Mittwoch, 22. Dezember 2021
Rapideum
Rezension
SK Rapid (Hg.)
Rapideum Gemeinsam. Kämpfen. Siegen.
Wien 2021 208 S.
Zehn Jahre besteht das Rapideum bereits. Zum Jubiläum brachte das Museum des SK Rapid einen umfangreichen Katalog heraus. Er spiegelt die Vielfalt des Rapideums wieder: So wie das Rapideum nicht nur ein klassisches Museum sondern eher ein Lern-Ort ist, so präsentiert das Buch Objekte der Ausstellung und eröffnet zusätzlich einen vertiefenden Blick in die Geschichte Rapids. Zu dieser Geschichte gehört mittlerweile auch das Rapideum selbst und so erfährt man hier auch manches zu dessen Entstehung und Entwicklung. „Es geht nicht nur darum, Fotos von Objekten zu zeigen, sondern die Geschichten dahinter zu erzählen. Die Geschichten, die hinter so manchem Stück stecken, aber auch, wie das Rapideum zu dem wurde, was es ist.“ Eine herausragende Objektgeschichte hat etwa die ehemalige Trainerweste von Lothar Matthäus, die von einer langjährigen Vereinsmitarbeiterin eineinhalb Jahrzehnte bei Haushaltsarbeiten getragen wurde, bis sie im Rapideum landete. Einen kritischen Moment der Rapideumsgeschichte sprechen in Interviews sowohl Andy Marek (selbstkritisch) als auch der Gründungs-Kurator des Rapideums, Domenico Jacono, an: Zwischen der Schließung des alten Rapideums mit dem Abriss des Hanappi-Stadions und der Eröffnung des neuen Rapideums im neugebauten Weststadion gab es den Moment, in dem das Rapideum in der Stadionplanungsphase kurzfristig an der Kippe stand. Dies wurde durch eine Kraftanstrengung wieder zurechtgerückt. Doppelinterviews mit Andy Marek und Michael Krammer über die Vereinssicht auf das Rapideum, mit Domenico Jacono und Thorsten Leitgeb über seine Konzeption und Entwicklung sowie mit Steffen Hofmann und Oliver Pohle („Er hat ein zweites Rapideum.“ beschreibt Hofmann dessen Sammlung) über die Bedeutung des Rapideums für die Vereinsidentität verdeutlichen in ihren unterschiedlichen Herangehensweisen und gleichen Schlüssen, welch bedeutender Ort, welch wichtiger Lern-Ort über Rapid, hier entstanden ist. Die „Buchvariante“ des Rapideums, wie der Band in der Einleitung beschrieben wird, ist ein papiergewordenes Rapideum. Das sieht man auf den ersten Blick schon bei der gelungenen grafischen Gestaltung, welche das charakteristische und einzigartige Aussehen der Ausstellung in Buchform brachte. Ausstellungsobjekte werden in schönen Fotos effektvoll beleuchtet präsentiert, so wie man sie ebenso aus der Ausstellung kennt. Inhaltlich ist das Buch auch in die drei Leitbegriffe „Gemeinsam“ – „Kämpfen“ – „Siegen“ gegliedert und erzählt die Geschichte Rapids anhand lehrreicher Objekte und Bilder. Welcher Fußballverein kann sonst von sich sagen „Am Anfang war der Hut.“ wenn er von seiner Frühgeschichte spricht? Manche Texte kennt man, manche liest man erstmals. Das Rapideum-Buch ermöglicht es, viele seiner schönen Objekte zumindest im Abdruck zu bewundern und sich beim Schmökern und Blättern stundenlang zu verlieren. Darüber hinaus bietet das Buch auch Platz für die – neben all den Highlights – beiden spannendsten Teile der Ausstellung, nämlich den Teil über die „schwarzen Stunden“ und dem bedeutenden Kapitel über den SK Rapid in der Nazi-Herrschaft. Im Buch werden auch die aktuellen Mitarbeiter und die Mitarbeiterin des Rapideums samt ihrer jeweiligen Faible dargestellt. Mein Faible als Besucher und Freund des Rapideum wären diese beiden Teile. Sie stehen pars pro toto dafür, dass das Rapideum nicht eine unkritische Heldensaga ohne Tiefgang bietet sondern Rapid in seiner Gesamtheit erfassen lässt. Gewidmet ist das Buch dem jüngst verstorbenen Rudi Edlinger: „Ohne ihn hätte es das Rapideum nicht gegeben, ohne ihn wäre der SK Rapid heute nicht der Verein, der er ist. Er lebte vor, was auch unser Handeln antreibt: Alles für Rapid!“ Großformat, 22 €, erhältlich im Rapidshop
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