Dienstag, 10. Mai 2016
Die letzten Tage des Hanappi-Stadions
Rezension
Kurt Prinz
Die letzten Tage des Hanappi-Stadions
Erinnerungen an die Spielstätte des SK Rapid Wien
Wien 2016 (Promedia Verlag)
88 S.
Es war einmal ein Stadion. Es war das beste der Welt. 1977 wurde es eröffnet und 2014 abgerissen. Der Wiener Fotograf Kurt Prinz fotografierte den Abriss des Hütteldorfer Gerhard-Hanappi-Stadions, der auch in diesem Blog begleitet wurde. Es ist ein wehmütig stimmender Bildband, der aus Prinz' Fotos entstanden ist. Zu den Bildern gibt es im Buch Texte dreier Rapidfans. Der 2008 verstorbene Literaturwissenschaftler Wendelin Schmidt-Dengler sinniert über sein Fantum (aus seiner Fußballtext-Sammlung Hamlet oder Happel). Rapideum-Koordinator Laurin Rosenberg schreibt über die Entwicklung der Fanszene und seinen eigenen Werdegang, wie er in die Kurve kam. Rapideum-Architekt Eric Phillipp fasst die Stadiongeschichte zusammen (aus dem Ballesterer 94).
Die Fotos von Kurt Prinz zeigen Betonbrocken, Erde, in den Himmel ragendes Metall, Drahtgewirr, gefallene Flutlichtmasten. Schutthaufen, unter denen eine Rapid-Schriftzug hervorblitzt. Zerrissene Sessel-Stücke. Die Namensschilder und geschmückten Abo-Sitzplätze nicht ganz unbekannter Leute. Ein Stiegenaufgang, der nur mehr ins Nichts führt. Trümmer und Ruinen. Man lässt den Blick lange auf den Bildern, verbindet man doch nach so vielen Jahren im Hanappi-Stadion so viele Emotionen mit diesem Ort und kann jeden Winkel zuordnen. Auch als Ruine.
Das Innenleben unter der Südtribüne, das erst am Schluss mit Stadionführung öffentlich zugänglich gemacht worden war, hat Prinz ebenfalls festgehalten: Die Siebziger-Jahre-Ästhetik im Nassbereich der Rapidkabine genauso wie bereits ausgeräumte Büros.
„Erinnerungen an die Spielstätte des SK Rapid Wien“ lautet der Subtitel des Buchs. Es weckt Erinnerungen en masse − und noch viel mehr Wehmut. Das war einmal das Hanappi-Stadion.
Bilder © kurtprinz.at
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