Schweiz, Challenge League, 14. Runde, 8.11.2019
Stadion Schützenwiese, 9.000
Der Abstieg der Grasshoppers brachte Winterthur einen Saisonhöhepunkt. Einen weiteren Höhepunkt hatte der FC Winterthur mit dem Sieg über den FC Thun bereits unter der Woche gefeiert, was allerdings zusammen mit dem Regen das Spielfeld sichtlich in keinen guten Zustand versetzt hat. Der Tabellenvierte Winterthur ging nach einer halben Stunde nach einem wunderschönen Solo gegen die Tabellenzweiten aus Zürich in Führung. Der Jubel währte allerdings nicht lange, da die Gäste eine Minute später umgehend ausglichen. Auf schwierigem Terrain gab es in der zweiten Hälfte nicht mehr viele Torchancen, sodass es beim Remis blieb.
Beide Fanblöcke begleiteten den Spielbeginn mit Choreographien und Pyro und auch im weiteren Spielverlauf brannte es auf beiden Seiten immer wieder. Sogar im Eck der Gegengerade einmal.
Die seit 2001/02 bestehende Fanszene der Bierkurve ist vielfältig für Integration sowie gegen Rassismus und Homophobie engagiert und betreibt mit dem Salon Erika eine Kunstgalerie im Stadion. Angefeuert wurde in ihren Gesängen „FC Winti“. Mit der Gegengerade gab es FCW-Wechselgesänge.
Auf Seiten der Gäste gab es eine 20-Jahres-Jubiläumsaktion der Blue Side Züri zum Intro, mit Pyro und hinter dem Stadion gezündetem Feuerwerk. Nach zwanzig Minuten wechselte der Zaunbehang zu „Vorwärts GCZüri“. Mit Pyrotechnik wurde im weiteren Spielverlauf alles andere als gespart. Die Auswärtsfans nutzen die Aufteilung in ihrem Bereich zwischen eigentlichem Gästesektor und dem ebenso mit Gästefans gefüllten Nebensektor auch einmal zu GCZ-Wechselgesängen.
Der FC Winterthur wurde 1896 als Excelsior FC Winterthur gegründet, aber noch im selben Jahr auf den heutigen Namen umbenannt. Dreimal wurde man Schweizer Meister: Zum ersten Mal gleich als Aufsteiger aus der zweiten Liga 1905/06, dann 1907/08 als Sieger der Ostgruppe im Finalspiel gegen die Young Boys aus Bern und zum dritten Mal als Sieger der Finalrunde 1916/17. Nach einer Fusion mit dem FC Veltheim spielte Winterthur 1915 bis 1923 als Vereinigter FC Winterthur-Veltheim, dann wieder als FC Winterthur. 1927 bis 1946 hieß der Verein nach der Fusion mit dem Winterthurer Sportverein offiziell Vereinigter FC Winterthur, trat aber unter dem Namen FC Winterthur zu Spielen an. Eine zweite erfolgreiche Phase hatte man im Jahrzehnt von 1967/68 bis 1976/77, in dem man zum letzten Mal in der höchsten Spielklasse der Schweiz spielte und je zweimal das Finale des Schweizer Cups (1968 und 1975) sowie des Ligacups (1972 und 1973) erreicht werden konnte. Seither spielt der FC Winterthur nunmehr mit Ausnahme der Drittligasaison 1998/99 seit über vier Jahrzehnten in der zweitklassigen Nationalliga B bzw. seit 2003 Challenge League. 2005/06 und 2011/12 kam man im Schweizer Cup bis ins Semifinale. 1992 bis 1994 spielte hier der später gewisse Bekanntheit erlangende Deutsche Joachim Löw und begann 1994 im Nachwuchs des FC Winterthur seine Trainerkarriere.
Rapid hatte den FC Winterthur 1907 im Osterturnier am Rudolfsheimer Sportplatz zu Gast und besiegte ihn dabei mit 4:1. Weitere Begegnungen gab es in den Wintertrainingslagern im türkischen Belek 2003 (4:2 für Rapid) und 2008 (3:0).
Die hier „Schützi“ genannte Schützenwiese wurde vom FC Winterthur bald nach dessen Gründung für Fußballspiele genutzt. Ab 1911 wurde sie vom Verein gepachtet und 1922 die erste Holztribüne mit 550 Sitzplätzen errichtet. Die heutige Haupttribüne wurde 1958 gebaut und das Stadion 1957 um die Stehplatzstufen erweitert, sodass eine damalige Kapazität von 14.987 Plätzen erreicht wurde. Auf der bis dahin offenen Gegengerade wurde 2015 eine beachtliche überdachte Stehplatztribüne errichtet (3.600 Stehplätze). Anderswo baut man bei Tribünenneubauten verglaste VIP-Galerien, hier eine reine Stehplatz-Längsseite. Die alten Stehplatzstufen hinter den Toren sind weiterhin erhalten, wobei man 2005 neben dem Fansektor Bierkurve als Familiensektor die sogenannte Sirupkurve eingerichtet hat (eine kleine überdachte Stahlrohrtribüne).
Vor dem Spiel wurde die Stadt Winterthur besichtigt und beim Geburtshaus von Hans Gamper, Mitgründer des FC Zürich und Gründer des FC Barcelona, vorbeigeschaut.
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