Oberösterreich, 1. Klasse Süd, 20. Runde, 3.5.2025
Fritz-Graigg-Stadion, 150
Torfestival mit acht Toren beim Spiel von SV Ebensee und ATSV Rüstorf. Die Gäste gingen in der ersten Hälfte früh in Führung und erhöhten diese auf einen Zwei-Tore-Vorsprung. Nach der Pause ging es dann aber so richtig los. Die Ebenseer verkürzten auf 1:2. Die Gäste zogen auf 1:3 und 1:4 davon. Der SV Ebensee gab nicht auf und erzielte das 2:4, die Rüstorfer das 2:5 und kassierten gleich darauf das 3:5. Dreimal ertönte das „Tor! Tor! Tor! I werd' narrisch!“ von Sportreporterlegende Edi Finger sen. bei der WM 1978 zum Torjubel aus den Lautsprecher, dennoch musste der SV Ebensee unterlegen vom Platz gehen. Unterstützung mit Trommeln und Gesängen erhielten sie von einer motivierten Kinderfangruppe.
Der SV Ebensee (kurz ESV) wurde 1922 als SK Ebensee gegründet. Fußball gespielt haben sie aber schon 1921 in zwei Matches gegen den Gmundner FK in Gmunden. Die Linzer Tagespost, Vorläufer der Oberösterreichischen Nachrichten, vermeldete am 3. November 1921 die Ebenseer Aufnahme als Schutzverein in den Oberösterreichischen Fußballverband, also einem Verein, der die Voraussetzungen zur ordentlichen Mitgliedschaft und zur Meisterschaft nicht erfüllte, aber Freundschaftsspiele bestreiten durfte. Um das Jahr 1933 bekam man einen Schlackeplatz beim Solvay-Damm als Fußballplatz und spielte dort Meisterschaft. Während des Zweiten Weltkrieges stellte der SK Ebensee jedoch seinen Betrieb ein, nur unter dem Banner der Hitlerjugend wurde hier weiter Fußball gespielt. Bei der Wiedergründung des Vereins nach der Befreiung 1945 nannte man sich Ebenseer SV 1922. Offiziell erfolgte die Wiedergründung 1946, gespielt wurde aber bereits seit Herbst 1945. Eine besondere Begebenheit der Zeit war, dass der berühmteste österreichische Sportreporter der Nachkriegszeit, der Wiener Heribert Meisel, am Ende des Zweiten Weltkriegs im Salzkammergut gestrandet war und hier Sportberichte für die damalige Salzkammergut-Zeitung schrieb. In den Jahren 1946 und 1947 engagierte er sich als Sektionsleiter im SV Ebensee und konnte dabei mehrere hochkarätige Fußballer einsetzen, die es ebenso hierher in die US-amerikanische Besatzungszone verschlagen hat. Neben Männern, die für die Nazis gekämpft hatten, spielten hier dann auch Überlebende der Nazi-Verbrechen und aus dem KZ Ebensee Befreite wie der Pole Czesław Matusik, der vor dem Krieg für Polonia Warszawa gespielt hatte und 1943 bis 1945 die KZ Auschwitz, Mauthausen und Ebensee überlebte, wo er von der US Army befreit wurde. Da er nicht in das sowjetisch besetzte Polen zurückkehren wollte, blieb er bis 1947 in Ebensee und wanderte danach in die USA aus. Diese Mannschaft wurde 1946/47 Meister und 1947/48 Zweiter. Doch da sich die Lage in den Nachkriegsjahren stabilisierte, suchten die wichtigen Spieler das Weite. Ein weiterer Einschnitt war die Gründung einer Fußballsektion im ATSV Ebensee, der heutigen ASKÖ Ebensee 1949, die 1950/51 im Meisterschaftsbetrieb begann, an die der SV Ebensee viele Spieler verlor und die somit eine Konkurrenz bildete.
Die größten Erfolge der jüngeren Vergangenheit waren der Meistertitel der Bezirksliga Süd 1992/93 und danach acht Jahre in der 2. Landesliga West 1993/94 bis 2000/01. Das hundertjährige Jubiläum feierte man 2022 mit einem zweitägigen Jubiläumsfest mit Jubiläumsspiel gegen den FC Blau-Weiß Linz (0:18). Zuletzt wurde der SV Ebensee 2023/24 Meister der 2.Klasse Süd und stieg in die 1. Klasse Süd auf.
Das Fritz-Graigg-Stadion an der Rindbachstraße wurde ab 2002 von den Vereinsmitgliedern errichtet (12.750 freiwillige Arbeitsstunden) und konnte 2006 als vereinseigene Sportanlage eröffnet werden. Benannt ist die ESV-Sportanlage nach dem 1981 bis 2009 28 Jahre lang als Obmann tätigen Fritz Graigg, der auch Bauleiter des Sportanlagenbaus war. Zuvor hatte der Verein seit 1970 auf der Union-Sportanlage im Seewinkel gespielt.
Vor dem Spiel habe ich Ebensee am Traunsee besichtigt.
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