Sonntag, 6. April 2025

Primorje – Olimpija Ljubljana 0:2 (0:1)

Slowenien, 1. SNL, 28. krog, 6.4.2025
Nogometni stadion Ajdovščina, 840

Klare Verhältnisse im Spiel der Prva slovenska nogometna Liga von Aufsteiger Primorje und dem Tabellenführer Olimpija Ljubljana, die auf ihren achten slowenischen Meistertitel (zuletzt 2022/23) zusteuern. Etwas mehr als eine halbe Stunde dauerte es bis zur Führung der Gäste nach einem Freistoß. Bald nach der Pause erhöhten sie diese mit ihrem zweiten Tor und gewannen dann sicher.
Zum großen Spiel hatten sich die Red Devils von Primorje am Hauptplatz in der Altstadt getroffen und waren dann im Corteo zum Stadion hinaus marschiert. Dabei zeigten sie auch schon den Doppelhalter mit dem lateinischen Namen der römischen Stadt, die einst in der Antike Vorgänger der heutigen Stadt Ajdovščina war: Castrum Ad Fluvium Frigidum („Kastell am kalten Fluss“). Die in der ersten Spielhälfte gezeigte Choreographie bezog sich dann auch darauf: Castrum war auf einem Banner zu lesen, hinter dem rote und schwarze Fahnen in den Vereinsfarben geschwenkt wurden. Hinter dem Red Devils-Fetzen supportete und sang der Fanblock für Primorje. Die Gruppe wurde 1995 gegründet und erlebte in der Hochphase der sportlichen Erfolge des Vereins in den 1990er Jahren ihre erste große Zeit. Nach einem Jahrzehnt der Stagnation nach der Vereinsauflösung 2011 mit nur wenigen supporteten Spielen begannen die Red Devils im Zuge der Rückkehr des Vereins 2021 erneut mit aktivem Support. Großer Rivale ist im Severnoprimorski derbi Gorica. Die ersten Heimspiele nach dem Aufstieg 2024 musste der Verein ausgerechnet dort in Nova Gorica bestreiten, weswegen die Red Devils diese Spiele boykottierten und nur auswärts präsent waren.
Der Auswärtssektor um die Green Dragons war voll und zeigte auch eine Pyroeinlage. Daneben auf der Tribüne waren erkennbar zahlreiche weitere Fans von Olimpija Ljubljana. Sie konnten sich am Spiel und am Auswärtssieg erfreuen.
Der ND Primorje wurde 2011 als Nachfolgeverein des 1924 gegründeten NK Primorje gebildet, begann in der vierten Spielklasse neu und schaffte als Meister der zweiten Liga 2023/24 in der Saison 2024/25 die Rückkehr in die slowenische erste Liga nach fast eineinhalb Jahrzehnten.
In Ajdovščina wurde 1924 der športni klub Ajdovščina – Šturje (SKAŠ) bzw. italienisch Club Sportivo Aidussina - Sturie (CSAS) offiziell als Verein gegründet, auch wenn man schon seit 1921 aktiv war. Die Region war damals Teil Italiens. Da der Sportverein slowenisch war, wurde er 1926 von den Behörden des faschistischen Staats zur Auflösung gezwungen. In einem Nachfolgeverein spielten dann zwar auch Slowenen, aber keine Spieler des SKAŠ mehr. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Spielbetrieb eingestellt und danach war die Zugehörigkeit der Region um Triest zwischen Italien und Jugoslawien umstritten. Die 1945 erfolgte Eingliederung der Region Primorje in Jugoslawien wurde 1947 im Friedensvertrag zwischen Italien und Jugoslawien anerkannt. Daneben bestand 1947 bis 1954 ein selbständiger Staat namens Freies Territorium von Triest (slowenisch Svobodno tržaško ozemlje, kroatisch Slobodan teritorij Trsta und italienisch Territorio libero di Trieste), der außerhalb des heute italienischen Staatsgebiets auch Teile von Slowenien und Kroatien umfasste. Die Zone A rund um Triest war dabei von der britischen und US-Armee besetzt und die Zone B von der jugoslawischen Armee und ging schließlich auch im jugoslawischen Staat auf. Der 1946 als Fizkulturno društvo Ajdovščina (FD Ajdovščina) wiedergegründete Fußballverein spielte zunächst in der Liga der damaligen Zone B mit und nach 1947 dann als FD Burja in der neugebildeten Primorska nogometna liga der Region Primorje im Rahmen Jugoslawiens. 1949 änderte man den Namen in Sindikalno športno društvo Mladost (SŠD Mladost) und 1954 in SŠD Primorje. größter Erfolg im jugoslawischen Fußball waren die Saisonen 1974/75 bis 1983/84 in der regionalen slowenischen Liga.
Nach der slowenischen Unabhängigkeit 1991 schaffte es der NK Primorje als Tabellenzweiter der zweiten slowenischen Liga 1992/93 in die erste slowenische Liga, in welcher man 1993/94 bis 2008/09 und 2010/11 spielte. Die größten Erfolge waren die zweiten Tabellenplätze der 1. SNL 1996/97 und 2001/02 (Herbstmeister 2001!) und das Erreichen des slowenischen Cupfinales 1995/96, 1996/97 und 1997/98. Aufgrund der Cupfinal-Niederlage 1997 gegen den Meister und Doublesieger Maribor konnte der Verein 1997/98 in seinem ersten Antreten im Europacup im Cup der Cupsieger spielen, wo der NK Primorje in der Qualifikationsrunde die Union Luxembourg (1925 – 2005) schlug und in der ersten Runde sensationell gegen AIK auswärts 1:0 gewann und dann im Rückspiel hier in Ajdovščina nach 0:1 mit 1:1 in der Verlängerung aufstieg. In der zweiten Runde, die bereits das Achtelfinale des Europacups war, musste sich Primorje aber Roda JC Kerkrade aus den Niederlanden klar geschlagen geben. 2004/05 konnte der NK Primorje ein zweiten Mal im Europacup spielen – als Nachrücker in den UEFA-Cup, nachdem Olimpija Ljubljana keine UEFA-Lizenz erhielt und die in der Meisterschaft danach platzierten Vereine Koper und Mura keine UEFA-Lizenz beantragt hatten. In der ersten Qualifikationsrunde stieg Primorje hier gegen den maltesischen Marsaxlokk FC auf und traf dann in der zweiten Qualifikationsrunde auf Dinamo Zagreb. Auswärts verlor man das Hinspiel 4:0 und konnte das in Nova Gorica ausgetragene Rückspiel zwar 2:0 gewinnen, schied damit aber aus. Den Abstieg 2009 nach 16 Erstligajahren konnte der NK Primorje durch sofortigen Wiederaufstieg ausmerzen. Am Ende der Saison 2010/11 war man aber finanziell pleite und der Verein wurde aufgelöst.
2011 wurde als Auffangverein für den Nachwuchs die Nogometna Šola Ajdovščina gegründet, die 2016 in ND Primorje Ajdovščina 1921 umbenannt wurde. 2020/21 bis 2023/24 spielte man wieder in der zweiten Liga und kehrte heuer in die erste Liga zurück.
Das Nogometni stadion Ajdovščina wurde 1929 eröffnet. Aufgrund der Entstehungszeit unter italienischer faschistischer Herrschaft wurde die damalige überdachte Tribüne später „Mussolini-Tribüne“ (Mussolinijeva tribuna) genannt. In den Jahren 2009 und 2010 erfolgte ein kompletter Umbau und Ausbau des Stadions zur heutigen Ansicht. Dabei wurde das Bauwerk aus den 1920er Jahren abgerissen. Die zugelassene Kapazität umfasst derzeit 1.630 Sitzplätze, wobei für die Öffentlichkeit nur die 980 Plätze der Osttribüne zugänglich sind.
Vor dem Spiel habe ich die Stadt Ajdovščina besichtigt.

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