Montag, 12. August 2019

Hansa Rostock – VfB Stuttgart 0:1 (0:1)

DFB-Pokal, 1. Runde, 12.8.2019
Ostseestadion, 24.000

Mit dem Siegtreffer nach zwanzig Minuten gewann der Zweitligist VfB Stuttgart in der ersten DFB-Pokal-Runde beim Drittligisten Hansa Rostock. Allerdings drängte Hansa bis zum Schluss immer stürmischer auf den Ausgleich, doch die Gäste verteidigten gut. Viermal hatte Hansa zuvor im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart gewonnen gehabt, zuletzt vor einem Jahr.
Gut 90% des Heimpublikums war dem Aufruf gefolgt, in Weiß zu erscheinen bzw. die dafür vor dem Stadion verkauften Leiberl zu kaufen. Im ganzen Stadion gab es dazu zu Spielbeginn eine Choreographie aus blauen und weißen Fahnen. Auf der Südtribüne wurde mit martialischem Totenschädel und ebensolchem Spruch „für Verein und Vaterland“ das 20-Jahr-Jubiläum des Fanklubs Wolgastä gefeiert, nach Eigendefinition „multikriminell“. Der Begriff „Vaterland“ und das deutsche Bundeswappen bezieht sich wohl auf Länderspielbesuche. Für die Wolgastä aus der Stadt Wolgast gab es auch Spruchbänder auf der Südtribüne sowie auf der Nordtribüne eine eigene Aktion mit Gratulationsspruchbändern und Konfettiregen im Stehplatzsektor des Nordostecks.
Thema eines großen Spruchbands vor der Nordtribüne und auf der Seite an der Südtribüne war Widerstand gegen die gesetzliche Erweiterung der Machtbefugnisse der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern. In diesem wie in anderen deutschen Bundesländern werden solche Gesetze beschlossen, um die Bürgerinnen- und Bürgerrechte gegenüber dem Handeln von Polizistinnen und Polizisten einzuschränken. Ein entsprechendes Spruchband, das sich gegen diese Maßnahmen im eigenen Bundesland Baden-Württemberg und im Rostocker Heimatbundesland aussprach, zeigte der Stuttgarter Auswärtssektor.
Im Gästesektor zeigte sich der VfB-Auswärtsanhang in Bewegung, mit Fahnen, Händen, Schals und vielfältigem Zaunbehang. Im durch den Pufferblock davon getrennten Heimsektor der Südtribüne war ein kulturell davon verschiedenes Bild zu sehen. Verstärkt noch durch die einheitlich weißen T-Shirts vermittelte die Südtribüne mit dem riesigen Ultras-Fetzen vor der Tribüne Uniformität, wie sie an Polen erinnerte. Mitmachquote, Wechselgesänge etc. im ganzen Stadion sorgten für eine doch starke Atmosphäre.
Der FC Hansa Rostock wurde 1965 durch Ausgliederung der Fußballabteilung aus dem 1954 gegründeten allgemeinen Sportverein SC Empor Rostock gegründet. Während der Saison 1954/55 war die DDR-Oberligamannschaft der BSG Empor Lauter aus dem sächsischen Lauter im Erzgebirge nach Rostock umgesiedelt und in den SC Empor eingegliedert worden. Zur Jahreswende 1965/66 wurde im Zuge einer neuen DDR-Sportpolitik im ganzen Land reine Fußballvereine gegründet, so entstand auch der FC Hansa in Rostock. Mit Ausnahme von fünf Abstiegen in die zweitklassige DDR-Liga, aus der man jeweils sofort wieder aufstieg, spielte Hansa bis zum Ende der DDR in der erstklassigen DDR-Oberliga. Der größte Erfolg war der Meistertitel der nach der Wende und Wiedervereinigung 1990/91 als NOFV-Oberliga letztmals ausgespielten eigenen Meisterschaft sowie der Gewinn des 1991 unter der Bezeichnung NOFV-Pokal letztmals ausgetragenen vormaligen FDGB-Pokals der DDR. In der gesamtdeutschen Bundesliga spielte Hansa Rostock insgesamt zwölf Saisonen (1991/92, 1995–2005, 2007/08). Seit dem letzten Abstieg aus der 2. Bundesliga 2012 spielt Hansa Rostock in der 3. Liga.
Das Ostseestadion wurde 1954 als altes Laufbahnstadion eröffnet. Urspünglich bot das alte Stadion 18.000, am Schluss 25.577 Plätze. 2000 und 2001 wurde es schrittweise zum heutigen reinen Fußballstadion umgebaut und am 4.8.2001 neueröffnet. Die alten Kassengebäude und v.a. die markanten, geneigten Flutlichtmasten erinnern an den Vorgängerbau. Das heutige Ostseestadion bietet 29.000 Plätze (25.000 in der reinen Sitzplatzvariante). Stehplatzsektoren befinden sich nicht hinter den Toren, sondern in den jeweiligen Eckbereichen. Im Juni 2014 feierte Hansa „60 Jahre Ostseestadion“ und lud dazu Rapid zu einem Freundschaftsspiel ein. Nachdem aus der Rostocker Fanszene, in der Graffiti eine wichtige fankulturelle Ausdrucksweise ist, mit einem Youtube-Video Aktivitäten in einem weiteren fankulturellen Bereich, Gewalt und Ausschreitungen, angekündigt worden waren, wurde das Spiel allerdings schnell abgesagt.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Rostock besichtigt.

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