion mit Schweigeminute dem wenige Tage zuvor an Corona verstorbenen Ringen-Olympiasieger Szilveszter Csollány gedacht, der sich erst vor kurzem nach Einführung der Impfpflicht für Sporttrainer impfen hatte lassen und daher bei seiner Infektion noch nicht vollimmunisiert gewesen war.
Es war mein dritter Derbybesuch an der Megyeri út nach 2012 und 2014. Der augenfälligste Unterschied zu damals ist, dass die Standorte von Heim- und Auswärtskurve wieder gedreht wurden. Zuletzt wurde auch im Stadion renoviert und dabei u.a. neue Sitze installiert.
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