Freitag, 29. November 2019

Lokomotiva Zagreb – Gorica 4:0 (2:0)

Kroatien, 1. HNL, 17. kolo, 29.11.2019
Stadion Kranjčevićeva, 583

Viermal ertönte „The Loco-Motion“ in der Version von Kylie Minogue als Tormusik. Nach anfänglicher Ausgeglichenheit ging Lokomotiva mit einem Doppelschlag in den Schlussminuten der ersten Hälfte in Führung und baute sie in der zweiten Halbzeit zum klaren Sieg aus. Das Farm-Team von Dinamo Zagreb mischt damit erneut im engen Kampf um die Europacupplätze mit.
Ein kleiner Auswärtsanhang unterstützte den Gastverein HNK Gorica aus der Zagreber Vorstadt Velika Gorica.
Der NK Lokomotiva Zagreb wurde 1914 als Eisenbahnersportverein Željezničarski športski klub „Victoria“ gegründet. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde daraus im neuen jugoslawischen Staat 1919 der Športski klub „Željezničar“ und im faschistischen kroatischen Staat 1941 bis 1945 unter Betonung der Nazionalität als „Kroatischer Eisenbahnsportklub“ Hrvatski željezničarski športski klub (HŽŠK). Nach der Auflösung des Vereins im kommunistischen Jugoslawien trat man 1945/46 als Fizkulturno društvo „Lokomotiva“ und 1946/47 als Fizkulturno društvo „Crvena Lokomotiva“, also „Rote Lokomotive“, an. Im jugoslawischen Fußball spielte Lokomotiva zwischen 1947/48 und 1956/57 mit Unterbrechung der Zweitligasaison 1955/56 in der ersten jugoslawischen Liga, wobei der dritte Platz in der Jahresmeisterschaft 1952 hinter Meister Hajduk Split und Roter Stern aus Belgrad der größte Erfolg war. Anschließend spielte der Verein in den Amateurligen und spielte auch nach der kroatischen Unabhängigkeit im kroatischen Fußball nur drittklassig. Vor einem Jahrzehnt erfolgte dann der rasante Aufstieg als 2006 Dinamo Zagreb den Viertligisten Lokomotiva als Ausbildungsverein zum Parken von Spielern des Spielerberatungs- und Verkaufsimperiums von Dinamo-Präsident Zdravko Mamić übernahm. Es folgte 2007 der Aufstieg in die dritte Liga, 2008 in die zweite Liga und 2009 schließlich in die erste kroatische Liga, in der Lokomotiva seither spielt. Da man nun in der gleichen Liga wie Dinamo spielt und ebenso wie Dinamo seither mehrmals am Europacup teilnahm, wurde die formale Verbindung von Lokomotiva und Dinamo aufgelöst. Lokomotiva ist aber de facto weiterhin ein Farm Team, im Kader stehen fast nur ausgeliehene oder transferierte Dinamo-Spieler und der Verein finanziert sich überwiegend durch hohe Transfersummen von Dinamo. Sowohl kroatische Liga und Verband, in denen Mamić die Vorgaben machte, als auch die UEFA hatten und haben daran nichts auszusetzen.
Rapid spielte 2014 ein Wintervorbereitungsspiel in Wien gegen Lokomotiva. Der erfolgreiche Ex-Rapid-Trainer Otto Barić (1982 bis 1985 und 1986 bis 1988 drei Meistertitel, vier ÖFB-Cup-Siege und das Europacupfinale im Cup der Cupsieger 1985) hatte 1958 bis 1963 für Lokomotiva gespielt und hier 1964 bis 1967 seine Trainerkarriere begonnen.
Mit dem Erstliga-Aufstieg wechselte Lokomotiva aufgrund fehlender Infrastruktur auf der bisherigen Sportanlage stadion na Kajzerici in das 1921 eröffnete Stadion Kranjčevićeva. Seit der Stadionbesichtigung 2015 wurden auf der offenen Längsseite neue Betonstufen errichtet und mit Sitzschalen versehen, da hier Lokomotiva auch im Europacup spielte. Sein heutiges Aussehen erhielt das Stadion ansonsten im Ausbau für die Universiade von 1987. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass hier im Stadion im Mai 1991 die Zbor narodne garde (ZNG) gegründet wurde, aus der ab November 1991 die kroatische Armee wurde.
Im Stadion spielt auch der 1919 gegründete NK Zagreb, der derzeit nur mehr Viertligist ist, aber von der kroatischen Unabhängigkeit 1992 bis 2015/16 mit Unterbrechung von 2013/14 stets in der ersten kroatischen Liga gespielt hatte. Bis 2014/15 gab es bei NK Zagreb eine in Land und Stadt ungewöhnliche antifaschistische Ultragruppe White Angels. Sie überwarfen sich mit der Vereinsführung und gründeten im Unterhaus mit dem NK Zagreb 041 einen ultrasupporteten Fanverein, der 2019/20 auf einem kleinen Sportplatz in der 3. ZNL im Zagreber Fußballverband spielt. An der Außenwand kündet ein Graffiti immer noch von ihnen.
Vor dem Spiel wurde ein weiteres Mal die Stadt Zagreb besichtigt.

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