Donnerstag, 14. September 2023
Ballesterer 182
Rezension
ballesterer
Nr. 182
September 2023
84 S.
„Jüdische Identitäten im Stadion“ ist das Titelthema der Ausgabe, die sich im Schwerpunkt mit der aktuell im Jüdischen Museum Wien gezeigten Ausstellung Superjuden beschäftigt. Darin geht es um jüdische Geschichte und jüdische Identität(szuschreibung) bei Wiener Austria, der Vienna, dem FC Bayern München, von AFC Ajax und Tottenham Hotspur FC. Ein Ausstellungsbesuch und ein Bericht davon hier im Blog werden noch folgen. Im Heft werden einzelne Ausstellungsstücke präsentiert und ihre Geschichte beschrieben. Darunter u.a. ein jüdischer Fanschal und eine Zahnfahne der Wiener Austria, die aufgrund der wohl berechtigten Erwartung, dass die Oberhoheit im Fansektor (gehabt?) habenden Nazis dagegen gewaltsam vorgegangen wären, nie im Stadion hing. Dazu gibt es einen kontaxtualisierenden Schwerpunktartikel von Jakob Rosenberg über die Ausstellung und historische Hintergründe. Von der Frage der positiven Selbstzuschreibung jüdischer Identität wie bei Tottenham, die manche stolz verwenden und andere harsch kritisieren, handelt ein Text von Niko Belivakic und es ist auch Thema in einer spannenden Gesprächsrunde von Barbara Staudinger, Bini Guttmann und Laurin Rosenberg. Vor einigen Wochen verwunderte eine Medien-Meldung, dass eine Gruppe aus einem Lafnitz-Investor und ehemaligen Rapid-Funktionären sich Viktoria Plzeň gekauft hat. Peter K. Wagner erhellt in einem Beitrag, was der Investor aus der Schweiz in Lafnitz will und warum das Investment nach Pilsen ausgebaut wurde. „Irgendwann, das stellt er klar, wolle er Geld verdienen, nicht mit Ticketeinnahmen in Lafnitz, sondern mit gut ausgebildeten Fußballern.“ Fußball von Frauen hat im Heft einen erfreulich breiten Raum, allerdings geht es dabei hauptsächlich um Nationalmannschafts-Thematiken und Nationalmannschaften interessieren mich nicht, da es den Leuten dabei zumeist um Nation und Nationalismus und nicht um Fußball geht. Eine der besten Serie der letzten Jahre im ballesterer war Christian Dürrs vierteilige Serie zu politischen Hintergründen der WM 1978. Sie geht hier leider auch schon wieder zuende. Sehr spannend ist aufgrund seiner Biographie und Fluchtgeschichte das Interview mit Ibrahim Rasool, der Futsal in Afghanistan groß gemacht hat und heute in Österreich auf den Ausgang seines Asylverfahrens wartet. „Ich kann etwas beitragen. Schauen Sie, heute liegt Afghanistan in der Futsalweltrangliste vor Österreich.“ erzählt er Martin Schreiner. Weitere Themen im Heft sind u.a. gemischte Teams im regulären (Männer-)Ligenbetrieb in Deutschland und schöne Fotos aus Georgien. Nicht aus dem Kaukasus, sondern vom NAC aus Nussdorf in Wien-Döbling berichte ich in meiner Amateurfußballserie Nebenschauplätze im Heft.
A4 / 6,50 € / erhältlich im Zeitschriftenhandel
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