Sonntag, 6. Februar 2022

Istra 1961 – Dinamo Zagreb 1:2 (1:1)

Kroatien, 1. HNL, 22. kolo, 6.2.2022
Stadion Aldo Drosina, 1.408

Mit einem Kopfball- und einem Elfmeter-Gegentreffer verlor Istra 1961 gegen den Tabellenführer Dinamo Zagreb. Dazwischen erzielte die Heimmannschaft in der Nachspielzeit der ersten Hälfte einen Ausgleich, der mit Pulp-Fiction-Filmmusik aus den Lautsprechern gefeiert wurde. Ein zweiter Elfmeter zehn Minuten vor Schluss für die Gäste wurde zwar vom Schiedsrichter sofort gepfiffen, vom VAR wurde der Referee aber ans Fernsehgerät hinaus gerufen. Er nahm seine Entscheidung danach nicht nur zurück sondern zeigte unter Jubel des Heimpublikums dem Dinamo-Stürmer auch eine gelbe Karte für eine Schwalbe.
Istra 1961 bleibt Tabellenvorletzter, aber mit gutem Vorsprung zum Abstiegsplatz. Die gesamte Stadionkapazität benötigt man nicht, weswegen die offene Längsseite mit Werbung zugedeckt ist. 1.408 Zuschauerinnen und Zuschauer bei diesem Spiel waren aber doch um ein Vielfaches mehr als die 262 Leute in der Vorwoche gegen Gorica hier.
Die Demoni Pula wurden 1992 gegründet und begehen daher heuer ihr dreißigjähriges Jubiläum. Ihre Choreographie zu diesem Spiel zeigte eine Möwe mit einer Textzeile eines Liedes der aus Pula stammenden Sängerin Vesna Nežić-Ružić, „Istro moja, zemljo moga sna / galebe moj bijeli, vraćam ti se ja“ („mein Istrien, das Land meiner Träume / meine weiße Möwe, ich komme zu dir zurück“). Pyro wurde gezündet und gut supportet, wenngleich der gut vertretene Auswärtsanhang öfters lauter war.
Der NK Istra 1961 blickt auf eine etwas verworrene Geschichte des Fußballs in Pula zurück. Die Jahreszahl 1961 im Vereinsnahmen bezieht sich auf das Jahr der Fusion des 1948 als Werksverein der Werft Uljanik in Pula gegründeten NK Uljanik mit dem 1956 gegründeten NK Pula, aus welcher der NK Istra Pula entstand, der bald im jugoslawischen Fußball zweitklassig spielte. Daneben nahm 1964 Uljanik den Spielbetrieb wieder auf und etablierte sich im regionalen Fußball. NK Istra wiederum spielte meist höherklassig und 1992/93 bis 1996/97 sowie 1999/2000 in der 1. HNL. Im März 2003 fand das letzte Meisterschaftsspiel in der 2. HNL zwischen diesen beiden Vereinen aus Pula, Istra und Uljanik, statt. Uljanik gewann das Spiel 3:0. Ein Zeichen, dass sich nach Jahrzehnten der Dominanz von Istra nun Uljanik als der bessere Verein etabliert hatte. 2002/03 erreichte Uljanik als erster Zweitligist auch das kroatische Cupfinale. Die beiden Finalspiele verlor man mit 0:1 im Hinspiel und 4:0 im Rückspiel gegen Hajduk Split. 2003 benannte sich Uljanik dann in NK Pula 1856 um, dem Gründungsjahr des Arsenals und der Werft von Pula, und schaffte 2004 auch den erstmaligen Aufstieg in die erste kroatische Liga. 2005/06 trat man unter dem Sponsornamen einer Brauerei an. 2006 änderte man den Namen erneut in nunmehr NK Pula, da nun die Stadtgemeinde der Hauptfinanzier war. Fusionsversuche mit dem nunmehrigen Drittligisten NK Istra Pula scheiterten. So benannte sich der NK Pula 2007 kurzerhand in NK Istra 1961 um und änderte die Uljanik-traditionellen blauen Vereinsfarben in die grün-gelben Istra- und Stadtfarben von Pula. Beides waren von den Demoni erklärte Voraussetzungen gewesen, damit sie nun diesen Verein anstelle des sportlich abgestürzten alten NK Istra unterstützten. Uljanik hatte zuvor keine aktive Fanszene. Anstelle des blauen Uljanik-Wappens trat auch ein dem grün-gelben Istra-Wappen nachempfundenes neues Wappen. Nach zwischenzeitlichem Abstieg in die 2. HNL 2007/08 bis 2008/09 spielt NK Istra 1961 seit 2009/10 wieder in der 1. HNL und erreichte 2020/21 erneut das kroatische Cupfinale (6:3-Finalniederlage gegen Dinamo Zagreb).
Während der NK Istra 1961 also in der Traditionslinie eigentlich das Uljanik von 1948 ist, spielt der tatsächlich 1961 gegründete NK Istra Pula im Amateurfußball, bis 2008/09 in der 3. HNL und derzeit in der viertklassigen 1. ŽNL Istarska. Daneben war 2003 auch ein neuer NK Uljanik wiedergegründet worden, der unten im Amateurfußball neu begann und seit 2019/20 in der drittklassigen 3. HNL Zapad spielt.
Zum sechzigjährigen Jubiläum der komplexen Geschichte seit 1961 hat man eine Ausstellungstafel zur Geschichte des Fußballs in Pula (Nogomet u Puli) gestaltet, die vor der Nordseite des Stadions aufgestellt ist.
Das Stadion Aldo Drosina wurde 1995 als städtisches Stadion (Gradski stadion) eröffnet. Im Jahr 2003 benannte man es nach dem aus Pula stammenden, im Jahr 2000 verstorbenen Fußballer und Trainer Aldo Drosina. 2009 begann ein Abriss und Neubau der Haupttribüne. Nach Abschluss der Bauarbeiten, mit denen die Kapazität auf 8.923 Plätze erhöht wurde, zog im Jahr 2011 NK Istra 1961 vom Uljanik-Stadion hierher um. Weiterhin spielt wie zuvor daneben auch NK Istra hier, allerdings gibt es auch einen mit offenen Tribünenstufen versehenen Nebenplatz. Ein Graffiti hinter der Haupttribüne erinnert an den 2013 bei einem Hallenfußballspiel an einem Herzinfarkt verstorbenen Istra-Spieler Alen Pamić (Sohn des vom GAK bekannten Igor Pamić).
Vor dem Spiel wurde die Stadt Pula besichtigt.

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