Freitag, 15. September 2023

DSV Leoben – GAK 1:2 (0:2)

2. Liga, 7. Runde, 15.9.2023
Stadion Donawitz, 6.120

Große Kulisse von 6.120 Leuten und feurige Stimmung im Zweitliga-Highlightspiel zwischen dem DSV Leoben und dem GAK. Nach gutem Beginn der Donawitzer stellten die roten Grazer abgebrüht bis zur Pause auf 0:2. Nach der Pause machte das 1:2 das Match wieder spannend. Es gelang aber weder das 1:3 noch das 2:2. Der GAK übernahm die Tabellenführung. Aufsteiger DSV Leoben steht im guten Mittelfeld.
Aus dem Donawitzer Fansektor, der aus einigen Alten und mehreren jungen Fanklubs besteht und auf zwei Ränge aufgeteilt steht, und dem motivierten Sektor 22 des GAK auf der Gegenseite wurden Unfreundlichkeiten ausgetauscht und beiderseits mit Pyro supportet. Zu Spielbeginn zündeten die Donawitzer vor der Tribüne am Spielfeldrand – ein Oldschool-Bild wie aus den 1990ern. Mit dem Spruchband „Statt vergeblich Falken zu jagen, solltet's lieber eure Investoren hinterfragen.“ hatte der GAK eine Botschaft, die sich auf das vergangene obersteirische Derby zwischen Kapfenberg und dem DSV Leoben sowie die mysteriöse Finanzierung des DSV Leoben bezog.
Vor fast auf den Tag genau 15 Jahren war ich hier bei einem anfangs mühsamen Cupspiel der Rapid im Jahr 2008 gewesen. Die damalige Saison 2008/09 war die bislang letzte Zweitliga-Saison des DSV Leoben gewesen. Nachdem der damalige Hauptsponsor, ein Finanzberater, im Zuge der weltweiten Bankenkrachs im Herbst 2008 zusammenkrachte, ging auch der DSV Leoben in Konkurs. Fünf Jahre war man dann noch in der Regionalliga Mitte, von 2013/14 bis zum Wiederaufstieg 2021/22 war man nur mehr in der steirischen Landesliga. Mit der finanziellen Unterstützung von Investoren schaffte man den Durchmarsch durch die Regionalliga in die Liga Zwa.
Der heutige DSV Leoben wurde 1928 als SV Donawitz gegründet. Fußball gespielt wurden in Leoben und Donawitz schon zuvor, etwa im Arbeiter Sportverein in Donawitz, im SV Leoben oder einem FC Donawitz. Wichtigster Vorläufer war der Deutsche Sportverein Leoben. Denn als dessen Fußballsektion 1929 eingestellt wurde, kamen zahlreiche Spieler zu den Donawitzern, die damit eine gute Mannschaft hatten. Gemeinsam war eine Nähe zur Alpine, aber der Deutsche Sportverein noch etwas ganz anderes als ein Stahlwerks-Arbeiterklub. Die Statuten sahen vor, „Mitglieder des Vereins können nur Arier, die gleichzeitig Angehörige des Heimatschutzbundes sind, sein.“ Der paramilitärische Heimatschutz, die steirische Heimwehr, ging in den 1930er Jahren praktisch bruchlos zur NSDAP über. Bereits 1931 hatte sie im sogenannten Pfrimer-Putsch versucht, mit Gewalt die demokratische Republik zu stürzen. Maßgeblicher Financier des Heimatschutzes und der rechtsextremen politischen Aktivitäten war die Alpine Montangesellschaft. Nach Machtübernahme der Nazis 1938 wurde im Jahr 1939 der Ort Donawitz in die Stadt Leoben eingemeindet und der Sportverein Donawitz zum Werkssportverein Donawitz der Alpine Montan. Nach der Einstellung im Zweiten Weltkrieg begann man 1949 neu, gewann 1954/55 die steirische Landesliga und spielte ab 1955/56 in der damaligen Staatsliga B zweitklassig. Bis 2008/09 war man dann 53 Saisonen ununterbrochen in der ersten oder zweithöchsten Spielklasse Österreichs – davon 1958/59 und 1959/60 in der Staatsliga A, 1968/69, 1971/72 bis 1973/74 in der Nationalliga sowie 1984/85 und 1990/91 in der Bundesliga acht Saisonen erstklassig. 1970 war aus dem WSV Donawitz der WSV Alpine Donawitz und 1971 der DSV Alpine geworden. Vor allem mit den Erfolgen der 1970er Jahre mit einer als „Hochofenballett“ bezeichneten Mannschaft aus der Region um Walter Schachner war der Verein ein starkes Identifikationsobjekt für die Region und ihre Arbeiterinnen und Arbeiter. 1974 war DSV Alpine eines der Opfer der Ligenreform, die aus der 16er-Nationalliga die 10er-Bundesliga machte, wobei aus jedem Bundesland nur ein Verein (und aus Wien zwei) vertreten sein sollte. Sportlich hätte der DSV Alpine mit dem sechsten Tabellenplatz den Klassenerhalt locker geschafft. Da man aber einen Punkt hinter dem fünftplatzierten Sturm Graz lag, musste man absteigen. 1992, also vor dreißig Jahren, wurde der Werksverein des Donawitzer Stahlwerks DSV Alpine nach dem letzten Abstieg aus der Bundesliga mit dem 1. FC Leoben zum heutigen DSV Leoben fusioniert. In Erinnerung bleibt das ÖFB-Cup-Finale 1995, in dem der Zweitligist vom SK Rapid mit einem Goldtor von Peter Guggi 1:0 besiegt wurde.
Monte Schlacko nennt man das altehrwürdige Donawitzer Stadion offiziell heute. Seit Jahrzehnten wird der Begriff in den Medien als inoffizieller Name gern verwendet. Ein ehemaliger Stadionsprecher hatte das am Fuße der Schlackenhalde des Stahlwerks errichtete Stadion auch gerne so genannt. In den Jahren ab 1996 wurde das alte Stadion, mit Holztribüne und mit Hochofenschlacke aufgeschütteten Stehplatzrampen, zum heutigen Aussehen mit zwei Längsseitentribünen umgebaut und im Jahr 2000 neueröffnet. 2021 hat man schon mit Hinblick auf zukünftige Aufstiege neue Stadionsitze in den grün-weißen Vereinsfarben montiert. Mit der Mission 2028 hat man sich den Bundesligaaufstieg als Ziel gesetzt.
Vor dem Spiel habe ich das ehemalige Stift Göss besichtigt.

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