Donnerstag, 4. November 2021

Der Daggl, 20




Rezension


Der Daggl
Ausgabe 20
August 2021
164 S.










Von Jänner 2020 bis Oktober 2020 lässt einen der Nürnberger Daggl diesmal wieder an den Fußballreiseabenteuern der Redaktion teilhaben. Dazwischen gab es ja die bekannte Zäsur.

Die erste Reise führte gleich wieder einmal nach bella Italia, auch wenn sie im niederländischen Almere begann. Man kann nicht oft genug wiederholen, dass Italien-Fahrten und -Reiseberichte beste Lektüre sind. Selbst ohne Weltklasse-Geschichten wie diese: In Brindisi wurde Benny im Stadion angesprochen. „Ich erzählte, dass ich aus Österreich komme, Fußballfan bin, aber keinem bestimmten Verein die Daumen drücke und einfach nur das Spiel sehen will. Die Antworten waren wohl in Ordnung und nachdem ich nun noch etwas gemustert wurde, war das wohl ok.“ Maxe, der zwischenzeitlich in Lecce war, kommentierte die amüsante Anekdote nach Zusammentreffen anschließend nicht minder amüsant: „Österreicher? Geil! Du hättest dich auch als Tscheche ausgeben können, damit hätten sie noch weniger anfangen können.“

Von einer weiteren Italienreise und Spielen aus Serbien, Bosnien und Herzegovina, Polen, Deutschland und Tschechien ist noch aus dem Februar und März 2020 zu lesen, bis damals ja dann der Rollladen zum ersten Mal hinunterging. Im Lockdown blieb nicht viel mehr als Erinnerung an bessere Zeiten. Als Groundhopping Classics erzählt hier Leuchtturm-Harry vom Spielbesuch bei Napoli-Juventus 1997. Im Juni 2020 strömten Groundhopper-Massen nach Tschechien, der Daggl machte sich aber in Form von Maxe nach Ungarn auf, wo nach kreativer Überwindung der Einreisesperre bei reduzierter Kapazität Erstligaspiele vor Zuschauerinnen und Zuschauern stattfanden. Fast zwei Wochen verbrachte er dort (und kam Ende des Monats nocheinmal dorthin). Die Kartenproblematik war dabei allgegenwärtig. Für das Spiel von Ferencváros gegen Kisvárda war auf heimischer Seite nichts zu bekommen (nur Vereinsmitglieder mit Jahresabo waren zugelassen) und für den Auswärtsblock gab es keine Karten, als er am Dienstag zuvor ein Spiel in Kisvárda besuchte. Als dann unter der Woche der Vorverkauf an der Stadionkassa in Kisvárda angekündigt wurde, hieß das für ihn daher nochmal an die ungarisch-ukrainische Grenze zu fahren. Ohne B-közép war das Stadionerlebnis in Budapest dann auch unterdurchschnittlich: „Die etwas 2.000 Anwesenden verloren sich auf den anderen drei Tribünen im großen 23.700er bzw. saßen im Falle der Gegengerade ganz nach dem Vorbild Gladbachs im wahrsten Sinne des Wortes neben Pappkameraden. Stimmung kam so also nicht auf (...) Als Getriebener meiner selbst, der ich nun mal bin, war die neue Fradi-Arena der einzige Ground in Zentraleuropa, den ich heute habe machen können. Sinnvoll war's trotzdem nicht.“ Die Formulierung vom Getriebenen seiner selbst finde ich sehr gut und kann ich völlig nachvollziehen. Diese Beschreibung trifft auch auf mich in jedem Fall zu. Die Pandemie mit ihren Auswirkungen beeinträchtigte auch im Oktober 2020 das Stadionerlebnis von Marc04 in Italien. Am Schluss der Tour-Berichte resumierte er: „War mit so bisschen Abstand betrachtet auch ziemlicher Blödsinn. Gerade Pisa ohne seine doch sehr interessante Fanszene besucht zu haben, total Banane.“ Symptomatisch für das Jahr 2020 ist der letzte (Nicht-)Spielbericht vom 24. Oktober 2020 aus der Bayernliga von einem vor Ort („der Grund dürfte auch bekannt sein)“ abgesagten Match.

Diverse Reisen nach Bulgarien, Polen, ins Baltikum und durch Tschechien und Deutschland füllen das Heft. Höhepunkt für die Redaktion war dabei wahrscheinlich deren erste gemeinsame Reise, die im Juli 2020 nach Tschechien führte. Dazu kommen Berichte von Josef Gruber aus Südtirol und Ungarn. Aus Österreich ist ein Spielbesuch bei Austria Salzburg dabei.

Für die Nürnberg-Interessierten bietet das Heft ein Interview mit einem der Macher des FCN-Podcasts Ka Depp, in dem es ob seiner Profession auch um die Entwicklung des Sportjournalismus geht. Ein Spielbericht des FCN findet sich aus bekannten Umständen der Beschräkungen der Pandemie erst gegen Ende im Heft. „Zu den ersten beiden Heimspielen der Saison 2020/21 war für den Spielbetrieb noch eine Belegung des Stadions von 20% an Zuschauern gestattet, ehe ab Mitte Oktober die Stadiontore wieder geschlossen wurden.“ notierte Leuchtturm-Harry zum Spiel des FCN gegen Sandhausen am 27. September 2020, dem 6.505 Leute beiwohnten. Dazu gibt es im Heft zahlreiche Fanzine-Rezensionen und ein Interview mit dem Osnabrücker HeftMonkey Business.

Zwanzig Ausgaben von Der Daggl ist ein stolzes Jubiläum. Es macht stets große Freude, das Heft zu lesen.

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