Dienstag, 3. September 2019
Diego Maradona – Rebell. Held. Gott.
Rezension
Diego Maradona
Rebel. Hero. Hustler. God.
Regisseur: Asif Kapadia
Großbritannien 2019
130 Min.
Österreich-Premiere: Votivkino Wien, 3.9.2019
„Diego hat ein fantastisches Leben gelebt und ein furchtbares.“ sagt an einer Stelle im Film Maradonas früherer persönlicher Fitnesstrainer Fernando Signorini über ihn. Der britische Regisseur Asif Kapadia hat packende, gut ausgewählte Bilder aus TV-Berichten und privaten Videos montiert und mit Interviewaussagen von Maradona selbst sowie von Weggefährtinnen und Weggefährten oder Journalisten unterlegt. Er zeichnet damit das Leben und die Karriere Diego Maradonas nach, wobei der Schwerpunkt auf den sieben Jahren in Neapel von 1984 bis 1991 samt den beiden Weltmeisterschaften mit Argentinien 1986 und 1990 liegt. Die Zeit davor und danach wird kursorisch, zur Abrundung der Biographie behandelt.
Regisseur Asif Kapadia hatte zuvor u.a. biographische Filmdokumentationen über den Autorennfahrer Ayrton Senna 2010 (Senna) und die Sängerin Amy Winehouse 2015 (Amy – The Girl Behind the Name) veröffentlicht. Beide verstarben jung. Diego Maradona ist dem Tod bislang entkommen, auch wenn er aufgrund seines Lebenswandels nahe dran war. Das ist hier aber nicht Thema. Ausschnitte eines TV-Interviews zu einem Drogenentzug Maradonas werden gezeigt.
In Neapel wurde Maradona zur religiös verehrten Gottheit. In den letzten Jahren war Napoli zeitweise nah dran wie schon lange nicht, aber die einzigen beiden italienischen Meistertitel von Napoli blieben bislang jene mit Maradona. Als Fußballgott wurde Maradona hier bejubelt, konnte sich alles erlauben, aber wurde auch von der Begeisterung der Menschen und ihm nahekommenden Journalisten stark bedrängt. Einige Bilder zeigen das nachdrücklich. Themen des Films sind seine fußballerische Karriere, aber auch die enge Beziehung zur Camorra, Frauen und Betrug sowie seine Drogensucht.
Nachdem es immer nur steil bergauf ging, wird die WM 1990 als dramatischer Einschnitt beschrieben, nach dem Maradona in der italienischen Öffentlichkeit aufgrund des italienischen Ausscheidens gegen Argentinien zur Hassfigur wurde, allen bisherigen Schutz verlor, und nun für Drogenhandel gerichtlich verurteilt und wegen Doping für ein Jahr international gesperrt wurde. So steil es bergauf gegangen war, so tief und rasant war der Fall. Er brach ihn als Mensch.
Eine interessante Randnotiz ist, dass aus dem englischen Originaltitel Diego Maradona – Rebel. Hero. Hustler. God. im deutschen Verleihtitel Diego Maradona – Rebell. Held. Gott. gemacht wurde. Die nicht unwichtige Komponente des Schwindlers wurde hier aus unbekannten Gründen entfernt. Der wesentliche Untertitel blieb: Gott.
Die Österreich-Premiere des Films wurde vom Ballesterer präsentiert. Chefredakteur und Neapel-Kenner Jakob Rosenberg sprach einleitende Worte.
Ab 5.9.2019 im Kino.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen