Samstag, 8. Januar 2022
Estoril Praia – Porto 2:3 (2:0)
Portugal, Primeira Liga, jornada 17, 8.1.2022
Estádio António Coimbra da Mota, 2.876
Bis zur Minute 84 lag der Tabellenführer FC Porto in Rückstand und gewann dann zum Jubel seiner zahlreichen Fans im Stadion doch noch. Aufsteiger Estoril ließ mit einem schön herausgespieltem Treffer über drei Stationen nach einer halben Stunde aufhorchen, aber der war abseits. Bald danach trafen sie aber erneut – und diesmal zählte es. Noch vor der Pause setzte Estoril zum sensationellen 2:0 drauf. Nach Seitenwechsel zeigten die Gäste, dass sie die Scharte noch auswetzen wollten, und erzielten den Anschlusstreffer. Zu mehr langte es gegen eine engagierte Heimmannschaft aber lange nicht. Erst in der siebenminütigen Nachspielzeit konnte Porto doch noch den Spielstand drehen und das Match nicht nur ausgleichen sondern sogar gewinnen. Die Nerven lagen da schon blank. Das zeigte sich, wie die Estoril-Bank einen zögernden Spieler zum Weiterspielen deutete, als sich ein Porto-Spieler einen Krampf anzeigend auf den Rasen setzte: Da rannte fast die gesamte Porto-Bank protestierend aus ihrer Coaching-Zone hinüber in jene von Estoril und das Schiedsrichterteam hatte einige Arbeit, sie wieder zu trennen.
Das Verhältnis auf den Rängen war circa 50:50. Die offene Längsseite gegenüber gehörte ganz dem Porto-Anhang und auch auf der Haupttribünenseite fanden sich vereinzelte Gästefans. Das zeigte sich u.a., als einer im ausgelassenen Torjubel nach dem 2:3 über die niedrige Barriere sprang und in der Jubeltraube vor der Porto-Trainerbank mitzumachen suchte. Er wurde von Ordner herausgeklaubt und aus dem Stadion geführt.
Heimischen Support gab es hie und da vom durchgängig stehenden Sektor auf der rechten Seite der Haupttribüne. Aber das war nichts Organisiertes, wie es das hier auch schon zu sehen und zu hören gegeben hatte. Gegenüber supportete die Porto-Fanszene im eigentlichen Auswärtssektor (Super Dragões) und dem Sektor daneben (Colectivo Ultras 95), riss den Rest des Porto-Anhangs auf ihrer Längsseite aber kaum mit. Der Spielverlauf war allerdings auch schwierig. Man kennt das ja, wenn man als Großer beim Kleinen spielt, der die Partie des Jahres abliefert, und alles mühsam ist. Dafür war der Jubel zum Schluss recht ausgelassen.
Die Grupo Desportivo Estoril Praia wurde 1939 im Nobelbadeort Estoril westlich von Lissabon als Grupo Desportivo Estoril Plage gegründet. Der Sportverein entstand aus dem Umfeld der Sociedade Estoril-Plage, welcher die Eisenbahnstrecke nach Lissabon, viele Palais und Hotels und u.a. das Casino in Estoril gehörte. 1943/44 erreichte Estoril das Finale des portugiesischen Cups, das man aber gegen Benfica verlor. 1944/45 spielte man zum ersten Mal in der ersten Liga. Es folgten weitere Erstligasaisonen 1946/47 bis 1952/53, 1975/76 bis 1979/80, 1981/82 bis 1983/84, 1991/92 bis 1993/94, 2004/05 und 2012/13 bis 2017/18 bis man nach den letzten Abstiegsjahren in der zweiten Liga 2021 wieder aufstieg und 2021/22 erneut in der Primeria Liga spielt.
In seiner ersten Europacupsaison der Vereinsgeschichte 2013/14 kam Estoria Praia mit zwei Siegen in der Play-off-Runde gegen den FC Pasching in die Gruppenphase der Europa League. In der Folgesaison 2014/14 qualifizierte sich Estoril gleich direkt für die EL-Gruppenphase.
Das Estádio António Coimbra da Mota liegt in Alcabideche, neben Carcavelos e Parede, Cascais e Estoril und São Domingos de Rana einem der vier Stadtteile der Stadt Cascais. Es wurde 1939 eröffnet, fünf Monate vor der Vereinsgründung von Estoril. 1973 wurde das Stadion nach dem Vereinsmanager der Jahre 1942 bis 1972 António Coimbra da Mota benannt. Sein heutiges Aussehen erhielt das Stadion beim Tribünenausbau 2014. 2018 musste bei einem Spiel gegen den FC Porto aufgrund Einsturzgefahr die Gästetribüne evakuiert werden. Aufgrund der Flucht der Fans auf das Spielfeld wurde das Match unterbrochen und an einem anderen Tag fertiggespielt.
Am nächsten Morgen wurde am Strand von Estoril spaziert.
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