Deutschland, Thüringen, Kreisliga Mittelthüringen Nord, 23. Spieltag, 16.5.2025
Manfred-von-Brauchitsch-Kampfbahn, 988 (1.753)
Viele hundert Zuschauerinnen und Zuschauer in einem besonderen Kreisliga-Spiel. Seit einiger Zeit erwecken engagierte ostdeutsche Groundhopper unter dem Titel Lost Ground Hop mit viel Arbeit v.a. zur Herstellung eines tauglichen Spielfelds Lost Grounds für ein Spiel wieder zum Leben. Diesmal war die verfallene Manfred-von-Brauchitsch-Kampfbahn an der Reihe, wo seit 15 Jahren kein Spiel mehr stattgefunden hatte und es aller Wahrscheinlichkeit nach auch nie mehr eines geben wird. Die historische Holztribüne konnte aus Sicherheitsgründen nicht geöffnet werden, bot aber einen prächtigen Hintergrund für das Spiel. Die zweite Arnstädter Mannschaft wurde ihrer Favoritenrolle als Tabellenführer auch gegen den drittplatzierten Weimarer SV gerecht und gewann hoch 5:0.
Das zu locker 90% nicht nur an diesem Abend leicht zu erkennend aus Groundhoppern bestehende Publikum hatte mit dem Anhang beider Vereine und sonstigen örtlichen Fußballfans gemeinsam, dass sie das Spiel an diesem besonderen Ort genossen. Auch wenn es am Ende heftig regnete.
Der SV 09 Arnstadt entstand 2009 aus der Fusion des SV Arnstadt-Rudisleben und der BC 07 Arnstadt, die bereits seit 2005 eine Spielgemeinschaft gebildet hatte. Der SV Arnstadt-Rudisleben bestand seit dem Ende der Chema-Fabrik 1990 als Nachfolgeverein der 1952 gegründeten BSG Motor Rudisleben. Historisch bestanden in Arnstadt der 1905 gegründete bürgerliche S.-V. Arnstadt und der 1907 gegründeten Arbeiterverein B.C. Arnstadt. Nachdem in der sowjetischen Besatzungszone 1945 alle Vereine aufgelöst worden waren, entstand im unter sowjetischer Leitung stehenden Betrieb der Chemischen Maschinenbauwerke in Rudisleben der SAG Podjomnik die Betriebssportgemeinschaft Podjomnik Rudisleben und 1952 wurde durch Fusion mit der BSG Nafa einer Nadelfabrik aus dem Nachbarort Ichtershausen daraus die BSG Motor Ichtershausen-Rudisleben, die aber im Lauf der Zeit schlicht nur Motor Rudisleben genannt wurde. 1964/65 und 1978/79 bis 1983/84 spielte Motor Rudisleben in der zweitklassigen DDR-Liga.
Die Spielstätten des SV 09 Arnstadt sind das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion und der Sportpark am Obertunk in Arnstadt. Die renovierungsbedürftige Sportanlage in Rudisleben hatte keine Funktion mehr und verfiel.
Die Manfred-von-Brauchitsch-Kampfbahn wurde 1954 mit einem Freundschaftsspiel gegen den damaligen Erstligisten Motor Zwickau vor 3.000 Zuschauerinnen und Zuschauern eröffnet. Benannt ist sie nach dem ehemaligen Rennfahrer und DDR-Funktionär Manfred von Brauchitsch. Prunkstück der Anlage war und ist die Tribüne mit hölzernem Giebeldach. Darüber hinaus gab es Böschungen, auf denen die Leute stehen konnten. 1964 versammelten sich hier zum Rekordbesuch 8.000 oder gar 9.000 Menschen, um die frisch aufgestiegene Motor Rudisleben gegen Turbine Erfurt (heute Rot-Weiß Erfurt) aus dem nur zwanzig Kilometer entfernten Erfurt in der DDR-Liga spielen zu sehen. Bereits in den 1980er Jahren spielte Motor Rudisleben aber auch bereits im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion in Arnstadt und nicht mehr hier, wie Josef Gruber in seinem Buch Das Fußballstadion (im ersten der zwei Bände) im Kapitel über die Manfred-von-Brauchitsch-Kampfbahn berichtet. Er schreibt auf Basis der Vereinsquellen, dass der reguläre Ligabetrieb hier 2011 eingestellt wurde. 2020 wurden die Kabinen unter der Tribüne durch einen Brand zerstört.
Rudisleben, in dem weniger als 1.000 Menschen leben, ist seit 1999 (gegen seinen Willen, man versuchte dagegen gerichtlich vorzugehen) Teil von Arnstadt. Vor dem Spiel habe ich Arnstadt besichtigt.
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