Donnerstag, 17. März 2022
Basel – Olympique de Marseille 1:2 (0:0)
Europa Conference League, Achtelfinale, Rückspiel, 17.3.2022
St. Jakob-Park, 22.081
Mit der 1:2-Niederlage im Rückspiel schied der FC Basel nach dem 2:1-Sieg von Olympique de Marseille im Hinspiel aus dem Achtelfinale der Conference League aus. Die Gäste waren von Beginn an stärker, der in Grün spielende Lilane im Tor, hielt den FCB aber in der ersten Hälfte im Spiel und wehrte u.a. einen Elfmeter ab. Nach einer Stunde feierte Basel das 1:0, womit das Hinspielergebnis ausgeglichen war. Doch Olympique de Marseille fiel jetzt nicht etwa zurück sondern legte noch einen Zahn zu, erzielte das 1:1 und schließlich in der Nachspielzeit auch noch das 1:2.
Nachdem die Auswärtsfans vor dem Hinspiel in Marseille angegriffen worden waren, hatte die Kantonspolizei von Basel-Stadt das Schließen des Gästesektors im Rückspiel vorgeschrieben. Als sich Gästefans daraufhin in Massen Karten außerhalb kauften, bat der FCB sie, dies nur in den Hintertorsektoren B zu tun und siedelte dort sitzende FCB-Fans in andere Sektoren um. Zwei Tage vor dem Spiel schloss der FCB den Onlineverkauf und verkaufte ausschließlich vor Ort, um Karten nur mehr an eigene Fans zu vergeben. Die bereits nach Marseille verkauften Karten blieben davon aber noch unberührt. Am Vortag des Spiel annullierte der FCB dann noch „aus Sicherheitsgründen“ von unbekannten größeren Gruppen aus Frankreich oder außerhalb der Region um Basel gekaufte Karten. Ob und wieviele OM-Fans es dennoch ins Stadion schaffen sollten, war vor dem Spiel unklar. Extra einen Zaun hatte man vor der Hintertortribüne aufgebaut, wo sich wohl etwas mehr aus tausend OM-Fans versammelten. Sie supporteten mehr als zu erwarten gewesen wäre, auch wenn es ohne Ultras und organisierten Support nur ein jeweils kurzes Aufflackern war. Auch auf beiden Längsseiten saßen einige, die bei den Toren für Olympique de Marseille jubelten.
„Lön mr uns vo däm absurde Drumherum nid brämse.“ hatte die Muttenzerkurve, benannt nach der dahinterliegenden Richtung nach der Gemeinde Muttenz, in einer Stellungnahme zu dem veritablen Organisationschaos als Devise ausgegeben und kommentierte auch in einem Spruchband, wer hier die wahren Chaoten („die wohre Chaote“) sind. Zu Spielbeginn wurde eine große Choreographie zum Spruch „in europa kennt uns jede“, Baseldeutsch für „in Europa kennt uns jeder“, gezeigt und die ersten vier Minuten lang mit dem gleichnamigen Lied der Support begonnen. Zum Torjubel ging reichlich Pyro an.
Der FC Basel wurde 1893 gegründet. Nach ersten Erfolgen mit den Cupsiegen 1932/33 und 1946/47 sowie dem Meistertitel 1952/53 folgte in den 1960er/70er Jahren eine erste Hochphase, mit den Meistertiteln 1966/67, 1968/69, 1969/70, 1971/72, 1972/73, 1976/77 und 1979/80, den Cupsiegen 1962/63, 1966/67 und 1974/75 sowie dem Einzug in das Viertelfinale des Europacups der Meister 1973/74. Nachdem man in den Saisonen 1988/89 bis 1993/94 nur mehr in der zweiten Liga (Nationalliga B) gespielt hatte, begann mit dem Finanzmitteln der Mäzenin Gisela „Gigi“ Oeri, Gattin des Erben des größten Pharmakonzerns der Welt, Roche, eine beispiellose Serie der Erfolge: Schweizer Meister 2001/02, 2003/04, 2004/05, 2007/08, 2009/10, 2010/11, 2011/12, 2012/13, 2013/14, 2014/15, 2015/16 und 2016/17. Schweizer Cupsieger 2001/02, 2002/03, 2006/07, 2007/08, 2009/10, 2011/12, 2016/17 und 2018/19. Stammgast in der Champions League, mit u.a. Achtelfinale 2011/12, 2014/15 und 2017/18. Semifinale der Europa League 2012/13. Mit zwanzig Meistertiteln ist man in die Nähe des Rekordmeisters vorgedrungen, wobei die Grasshoppers mit 27 Meistertiteln noch einen ordentlichen Vorsprung haben. Nach acht Basler Meistertiteln in Serie bis 2016/17 wurde der FCB als Serienmeister von den Young Boys aus Bern abgelöst, die bis 2020/21 alle Meistertitel gewannen. Heuer wird aber auch deren Serie wohl zu Ende gehen.
Der St. Jakob-Park, allgemein in Baseldeutsch Joggeli („Jakob“) genannt, wurde 2001 anstelle des von 1954 bis 1998 bestehenden alten Stadion St. Jakob errichtet. Für die EM 2008 wurden auf die beiden Ränge an einer Längsseite ein dritter Rang aufgesetzt. Bei der EM 2008 gab es hier durch Zusatzsitzplätze 42.500 Plätze. Heute sind es 36.000 Plätze, womit es immer noch das größte Stadion der Schweiz ist. Das alte Stadion war Austragungsort von sechs Spielen den WM 1954 gewesen, darunter das Semifinale von Österreich gegen Westdeutschland, sowie von vier Europacupfinalspielen im Cup der Cupsieger 1969, 1975, 1979 und 1983. Im neuen Stadion fanden sechs Spiele der EM 2008 sowie bislang ein Europacupfinale in der Europa League 2016 statt. Das Stadion liegt am Gelände der Schlacht bei St. Jakob an der Birs, wo 1444 im Rahmen eines Kriegs zwischen Zürich und den anderen sieben Orten der alten Eidgenossenschaft in einer Abwehrschlacht ein eidgenössisches Heer von 1.500 Mann praktisch vollständig getötet wurde, dabei aber ebenfalls 2.000 bis 4.000 französische Soldaten umbrachte.
Rapid war am Neujahrstag 1920 auf Tournee im alten Stadion Landhof zu Gast und gewann dort vor 5.000 Zuschauerinnen und Zuschauer 1:0 gegen den FC Basel. Zuletzt spielte Rapid im Sommer 2002 im Rahmen des 1987 bis 2004 in Balsthal im Kanton Solothurn ausgetragenen Sempione Cup gegen den FC Basel (3:0-Niederlage). Im St. Jakob-Stadion fand 1960/61 das Entscheidungsspiel nach 3:1 und 2:0 im Achtelfinale des Europacups der Meister zwischen Wismut Aue, das damals aufgrund der DDR-Sportpolitik als Wismut Karl-Marx-Stadt antrat, und Rapid statt. Rapid gewann vor 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauern 1:0 und sollte im weiteren Verlauf des Bewerbs bis ins Semifinale kommen, wo das Skandalspiel gegen Benfica anstand.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Basel besichtigt.
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