Schweden, Allsvenskan, Omgång 9, 19.5.2013
Stockholms stadion, 7.021
Es war ein enges Spiel, das sich die beiden im Tabellenkeller liegenden Mannschaften lieferten. Da war alles an Dramatik dabei und auch genügend vergebene Torchancen auf beiden Seiten. Daß es Djurgården (gesprochen „Jürgodn“) vorbehalten war, das einzige und entscheidende Tor des Abends zu schießen, war nicht ausgemacht. Bis zum Schluß der sechs Minuten Nachspielzeit ging es hin und her und das 1:1 hätte genauso fallen können wie das 2:0. Mit großem Aufwand wenig zu erreichen ist ja oft ein Vorrecht von Teams, die in der Tabelle abgeschlagen liegen. Es war der zweite Saisonsieg von Djurgården, bei bislang sechs Niederlagen in neun Spielen. Sie liegen damit vorläufig weiter am letzten Platz, aber nun punktegleich mit Halmstads BK.
Zu Spielbeginn gab es Choreographien im Fanblock und im ebenfalls großteils stehenden und manchmal singenden Block auf der gegenüberliegenden Haupttribünenseite. Seit 1999 entstanden mehrere Ultragruppen. Bekannt ist die Fanszene für den Supporterklub Järnkaminerna, der 1997 aus den 1981 gegründeten Blue Saints hervorging. Letztere hatten durch einige Ausschreitungen für mehrere Geisterspiele gesorgt. Gesanglich gefiel am besten ein von ihnen erst als langsamer Choral gesungenes „Oh when the saints go marching in“, das dann schneller und mit Klatschen begleitet wurde, bis später die Zeilen als Echo zunächst in Blockteilung geboten wurden und schließlich als Wechselgesang mit der gegenüberliegenden Tribüne durchs Stadion hallten.
Das herrliche Olympiastadion von 1912 wurde bereits beim letzten Aufenthalt 2011 besichtigt. Bevor es im Sommer aufgegeben wird und Djurgården gemeinsam mit dem am nächsten Tag besuchten Hammarby einen Neubau beziehen wird, mußte man noch einmal herkommen, um hier ein Spiel zu sehen. Das burgenartige Ambiente des zwischen 1910 und 1912 in nationalromantischem Historismus errichteten Ziegelbaus ist einfach einzigartig. Hier schlägt das Herz des Stadionliebhabers höher. Immerhin wird es nicht das Schicksal des ebenfalls historischen Råsunda Stadion erleiden, das schnöde abgerissen wurde. Nach dem Auszug wird das Stadion vom Frauenfußballteam sowie den anderen Sportsektionen des Vereins weiterhin genutzt werden. Djurgårdens Idrottsförening („Djurgårdener Sportvereinigung“) wurde 1891 gegründet, der Fußball kam 1899 hinzu. Elfmal wurde DIF schwedischer Meister, zuletzt 2002, 2003 und 2005. Der Titel von 2002 war der erste seit 1966 gewesen. Viermal wurde der Cup gewonnen, 1990, 2002, 2004 und 2005. Heuer könnte Nummer fünf folgen, das Cupfinale steht in wenigen Tagen an.
Der Ex-Rapidler und Ex-Austrianer Walter Probst war hier von 1960 bis 1963 als Trainer tätig. Von April bis Oktober 1985 (also die ganze Jahresmeisterschaft) war Teddy Sheringham als 19-jähriger von seinem Stammverein Millwall hierher verliehen. Er schoß 13 Tore in 21 Ligaspielen und trug damit zum Wiederaufstieg von DIF in die erste Liga bei.
Der Aufenthalt in Stockholm wurde natürlich wiederum auch für touristischen Genuß genützt.
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