Mittwoch, 18. April 2018
Zeitspiel 11
Rezension
Zeitspiel
Magazin für Fußball-Zeitgeschichte
#11 (I/2018)
100 S.
Die bevorstehende WM in Russland bringt Russland-Schwerpunkte. Hier widmet man sich der sowjetischen und russischen Fußballgeschichte zwischen Kaliningrad und Kamtschatka. Man liest interessiert und lernt viel über die Anfänge des russischen Fußballs in St. Petersburg, die Umbrüche durch politische Veränderungen in der Sowjetunion und die Entwicklungen seit 1991. Der Blick auf die Gegenwart verrät, dass die großen Vereine „entweder abhängig von mächtigen Oligarchen oder Spielzeuge in den Händen von Regionalfürsten sind. Kaum ein russischer Profiklub arbeitet wirtschaftlich.“ Wie bei den thematischen Schwerpunkten hier üblich, erfreut einen Fülle an Fakten bei der Lektüre − etwa die Kurzportraits von Vereinen aus den 40 Städten, die den russischen Fußball seit den 1930er Jahren geprägt haben. Interessant ist die Beschreibung der Entwicklung der Fankultur, die aufgrund der politischen Situation in der Sowjetunion speziell war. Die Repressionswelle nach dem Stadionunglück im Moskauer Luschniki-Stadion, wo 1982 offiziell 66 aber wahrscheinlich 102 Menschen aufgrund organisatorischer Mängel ums Leben kamen, führte zu einer Radikalisierung. Heute dominiert rechtsextreme Politik die Fanszenen.
Weitere Themen sind u.a. die Fußballgeschichte Luxemburgs und die süddeutschen Meistertitel des Straßburger FV 1899 und 1900. Die harte jüngere Vergangenheit mit sportlichem Absturz und die schwierige Gegenwart von Alemannia Aachen („Zwischen Hoffen und Bangen“) und Energie Cottbus wird näher betrachtet. Ein trauriges Bild ist der abgedruckte Zustand der Bauruine des großteils abgerissenen Saarbrücker Ludwigsparkstadions, wo der Umbau vor einem Jahr gestoppt wurde. Kai Tippmann berichtet über die üblichen Konkurse, Vereinsauflösungen und -neugründungen in Italien − „Vicenza Calcio schickt sich aktuell an, der 147. italienische Fußballklub zu werden, der allein in den letzten 15 Jahren das Zeitliche segnet. Das sind ungefähr zehn Vereine pro Saison.“
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